Schriftstellerin aus Bochum: mit Stress der Work-Life-Balance hinterher
Sabine Bode veröffentlicht neues Buch "Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga"

Sabine Bode hat ihr neues Buch "Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga" veröffentlicht - auch als Hörbuch. | Foto: Olli Haas
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  • Sabine Bode hat ihr neues Buch "Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga" veröffentlicht - auch als Hörbuch.
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"Selfcare", "Work-Life-Balance" und das unbedingte Verlangen, sich von Dingen zu trennen: Das sind Dinge und Bestrebungen, die viele insbesondere in der Corona-Zeit nachgehen wollen. Aber woher kommt das und warum muss ausgerechnet die Suche nach der inneren Ausgeglichenheit in Stress ausarten und warum muss ich dafür so viel kaufen? Die Autorin Sabine Bode aus Bochum macht sich in ihrem neuen Buch "Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga" auf die Suche nach Antworten - und das ist extrem lustig.

Was macht eine Autorin in Corona-Zeiten?
Im Großen und Ganzen nicht viel anderes als zuvor. Schade ist aber, dass viele Auftritte weggefallen sind. Mit meinem letzten Programm „Alter, was willst du von mir?“ war der erste Auftritt gleichzeitig der letzte. Ist okay, ich komme klar, was bei anderen aus meiner Branche aber nicht so ist: Tontechniker, Maskenbildnerinnen und andere aus der Film-, Kunst- und Kulturbranche stehen vollkommen ohne Aufträge und Einnahmen da – aber alle wollen Filme schauen und Bücher lesen. Immerhin bin ich in der glücklichen Lage, dass mein letztes Buch „Älter werden ist voll sexy, man stöhnt mehr“ immer noch ziemlich weit oben in der Spiegel Bestseller-Liste ist.
…und trotzdem hast du jetzt noch eins geschrieben. Noch ein Corona-Tagebuch?
Nein, es gibt so viele Bücher und Podcasts über Corona – ich wollte ein bisschen Normalität reinbringen. Und als ich im September angefangen habe, zu schreiben, hatte ich noch gehofft, dass heute niemand mehr weiß, was Corona ist. Aber da musste ich nicht noch meine Meinung zu kundtun, alle machen doch gerade ihre eigenen Erfahrungen mit dem Lockdown.

Normalität in der Corona-Pandemie

In einem Kapitel geht es aber um die Probleme, die eine Familienmutter im Home-Office hat.
Ja, das konnte ich mir nicht verkneifen, gehört aber eben auch zu unser aller Alltag, gerade.
Einen so richtig roten Faden finde ich in dem Buch nicht, außer das Thema Stress.
Ich habe einen roten Faden gesucht, um den ich die Geschichten herumspinnen kann. Und weil ich ein hektischer Mensch bin, habe ich mich gefragt: Woher kommt das? Surprise, surprise: Den meisten Stress machen wir uns selbst. Dann sagt dir aber die Wohlfühlindustrie, dass du fit und gesund sein musst, Selfcare betreiben musst, dass aber 24 Stunden am Tag mit Produkten zu horrenden Preisen. Das geht mir auf den Wecker und habe ich in einigen Kapiteln aufs Korn genommen. Und beim Schreiben habe ich festgestellt, dass mir immer mehr Punkte einfallen. Das Thema Yoga hat es übrigens nicht ins Buch geschafft – dafür hatte ich keine Zeit mehr.

Ruhrpottschnauze behält Humor

Dabei bist du auf lustige Art und Weise ganz schön gesellschaftskritisch, nimmst nicht nur den Selbstoptimierungs- und Konsumwahn, sondern auch die Politik aufs Korn. Wie behältst du dabei den Humor?
Ja, ich will ja auch nicht nur lustig sein. Aber ich finde es schon super, ernste Themen lustig zu verpacken. Und Humor befreit und vor ein paar Jahren war ich selbst sehr krank. Damals sagte mir eine Ärztin am Krankenbett: „Frau Bode, Sie sollten über Ihren Zustand gerade keine Witze machen.“ Aber wenn jemand in so einer Situation Witze über mich machen darf, dann bin ja wohl ich das.

Sabine Bode streckt den Selbst- und Fremdoptimierer:innen den Mittelfinger entgegen.
  • Sabine Bode streckt den Selbst- und Fremdoptimierer:innen den Mittelfinger entgegen.
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Hat dir der Humor in so einer schwierigen Zeit geholfen?
In dem Sinne, dass es Normalität gegeben hat, ja. Und wenn dem Pfleger die Kaffeetasse runterfällt, dann lache ich natürlich darüber! Egal, wie krank ich bin. Und dann kommen auch schon mal Mails, in denen sich Leserinnen beschweren: Ach, die Ruhrpottschnauze erlaubt sich, über andere zu lästern. Aber wie gesagt: Ich mache auch gerne Witze über mich und über und lasse auch Witze über mich machen.
Wie findest Du deine Themen?
Achtung, Floskel: Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst! Und mal ehrlich: Wenn ich in meine Küchenschränke schaue, sehe ich so viele Dinge, die ich nie brauche! Und dann muss man ab und zu mal ausmisten und selbst dafür gibt es ja Optimierungsratgeberinnen, die dir für 150,- Euro die Stunde sagen: „So, und jetzt küsst du diesen Baumwollschal, den du seit 12 Jahren nicht mehr getragen hast noch mal zum Abschied und trennst dich von deinem treuen Wegbegleiter.“ Und dadurch, dass wir so ein Theater im Fernsehen sehen, trauen wir uns selbst nicht mehr zu, einfach mal was wegzuschmeißen oder in dem Kram zu leben, der uns glücklich macht.

Hörbuch: Sabine Bode liest "Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga"

Du sprachst gerade über deine Ruhrpottschnauze. Dein Buch gibt es auch als Hörbuch, das du mit deinem Ruhrpott-Slang selbst eingelesen hast. Zugegeben: Ich habe es beim Kochen und Autofahren gehört. Ist das nicht auch ein Werkzeug der Zeitoptimierung?
Haha! Das stimmt! Aber da lag keine Absicht hinter.
Wie geht’s denn für dich weiter?
Wenn ich das wüsste, wäre ich noch häufiger im TV als Karl Lauterbach, haha! Aber nee, keine Ahnung. Und ich will mir auch nicht anmaßen, da Vermutungen anzustellen. Es wird wohl auf jeden Fall erst mal langsamer anlaufen, mit vielen Schutzmaßnahmen und vorsichtigen Begutachtungen, ob der Sitznachbar hustet oder die Nase der Nachbarin läuft. Aber ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen vorm Bahnhof Langendreer.

Sabine Bode hat ihr neues Buch "Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga" veröffentlicht - auch als Hörbuch. | Foto: Olli Haas
Sabine Bode streckt den Selbst- und Fremdoptimierer:innen den Mittelfinger entgegen.
Autor:

Fabian Schulenkorf aus Essen

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