Bochumer Kommunalpolitiker als Romanautor
Romanze zwischen Porree und Perlen

Der Bochumer Kommunalpolitiker Lothar Gräfingholt legt mit "Die Colliers der Kanzlerin" einen unterhaltsamen Roman vor. | Foto: Verlag
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Ein Schlüsselroman will „Die Colliers der Kanzlerin“, das den beziehungsreichen Untertitel „Porree, Perlen, Präsidenten“ trägt, nicht sein. Wenn ein langjähriger CDU-Kommunalpolitiker wie Lothar Gräfingholt einen Roman um eine Bundeskanzlerin namens Angelika Hermes schreibt, die Angela Merkel, deren Reden der fiktiven Regierungschefin sogar hier und da in den Mund gelegt werden, in vielen Punkten ähnelt, lässt das natürlich aufhorchen.

Eins vorweg: Enthüllungen sind hier nicht zu erwarten. Stattdessen bietet der Roman Unterhaltung auf einem sprachlich in diesem Genre ungewohnt hohen Niveau. Besonders vergnüglich dürfte die Lektüre für Bochumer sein, denn ihre Stadt bildet den Hintergrund für einen großen Teil der Handlung, die Kanzlerin Hermes freilich auch in die USA führt, wo sie wie ihr reales Vorbild mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet wird. Entsprechend tauchen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte von Hermann Gerland bis Joe Biden kaum verfremdet im Roman auf.

Die zweite Hauptfigur ist der Bochumer Goldschmied Volker Luerke, der mit seinen Schöpfungen, die er als Colliers und nicht – wie prosaisch – als Halsketten bezeichnet wissen möchte, schon Landwirtschaftsministerin Julia Fischer für sich gewonnen hat. Seine Beziehung zur Kanzlerin – man ahnt es bereits – geht bald über die Auswahl standesgemäßer Schmuckstücke hinaus. Schließlich ist die gemeinsame Begeisterung für Opern eine gute Grundlage.

Als Witwer freundet sich Volker Luerke schließlich mit dem Gedanken an eine neue Partnerschaft an. Angelika Hermes ist allerdings verheiratet, wenn es in der Ehe mit dem Architekten Hartwich auch kriselt. Heimliche Treffen zwischen Volker und Angelika lassen sich in Bochum noch relativ leicht arrangieren – in Berlin gestaltet sich das wesentlich schwieriger. Dabei nimmt der Roman auch die nach wie vor verbreiteten Ressentiments über das Ruhrgebiet aufs Korn, um sie ein ums andere Mal zu unterlaufen.

Was der Roman – wohl eher unbeabsichtigt – ins Blickfeld rückt, ist der rasche Wandel öffentlicher Debatten, die sich ja immer auch im privaten Bereich niederschlagen. Denn die Handlung von „Die Colliers der Kanzlerin“ spielt in der Phase zwischen Al Gores Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ aus dem Jahr 2006 und dem Erstarken der „Fridays for Future“-Bewegung, die 2018 einsetzte. Und da konnte man noch beim Essen über den Klimawandel diskutieren, ohne über die miserable CO2-Bilanz des Filets auf dem Teller nachzudenken. 

Das Buch
Lothar Gräfingholt: Die Colliers der Kanzlerin. Porree, Perlen, Präsidenten. Verlag Henselowsky Boschmann (ISBN 978-3-948566-16-6).

Der Bochumer Kommunalpolitiker Lothar Gräfingholt legt mit "Die Colliers der Kanzlerin" einen unterhaltsamen Roman vor. | Foto: Verlag
Das Buchcover des Romans "Die Colliers der Kanzlerin". | Foto: Verlag
Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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