Allein oder gemeinsam
Schüler erarbeiten Tanzprojekt fürs Klavier-Festival
Sie tanzen allein, zu zweit, zu viert, alle gemeinsam. Ihre Bewegungen zur Musik sind mal fließend, mal dynamisch. 66 Schülerinnen und Schüler von vier Schulen aus dem Bochumer Norden studieren zurzeit eine Choreographie zu Igor Strawinskys Ballettmusik „Le Sacre du printemps“ ein. Das Ergebnis präsentieren die Kinder und Jugendlichen im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr am Sonntag, 24. Februar, um 17 Uhr im Musikforum.
Für das inklusive Tanzprojekt haben sich im Herbst 2018 die Frauenlob-Schule, die Hilda-Heinemann-Schule (Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“), die Anne-Frank-Realschule und die Heinrich-von-Kleist-Schule zusammengefunden. Inspiriert wurden sie vom Education-Projekt des Klavier-Festivals in Duisburg-Marxloh. Die Stiftung Klavier-Festival Ruhr begleitet jetzt auch das Bochumer Tanzprojekt.
Auf der Grundlage von Strawinskys Musik setzen sich die Schülerinnen und Schüler im ausverkauften Musikforum mit heutigen gesellschaftlichen Problemen, wie Mobbing und Ausgrenzung, auseinander. „Das ist die grobe Idee, an der sich die Choreographie ausrichtet“, erklärt Projektmanagerin Claudia Eckes. „Es geht zum Beispiel um die Frage, wie man damit umgeht, und ob man sich entscheidet, sich einzugliedern oder sich zu widersetzen.“ Die Fragestellungen spiegeln sich in Szenen wider, in denen etwa ein Tänzer einen anderen wie eine Puppe lenkt oder ein „Dirigent“ den anderen Tänzern vorgibt, wie sie sich bewegen sollen.
Proben begannen im Oktober
Seit Oktober proben die 66 Kinder und Jugendlichen – erst separat in den einzelnen Schulen, seit Januar zusammen. „Es soll eine Gruppe auf der Bühne sein, nicht vier einzelne Schulen“, betont Erika Pico, die zusammen mit Bianca Pulungan für die Choreographie verantwortlich ist.
Nicht nur die beiden sind es jedoch, die über die Tanzelemente entscheiden. Auch die Schülerinnen und Schüler haben sich eingebracht. „Jeder sollte sich fünf eigene Bewegungen überlegen, die jetzt Teil der Aufführung sind“, erklärt Magdalena (16) von der Anne-Frank-Realschule. Sie hat sich entschlossen, sich am Tanzprojekt zu beteiligen, weil es eine Abwechslung zum Sportunterricht darstellt. Ein bisschen aufgeregt sei sie vor der Aufführung schon, gesteht sie.
Lena (15), Annalena (15) und Jessica (16) von der Realschule sind ebenfalls mit dabei. Sie bringen schon Erfahrung mit, denn im vergangenen Schuljahr nahmen sie an einer Tanz-AG ihrer Schule teil. Damals traten sie zusammen mit den Bochumer Symphonikern im Musikforum auf.
Alle 66 Schülerinnen und Schüler im Alter von neun bis 17 Jahren engagieren sich mit viel Elan und Spaß. Auch Nikola von der Hilda-Heinemann-Schule. „Manches ist leicht, manches ist schwer“, berichtet der Zehnjährige. Deshalb ist viel üben angesagt. Fanden die Proben zunächst wöchentlich statt, ist das Pensum in den letzten beiden Wochen vor der Aufführung auf mehrstündige tägliche Proben erhöht worden. „Das ist sehr intensiv“, sagt Anja Marrek von der Anne-Frank-Realschule, die genau wie Petra Thiele von der Frauenlob-Schule begeistert von der Motivation und Disziplin der Kinder und Jugendlichen ist.
Zwei Pianisten begleiten die Tänzer
Begleitet werden die jungen Tänzerinnen und Tänzer von den Pianisten Fabian Müller (28) und Lorenzo Soulès (26), die Igor Strawinskys Ballettmusik „Le Sacre du printemps“ in seiner eigenen Bearbeitung für zwei Klaviere spielen. „Das ist sehr schwer, und wir müssen uns sehr auf Klavierspielen konzentrieren“, erläutert Müller. Nichtsdestotrotz ist es für sie auch wichtig, die Choreographie der Schülerinnen und Schüler zu kennen. „Wir müssen aufeinander reagieren. Das ist die Herausforderung“, sagt Müller.
Alle Beteiligten hoffen, dass das Tanzprojekt im Bochumer Norden nach der Aufführung am 24. Februar fortgeführt werden kann. „Wir vom Festival würden es weiter begleiten“, kündigt Dr. Tobias Bleek, Leiter des Education-Teams des Klavier-Festivals Ruhr, an.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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