Schillers "Maria Stuart" in den Kammerspielen des Schauspielhauses zeigt zwei Frauen im erbitterten Kampf um Macht
Manche behaupten ja, der modernen Frau werde ihr eigener Körper, den es zu stählen gilt, zum Gefängnis. Die Anfangssequenz von Heike M. Götzes Inszenierung des Schiller-Klassikers „Maria Stuart“ lässt an diese These denken: Maria (Johanna Eiworth) rennt sich auf einer Bühnenkonstruktion, die wie ein übergroßes Fitnessgerät wirkt, die Seele aus dem Leib.
Im Zweikampf mit ihrer Kontrahentin, der englischen Königin Elisabeth (Bettina Engelhardt) , steht Maria Stuart, Königin von Schottland, für Aufgeschlossenheit gegenüber sexuellen Freuden, während ihre Rivalin sich durch demonstrativ zur Schau getragene Enthaltsamkeit zu profilieren versucht. Ausgangspunkt der Verwicklungen ist, dass Maria einst aus Schottland vertrieben worden ist, da sie verdächtigt worden war, an der Ermordung ihres Ehemannes beteiligt gewesen zu sein. Zuflucht erhofft sie sich in England, bei Königin Elisabeth, die jedoch um ihre Krone fürchtet, da auch Maria Anspruch auf den englischen Thron erheben kann. Deshalb lässt Elisabeth ihre Kontrahentin gefangen nehmen und inhaftieren. Die Handlung spitzt sich nun so sehr zu, dass am Ende beide Frauen untergehen.
Machtkampf, in dem Männer eine untergeordnete Rolle spielen
Auf der Bühne entfaltet sich ein Machtkampf, in dem die Männer – gespielt von André Benndorff, Matthias Eberle, Tim-Fabian Hoffmann, Thomas Mehlhorn, Pirmin Sedlmeir und Martin Weigel – weitgehend ihrer Identität entkleidet, im Hintergrund agieren. Dass heißt jedoch nicht, dass die Schauspieler nicht zum Zuge kommen: Das chorische Sprechen ist ausgesprochen beeindruckend.
Johanna Eiworth, die zuvor am Theater Freiburg engagiert war und in „Maria Stuart“ ihr Debüt am Schauspielhaus gibt, und Bettina Engelhardt, seit 2010 eine feste Größe an der Königsallee, entfalten vor diesem Hintergrund ein Spiel, dass von einer Intensität ist, dass es schmerzt. Die Inszenierung konzentriert sich ganz auf den Machtkampf der beiden und lässt die für Schillersche Dramen typischen Intrigen in den Hintergrund treten. Das Zurückgeworfensein auf den weiblichen Körper macht um so deutlicher, dass sich hier zwei starke Frauen – letztlich vergeblich – in einer Männerwelt zu behaupten versuchen. Die kimonoartigen Gewänder stehen für die Verschränkung von zutiefst Persönlichem und Öffentlichem. - Ein beeindruckendes Erlebnis.
Termine
„Maria Stuart“ ist am Mittwoch, 27. September, um 19.30 Uhr wieder in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
weitere Termine: Freitag, 6. Oktober, 19.30 Uhr; Freitag, 13. Oktober, 19.30 Uhr (18.45 Uhr Einführung im Theater Unten); Samstag, 28. Oktober, 19.30 Uhr; Mittwoch, 1. November, 19 Uhr; Freitag, 3. November, 19.30 Uhr; Sonntag, 12. November, 19 Uhr; Donnerstag, 30. November, 19.30 Uhr.
Die Theaterkasse ist unter Tel.: 33 33 55 55 zu erreichen.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.