Stadtarchiv "Schaufenster Stadtgeschichte"
„Schaufenster Stadtgeschichte" präsentiert „Brief von Ottilie Schoenewald“

Ausschnitt aus dem Brief von Ottilie Schoenewald | Foto: Stadt Bochum
  • Ausschnitt aus dem Brief von Ottilie Schoenewald
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Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.

Im Februar geht es um „Brief von Ottilie Schoenewald an Dr. Josef Lossen (1947)“.
Interessierte können sie auch im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, besichtigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bochum.de/stadtarchiv.

Ottilie Schoenewald gehörte in der Vorkriegszeit mit ihrem Ehemann, dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Siegmund Schoenewald, zu den bekanntesten Persönlichkeiten Bochums. Sie war Mitglied des Stadtrats, Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes in Bochum und später sogar auf Reichsebene. Sie engagierte sich auch stark für die Rechte von Frauen in der Gesellschaft. Die zunehmende Diskriminierung und Verfolgung des jüdischen Paares durch die Nationalsozialisten mündete in der Emigration nach Holland, später nach England, wo Siegmund Schoenewald 1943 starb. Ottilie Schoenewald starb 1961 in Chicago.

Ottilie Schoenewalds Engagement galt stets ihren jüdischen Glaubensgenossinnen und -genossen. Beispielhaft sei die Unterstützung der „Ostjuden“ genannt, die im Oktober 1938 aus dem Deutschen Reich nach Polen ausgewiesen wurden. Ottilie Schoenewald wurde von den Betroffenen um Rat gefragt und sie nahm maßgeblich die überhastete Vorbereitung der ersten Deportation Bochumer Juden in die Hand. Vergleichbare Berichte gibt es auch von anderer Seite, davon zeugt der Brief Schoenewalds an Dr. Josef Lossen, der „in den Schreckenstagen von 1938 (…) nicht nur ein Arzt für unsere körperlichen Leiden, sondern (…) uns durch Ihre Güte und Hilfe auch seelischen Trost gegeben“ hatte. Gemeint war sicherlich die Reichspogromnacht vom 9. November 1938, in der auch das Haus der Schoenewalds verwüstet worden war.

Ottilie Schoenewald schrieb diese Zeilen voller Dankbarkeit aus ihrem Exil in New York im Jahre 1947. Dr. Lossen war leitender Arzt am St. Josefs-Hospital in Bochum und hat offenbar, gemeinsam mit seiner Tochter und weiteren Mitarbeitern des Hospitals, trotz aller Gefahren durch das NS-Regime, den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Bochums unterstützend zur Seite gestanden.

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