„Achtung Spoiler“
Schauspielhaus Bochum stellt die neue Spielzeit vor
Unter dem Titel Achtung Spoiler stellte das Schauspielhaus Bochum jetzt das Programm der Spielzeit 2024/2025 vor. Schauspielhaus Intendant Johan Simons, Chefdramaturgin Angela Obst, Cathrin Rose (Leiterin des Jungen Schauspielhaus) und Kennet (Mitglied des Jugendaufsichtsrates Drama Control) präsentierten in den Kammerspielen 17 Premieren, die die kommende Saison prägen werden.
Eröffnungsmonat
Mit der nachgeholten Premiere von Samuel BeckettsWarten auf Godot startet das Schauspielhaus am 6. September in die Spielzeit. Die Inszenierung von Ulrich Rasche verspricht mit einer einzigartigen und intensiven Theatersprache eine ganz neue Perspektive auf Becketts Schlüsselwerk des absurden Theaters. Es folgt am 20. September die Premiere von Alice im Wunderland oder Wie Alice in ihren Kopf fiel, mit der Anaïs-Manon Mazić ihr Regiestudium an der Folkwang-Universität der Künste abschließt. Im intimen Raum des Oval Office lädt sie das Publikum ein zu einer Reise durch Alices (Unter-)Bewusstsein auf der Suche nach Transformation und Selbstentdeckung. Einen Tag später, am 21. September, feiert in den Kammerspielen Caroline Kapps Inszenierung von Grelle Tage Premiere. Das Debütstück der Schweizer Autorin Selma Kay Matter zeigt Momentaufnahmen aus verschwundenen Landschaften, austrocknenden Seen und schmelzenden Gletschern. Ein mit Empathie und leisem Humor geschriebenes Stück über die Verwundbarkeit der Erde, dessen Inszenierung die erste Arbeit von Caroline Kapp am Schauspielhaus Bochum ist.
Im Theaterrevier zeigt das Junge Schauspielhaus als erste Premiere der Saison am 22. SeptemberDas NEINhorn nach dem Buch von Marc-Uwe Kling und Astrid Henn. Regisseur Thorsten Bihegue (NERVT!, Der kleine Prinz) bricht gemeinsam mit der Drama Control aus der Zuckerwattewelt des NEINhorns aus, um festzustellen, dass sogar bockig sein gemeinsam viel mehr Spaß macht als allein.
Eugene O’Neill beschreibt in Eines langen Tages Reise in die Nacht einen Tag im Leben der Familie Tyrone, die nach Vergebung und Halt sucht, aber längst alle Rettungsleinen, nach denen sie greifen könnte, durchtrennt hat. Selten wurde so messerscharf der amerikanische Traum seziert. Johan Simons’ Inszenierung des berühmten Familiendramas feiert am 27. September Premiere im Schauspielhaus.
Abgerundet wird der Eröffnungsmonat von einem Theaterfest am 15. September mit gemeinsamem Frühstück auf dem Vorplatz, Kostümverkauf, Technikshow, Lesungen für Kinder, Bar, Musik und Tanz.
„Blick nach vorn“
Johan Simons: „Die Geister der Vergangenheit kehren zurück. Ob in Deutschland, in großen Teilen Europas, in den USA – überall erhalten Rechtspopulist*innen immer mehr Zuspruch, Unterstützung und immer größere politische Macht. Und das, obwohl sie alle ein Ziel verfolgen: die Spaltung unserer diversen, multinationalen und offenen Gesellschaften. Dagegen müssen wir uns wehren. Wir wollen in der nächsten Spielzeit unseren Teil im Theater dazu beitragen, dass wir zusammenrücken, dass wir Wege suchen, sich einander zugehörig zu fühlen. Das ist eine Riesenkraft von Theater: die Einladung, sich zu verbinden.“
Angela Obst: „Beim Nachdenken über die neue Spielzeit interessierte uns vor allem, in komplexen, dichten Narrationen Trost zu suchen, Vitalität, Kraft, Helligkeit. Denn wir haben um uns herum, auch in uns, viel Erschöpfung entdeckt, auch Trauer und Wut. Es sind so krisengeschüttelte Zeiten. Wir wollten uns nicht in Dystopien versenken oder nur auf das blicken, was erschreckend, ernüchternd, angsteinflößend ist, sondern wir wollten danach fragen und graben, was uns zusammenhält und nach vorn blicken lässt.“
Im Oktober und November kehren mit Tom Schneider und Lies Pauwels zwei Künstler*innen zurück, die bereits mehrfach das Bochumer Publikum begeisterten. Tom Schneider bearbeitet Mary Shelleys berühmten Roman Frankenstein (18. Oktober, Schauspielhaus). Lies Pauwels entwickelt entlang der Geschichte von Goethes Werther einen Abend über das Wesen der romantischen Liebe – unter anderem aus der Perspektive junger Männer (1. November, Kammerspiele).
Zur Weihnachtszeit erhebt sich Nils Holgersson nach dem Roman von Selma Lagerlöf ab dem 16. November in die Lüfte. Die bewegende Geschichte eines Jungen, der auf dem Rücken einer Gans die Welt entdeckt, wird auf die Bühne gebracht von Nils Zapfe. Cathrin Rose: „Die Inszenierung konzentriert sich auf Nils und seine Reise mit den Gänse und die Begegnung mit anderen Tieren. Nils sieht die Welt von oben und wie der Mensch eingreift in die Natur und das Leben der Tiere.“
Erstmals am Schauspielhaus Bochum inszeniert der belgische Countertenor und Regisseur Benjamin Abel Meirhaeghe. In seiner Arbeit Give up die alten Geister (13. Dezember, Kammerspiele) begegnen sich Pianistinnen, Tänzer*innen und Schauspieler*innen und erfinden einen Abend, der um Erinnerung kreist. Zentraler Glutkern darin: Mozarts unvollendetes Requiem.
Eine Woche später, am 20. Dezember, wird im Theaterrevier mit Vier Piloten von Till Wiebel ein hollywoodreifer Highschool-Krimi für Menschen ab 13 Jahren zur Uraufführung gebracht.
Weitere Highlights im kommenden Jahr
Johan Simons’ zweite Inszenierung der Saison widmet sich Elena Ferrantes Romanzyklus Meine geniale Freundin. Der Abend folgt den Lebensgeschichten zweier sehr verschiedener Freundinnen, die immer darauf bestehen, ihr Leben selbst zu bestimmen – auch wenn der Preis dafür hoch ist – und feiert am 24. Januar Premiere im Schauspielhaus. Für die diesjährige Koproduktion mit der Folkwang Universität der Künste widmet sich Regisseur Thomas DannemannErich KästnersFabian oder Der Gang vor die Hunde. Der berühmte Großstadtroman zeigt eine Gesellschaft im Ausnahmezustand, wenige Jahre vor der Machtergreifung Hitlers, und wird von den Schauspielstudierenden des dritten Jahrgangs der Folkwang UdK ab dem 31. Januar in den Kammerspielen gezeigt. Regisseurin Claudia Bossard verwandelt regelmäßig komplexe literarische Texte in eindrucksvolle Bilder und atmosphärische Szenen für die Bühne. Jetzt setzt sie sich mit Emily Brontës Roman Sturmhöhe auseinander, einem Werk voller maßloser Gefühle und unergründlicher Natur, das nach Jahrhunderten noch fasziniert (7. März, Schauspielhaus).
Zusammen mit den Mitgliedern der Drama Control entwickelt Lara Kaiser das neue Klassenzimmerstück S.U.P.E.R. rund um Superheld*innen und ihre kleinen und großen Held*innentaten. Bevor die Inszenierung auf die Reise durch Bochumer Schulen geht, feiert sie am 9. März Premiere im Theaterrevier.
Zum Saisonabschluss ein Escape Room zur Rettung der Welt
In Zeiten, in denen Kriege wieder nah und in unser Alltagsbild gerückt sind, wird Bertolt Brechts frühes Stück Trommeln in der Nacht erneut zum poetisch-politischen Aufschrei. Regisseurin Felicitas Brucker erzählt die Geschichte des Kriegsheimkehrers Andreas Kragler ab dem 11. April (Schauspielhaus). Vor dem Hintergrund des langen Kampfes um den Hambacher Forst entsteht mit unterschiedlichen Beteiligten des Konfliktes und mit dem Schauspielhaus-Ensemble ein Ort der Auseinandersetzung und des Perspektivwechsels: Exit Hambi. Ein Escape Room zur Rettung der Welt ist ein Abend von Michael Graessner, Malte Jelden, Elisa Kühnl und Dorothea Neweling und wird in der Bochumer Kirche St. Anna eingerichtet – Premiere am 3. Mai.
Für die letzte Premiere der kommenden Spielzeit kehrt das niederländische Theaterkollektiv De Warme Winkel (Der Bus nach Dachau) zurück an die Königsallee. Für seine neue Inszenierung mit dem raumgreifenden Titel Gundhi (Zusammensetzung aus dem englischen Wort für „Pistole“ [Gun] und dem Nachnamen der indischen Friedensikone [Ghandhi]) beschäftigt es sich mit der Pazifismus-Ikone Mahatma Gandhi – und mit Waffen. Das Ergebnis der Recherche ist ab dem 29. Mai in den Kammerspielen zu erleben.
Als neue Mitglieder im Ensemble begrüßt das Schauspielhaus Bochum die Schauspieler Ole Lagerpusch sowie Jakob Schmidt, der vom Hans Otto Theater Potsdam zurück in seine Heimatstadt Bochum kommt.
Der Kartenvorverkauf für die ersten Wochen der neuen Saison startet am Dienstag, 25. Juni. Weitere Infos zum Programm unter www.schauspielhausbochum.de.
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