RUB-Theaterwissenschaftler blicken aufs Theaterjahr 2012

Foto: Verlag Theater der Zeit

Seit seiner Gründung begleitet das Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität die Theater der Region mit der Herausgabe von Jahrbüchern, seit 2007 unter dem Namen „Schauplatz Ruhr“. Die von Guido Hiß, Meike Hinnenberg und Robin Junicke herausgegebene Ausgabe 2013 widmet sich dem Thema „Geschichte im Spiel“.

Ein Großteil der Texte stammt von Studierenden. Sie werden ergänzt durch Gastbeiträge bekannter Autoren, Interviews mit Theaterschaffenden sowie Beiträgen der Lehrenden der Bochumer Theaterwissenschaft.

Die Themen Geschichte und Erinnerung liegen sowohl für die öffentliche Selbstdarstellung des Ruhrgebiets als auch für die szenischen Künste auf der Hand. Die Frage, wie das Revier „Geschichte ins Spiel“ bringt, führt ins Zentrum der Kulturpolitik: Wie stellt man sich in seinen Gedächtnisorten dar, welches Bild zeigen die Museen und Archive, was wird betont, was ausgespart? Als Medium des kulturellen Gedächtnisses ist das Theater dabei besonders angesprochen, gerade mit Blick auf die lange Tradition der „Klassikerinszenierung“. Doch das Selbstverständnis des Stadttheaters als historische Anstalt ist seit den neunziger Jahren gestört.

Die historische Schicht der alten Dramen ist kaum noch einer Überlegung wert, das Fremde und Andere des dramatischen Gedächtnisses wird als Inspirationspunkt kaum noch wahrgenommen. In diese Leerstelle dringen derzeit alternative Theaterformen ein, vielfältig suchende szenische Entwürfe, die Geschichte auf originelle Weise zum Thema machen, sei es in partizipativen Projekten, in Stadtinterventionen oder in performativen Formaten, die das private mit dem öffentlichen Gedächtnis in Beziehung setzen.

Während der erste Teil des Jahrbuchs eine neue Pluralität im szenischen Umgang mit Vergangenem entdeckt und analysiert, widmet sich der zweite Teil der Ruhrtriennale, die 2012 ihr zehnjähriges Jubiläum feierte. „Schauplatz Ruhr“ beleuchtet die erste Spielzeit der mit Spannung erwarteten Intendanz von Heiner Goebbels, pointiert die wichtigsten Inszenierungen und das Konzept dieser mittlerweile vierten Ruhrtriennalen-Intendanz. Dazu zählt auch die Art und Weise, wie diese Triennale mit Aspekten der Geschichte des musikalischen Theaters spielt. Teil 3 des Jahrbuchs, das „Tableau“, skizziert stichpunktartig das szenische Geschehen in den großen Städten der Region.

Schauplatz Ruhr 2013, Jahrbuch zum Theater im Ruhgebiet, herausgegeben im Auftrag des Instituts für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum von Meike Hinnenberg, Guido Hiß und Robin Junicke, Verlag Theater der Zeit, 112 Seiten, 10 Euro, ISBN 978-3-943881-27-1

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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