"Schulen in Bewegung" zeigt mit "Der Herr der Fliegen" eine beeindruckende Parabel auf die Macht von Feindbildern

Jack (Alexija Selimovic, im Vordergrund) reißt die Macht an sich. | Foto: Küster
  • Jack (Alexija Selimovic, im Vordergrund) reißt die Macht an sich.
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Schüler sechs verschiedener Schulformen bringen „Der Herr der Fliegen“ nach William Goldings berühmtem Roman aus dem Jahr 1954 auf die Bühne und betätigen sich dabei als Schauspieler, Bühnen- und Kostümbildner und Videokünstler: Dabei kann es sich nur um die neueste Auflage von „Schulen in Bewegung“, dem Projekt des Jungen Schauspielhauses unter der künstlerischen Leitung von Martina van Boxen, handeln. Nachdem im vergangenen Jahr mit Andreas Steinhöfels „Der mechanische Prinz“ ein aktuelles Jugendbuch, das Fantasy-Elemente und Gesellschaftskritik verbindet, als Vorlage diente, nehmen sich die Spieler nun einer zeitlosen Parabel auf menschliches Verhalten an.

Auf der Welt herrscht Krieg. Jugendliche stürzen mit einem Flugzeug ab und landen auf einer Insel. Schnell bilden sich zwei Gruppen heraus: Ralph (Jan Klöpper) möchte eine demokratische Ordnung etablieren. Seine Mitstreiterin Piggy (Luise Knof) pocht – zusehends vergeblich – auf rechtstaatliche Regularien. Jacqueline (Alexija Selimovic), die sich Jack nennen lässt, erhebt sich zum Diktator und hält ihren Anhang mit Jagd und Tanz bei Laune.

Der Umgang mit dem Bösen

Eng verwoben ist damit eine zweite Thematik: Jack und ihre Anhänger projizieren die negativen Anteile der eigenen Persönlichkeit auf ein ominöses „wildes Tier“ und schließlich auf zwei Jugendliche, die Jack Widerstand entgegensetzen – mit schrecklichen Folgen. Es wird deutlich, wie bedeutsam Feindbilder für die Konsolidierung von Gruppen sind.
Aus der Rückschau reflektieren die Jugendlichen in Videoeinspielungen das Geschehen: Würden sie wieder so handeln? - Einige geben zu, dass sie dem Reiz des entfesselten Bösen vielleicht auch beim zweiten Mal nicht widerstehen könnten.
Mit viel Energie und beeindruckenden Choreographien kommt ein komplexer Stoff auf die Bühne. Im Gegensatz zu Goldings Roman agieren auch Mädchen in dem Spiel um Moral und Macht. Wie verführerisch Feindbilder sind, wird hier sehr deutlich. Unbedingt sehenswert – für Jugendliche und Erwachsene.

Termine
„Der Herr der Fliegen“ ist wieder am Dienstag, 13. Juni, um 19 Uhr in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
weitere Termine: Mittwoch, 14. Juni, 10 Uhr; Montag, 19. Juni, 19 Uhr; Dienstag, 20. Juni, 10 Uhr; Montag, 3. Juli, 19 Uhr.
Die letzte Vorstellung ist für Dienstag, 4. Juli, 10 Uhr angesetzt.
Die Theaterkasse ist unter Tel.: 33 33 55 55 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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