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Silk City Gallery 2021 - "Siamese Twins"
Diese 4. und vorerst letzte Aktion der
Silk City Gallery 2021 - Camilla Margarito
im Rahmen des Krefelder Perspektivwechsels unter der kreativen und engagierten Leitung der Kuratorin Fredda Wouters war für mich etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal konnte ich einen Street Art Event von Beginn an fotografisch begleiten. Das war außerordentlich beeindruckend. Dieses spannende "Making Off", ergänzt durch Informationen zu Kunst und Künstlern, zu dokumentieren, ist mein ganz persönlicher Umgang mit dem Thema Street Art.
Find Translation here (...).
Heute möchte ich euch Camilla Margarito aus Italien mit ihrem Werk "Siamese Twins" vorstellen, das sich sehr anschaulich mit dem "Wohl und Wehe" der zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigt.
Camilla sagt von sich, dass sie es ein wenig schwierig findet, Gedanken und die damit verbundenen Emotionen, die uns umgeben, in Worte zu fassen. Deshalb liebt sie die Kunst in ihren verschiedenen Erscheinungsformen. Worte können unklar sein. Sie haben zu viele Grenzen.
Ihre Bildkomposition für das Seidenweberhaus sei aus einer gewissen Neugier heraus entstanden. Sie möchte kein "in Stein gemeißeltes" Kunstwerk zeigen, sondern einfache Überlegungen verbildlichen. Ungewöhnlich die Figur der siamesischen Zwillinge, besonders die Form einer Vase mit zwei Hälsen. Dargestellt und wunderschön heraus gearbeitet hat sie die schönen Ähnlichkeiten der beiden Formen.
Camilla Margarito hatte für ihr "kleines" Bild die Idee, mit diesen zwei Brüdern zu beginnen, die ihr leben als siamesische Zwillinge in nur einem Körper meistern müssen.
Sie hat sich gefragt, inwieweit sich bei beiden eine symbiotische Beziehung wahrnehmen lässt. Welches Maß an Organisation und vor allem wie viel Respekt und Verständnis erforderlich seien, um gut zu leben und nicht in die Gedanken und Freiheiten anderer in so einem begrenzten "Raum" einzudringen.
Im Falle der Siamesen sei es die Natur, die handelt, und die Natur würde diesen beiden Menschen wahrscheinlich mit unendlicher Liebe und einem grenzenlosen Sinn für Einheit ausstatten, um ihnen zu ermöglichen, das Leben auf bestmögliche Weise zu bewältigen.
Aber was würde in der Gesellschaft entstehen, in familiären Beziehungen, in Arbeitsbeziehungen, in all jenen engen Beziehungen, in denen wir uns unsere "Mit"menschen nicht aussuchen können?
Diese Beziehungen wollte Camilla in einer positiven Entwicklung darstellen. Für sie sei das ein Spiel mit Zahlen. (Aus 1 + 1 = 1 oder doch 2?) Sie spricht in Folge von einer Begegnung mit dem Willen, sich auch in tieferen Ebenen zu verstehen. Von einer Begegnung, die auf eine faire und gegenseitige Beziehung abzielt, die sich in einer Umarmung manifestieren kann und nach gegenseitiger Einheit strebt.
Diese Einheit lässt sie auch durch die Vase mit den zwei Hälsen repräsentieren. Sie sieht diese Vase als ein Objekt, dass trotz seiner Zerbrechlichkeit Stabilität und Stärke zeigt. Einheit und Vielfältigkeit zugleich, würde diese Vase zeigen. Auch in diesem Teilbild führt sie ihr Spiel mit den Zahlen weiter.
*Für das Design der Amphore habe ich mich von einer Keramik der Gumelniten Kultur aus der Zeit von 4500-4300 v. Chr. inspirieren lassen."
Die Überlegungen gäben ihrer Bildidee enorm viel Kraft, wie sie mit strahlenden Augen dem Menschen hinter der Kamera erzählt. Hier sieht eine Möglichkeit, dass die Gesellschaft auf ihrem "kleinen" Bild lernen könne, sich zu achtsam zu organisieren um letztendlich besser zusammen leben zu können.
(Quellen: Video krefeld.de, Camilla Margerito)
Anmerkung: An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Camilla für die Erklärungen zu ihrem Bild. Auch wenn wir Betrachter uns zur urbanen Kunst unsere eigenen Gedanken machen soll(t)en, empfinde ich es immer als eine Bereicherung/Vervollständigung, wenn der Künstler etwas von seiner eigenen Intention mit auf den Betrachtungsweg gibt.
Camilla Margarito ist eine Bildhauerin, Illustratorin und Streetartistin aus Puglia, die heute in Berlin lebt und arbeitet. Sie studierte an der Kunstakademie in Lecce (Puglia) im Süden von Italien und zog 2012 nach Berlin, wo sie auf der Suche nach einer originellen künstlerischen Sprache mit Gips, Holz und Mixed Media Skulpturen erstellt, sowie Tusche Zeichnungen, Drucke und Malereien anfertigt. In den letzten 10 Jahren nahm sie an verschiedenen Streetpaintingfestivals in Italien, Frankreich und Deutschland teil und erstellte oft gemeinsam mit ihrem Partner Martino Larocchia Straßenmalereien und Wandmalereien.
(Quelle: offizielle Information der Stadt Krefeld)
Krefeld, 11.09.2021
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