Special Spots I Tag des offenen Denkmals
Schlaraffia Crefeldensis e.V.

Zeitgenössische Darstellung der Stadt Prag zur Zeit der Gründung. | Foto: Samara Blue Urbex Art
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Von der Pflege der Kunst, der Freundschaft und des Humors

Während einer spannenden Foto Tour im Sommer 2020 durch das alte Krefelder Stadtbad erfuhr ich, dass der einst prächtige Ruheraum des irisch-römischen Bades in der Zeit von 1983 - 2002 dem Männerbund der Schlaraffia Crefeldensis e.V. als Burg diente.
Doch wohin verschwanden die wackeren Rittersleut´ vor knapp 20 Jahren? Und wie ist es Ihnen ergangen? Warum nur verließen sie diese prächtigen Räume? Lese auch hier: (...)

Der Ruheraum des irisch-römischen Dampfbades im  historischen alten Stadtbad Krefeld war lange Zeit die Burg der Schlaraffia Crefeldensis. | Foto: Samara Blue Urbex Art
  • Der Ruheraum des irisch-römischen Dampfbades im historischen alten Stadtbad Krefeld war lange Zeit die Burg der Schlaraffia Crefeldensis.
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Da mir i.d.R. nur fotografieren nicht reicht und ich von Natur aus neugierig bin, habe ich angefangen, mehr über diese Vereinigung von Männer heraus zu finden. Ich habe mich mit meinen Fragen Ende 2020 per Email direkt an die Schlaraffen hier in Krefeld gewandt und erhielt ein wenig überrascht, doch sehr erfreut auch prompt eine Antwort.

"Et Klöske" Krefeld/Ritterburg in Wort und Bild

Wie ich als profane* Frau in eine Burg eines Männerbundes kam.
Eine Dokumentation in Wort und Bild

Leicht irritiert las ich den Absender der Mail: "Binschon@...". Nun ja, was soll ich sagen, die Antwort war knapp und klar. Man bedankte sich für mein Interesse an ihrem Männerbund, gab mir die aktuelle Adresse, sicherheitshalber fett gedruckt ;-) und teilte mir mit, dass man gerne Informationen zu ihrer Zeit im alten Stadtbad beisteuern würde. Natürlich alles Corona konform. Wirkte alles sehr gut organisiert.

Der "Wappen- und Adelsmarschall", Herr Klaus Drenk, wurde gleich mit in cc genommen. Nun habe ich mir die Kontaktdaten des Absenders, des stellv. Vereinsvorsitzenden der Crefeldensis e.V., angeschaut. "Rochus Kralik Ritter von Meyrswalden" - ein beeindruckender Name und wie mir Doc Google schnell verriet, ein "echter Ritter". Vor dem folgenden Telefonat hatte ich schon etwas Herzklopfen. Was erwartete mich wohl von einem hochrangigen Mitglied eines Männerbundes? Die Bedenken waren unbegründet, wie sich schnell heraus stellte. Eine ausgesprochen jugendlich wirkende Stimme unterhielt sich aufgeschlossen und freundlich über das Thema "kreativer Männerbund" im allgemeinen und im besonderen über Details aus ihrer Zeit im alten Krefelder Stadtbad.

Noch heute zeugen im alten Krefelder Stadbad die (Fantasie)namen von den kreativen Sippungen der Krefelder Schlaraffen, die hier ihre Spenden verzeichnet haben. | Foto: Samara Blue Urbex Art
  • Noch heute zeugen im alten Krefelder Stadbad die (Fantasie)namen von den kreativen Sippungen der Krefelder Schlaraffen, die hier ihre Spenden verzeichnet haben.
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Mein Foto aus dem Krefelder Stadtbad mit den Namenstafeln, aus der hier ein Ausschnitt zu sehen ist, habe Erinnerungen geweckt und berührt, an eine offensichtlich schöne Zeit an diesem Ort, sagt "Ritter Binschon". Die Tafeln mit diesen Namen erinnern Besucher des historischen Schwimmbades noch heute an das Treiben der lustigen Rittersleut´. Hier hat z.B. ein "Ritter Brasilio" aus Oberhausen einmal eine Spende getätigt, liebevoll kreativ dokumentiert.

Im Anschluss an das Telefongespräch verabredeten wir ein Treffen vor Ort. Es sollte zwar noch ein paar Monate dauern, bis es dann auch zustande kam, aber in dieser merkwürdigen Pandemie Zeit ist das wohl nichts Besonderes.

Im Mai 2021 fand sich ein gemeinsamer Termin und ich packte, mal wieder mit Herzklopfen, meine Fotoutensilien zusammen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Schwerpunkt dieses Tages nicht wie erwartet auf den Fotos lag. Die Bedingungen vor Ort waren für meine Erfahrung in der Fotografie und mein Equipment doch schwieriger als erwartet. Es war vielmehr das Gespräch mit den drei älteren Herren, das mich fasziniert hat. Nicht nur, dass sie mir, als ein ihnen vollkommen unbekanntes weibliches Wesen, einen umfänglichen Einblick in ihr kreatives Tun geben würden, sie haben mir auch zu jedem Zeitpunkt das Gefühl gegeben, dass sie mich und mein (Foto)projekt "Männerbund" durchaus ernst nehmen. Das hat mich beeindruckt und berührt.

Ein Besuch an einem besonderen Ort, gesehen mit den Augen einer profanen* Frau.

Nach 20 Jahren im Dornröschenschlaf diente dann dieser einst prächtige Ruheraum des alten römisch-irischen Dampfbades in der Zeit von 1983-2002 dem Männerbund Schlaraffia Crefeldensis e.V. als Burg für ihre Sippungen*. Doch nichts ist für die Ewigkeit und so mussten die Herren sich eines Tages eine neue Burg erobern.

Umzug vom alten Krefelder Stadtbad ins "Et Klöske"

Dieser wunderschöne Radleuchter durfte aus dem historischen Krefelder Stadtbad mit in die neue Ritterburg "Et Klöske" umziehen. | Foto: Samara Blue Urbex Art
  • Dieser wunderschöne Radleuchter durfte aus dem historischen Krefelder Stadtbad mit in die neue Ritterburg "Et Klöske" umziehen.
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Anfang des 2. Jahrtausends gab es für den Ruheraum des ehemaligen römisch-irischen Bades den Plan, einen noblen, italienischen Gastronom zu etablieren, um das Ansehen des Gebäudes zu verbessern. Das hat zwar letztendlich nicht geklappt, aber die kreativen Ritter mussten sich trotzdem nach einer neuen Bleibe, nach einer neuen Burg umsehen. Das ebenfalls in die Jahre gekommene "Et Klöske"in Krefeld-Uerdingen, das 1403 zum ersten Mal als Hospital "Zum heiligen Michael" erwähnt wurde und seitdem auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück blicken kann, suchte offenbar zu jener Zeit einen neuen Besitzer. 

Die Stadt benötigte Geld und durch gute Verbindungen konnten die Verhandlungen mit dem Krefelder Männerbund aufgenommen werden. Es sollten lange Verhandlungen werden an deren Ende man sich auf einen Kauf auf Erbbaurecht einigen konnte. So zahlen die Schlaraffen 25 Jahre an die Stadt. Die Stadt bleibt noch im Grundbuch eingetragen, aber der Schlaraffia Crefeldensis e.V. hat im Status des Besitzers die Verantwortung für das Gebäude.

Doch erst einmal stand eine aufwändige Restaurierung und Berücksichtigung von Denkmalschutzgesichtspunkten an, die die wackeren Ritter in Eigenleistung gestemmt haben. Die Stadt hat damals die anfallenden Kosten mit DM 250.000 bewertet, wovon ca. DM 130.000 auf Arbeitskosten entfielen. Diese Kosten wurden zum Teil von den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Später haben ca. 70% auf die vollständige Darlehnstilgung verzichtet. Aus meiner Sicht ist das ein Zeichen für den fundierten nachhaltigen Zusammenhalt des Männerbundes, dass sie sich als Gemeinschaft, die füreinander sorgt, versteht und nicht nur als "Spaßclub". Mehr SEIN als SCHEIN.

Mitgenommen wurden die Oberlichter des Ruheraums und nach Rücksprache mit dem Denkmalschutz auch der prächtige Deckenleuchter, der den Rittersaal im "Et Klösken" bei den Sippungen* sicherlich in ein wunderbar warmes Licht erscheinen lässt und so ein wenig romantische Ritterstimmung in diesem denkmalgeschützten ehemaligen Hospitals gibt.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Saccomalerei in der Apsis. Um die empfindliche Malerei zu schützen, wurden Makrolonplatten davor gesetzt. Auf diese wurden vo ´n einer Künstlerin die fehlenden Gemäldeteile möglichst stilecht nachempfunden.

So haben die Ritter der Schlaraffia Crefeldensis in Uerdingen am Rhein mit dem historischen Gebäude des "Et Klöske" eine neue würdige Burg, eine Heimat gefunden.

Wenn du mehr erfahren möchtest, wie es sich als Ritter der Schlaraffen lebt, wie die Rolle der Frau ist und warum im Rittersaal eine überdimensionale Schere hängt, dann lese gern hier weiter: (...).

Autor:

Samara Blue/ Kerstin Ellinghoven aus Bochum

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