"Früher schickten wir Panzer - heute Clowns"
Nu(h)r positive Aspekte

Dieter Nuhr gastierte am Samstag in Bochum. Foto: KünstlerManufakTour
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  • hochgeladen von Marc Keiterling

Personen, Ereignisse oder Zustände kritisieren, verspotten und/oder anprangern. Job eines Satirikers. Einer der populärsten Vertreter dieser Zunft gastierte nun wieder in Bochum. Dieter Nuhr nimmt Politik und gesellschaftliche Entwicklungen messerscharf und unterhaltsam aufs Korn. Zum großen Vergnügen seines Publikums im ausverkauften großen Saal des Ruhrcongress'.

Der 63-Jährige kannte an diesem Samstagabend sicher noch nicht die Titelseite der "Bild am Sonntag" des folgenden Morgens. Dort ließ das Blatt den noch amtierenden Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erneut in großen Lettern verkünden: "Ich will Kanzler werden!" Hätte Nuhr dies gewusst, er hätte es sicher in seinen umfassenden Spott bezüglich des Grünen eingeflochten. Kunstpausen weiß er grundsätzlich geschickt einzustreuen. Wenn es um Habeck geht fragt sich der Zuhörer: ist die Fassungslosigkeit des Humoristen ein künstlerischer Beitrag oder ringt er in diesen Momenten tatsächlich um Fassung? Mit Habeck geht er ebenso hart ins Gericht wie mit Außenministerin Annalena Baerbock, dem im Bundestag aktuell ganz offiziell vertrauensfreien Kanzler oder der SPD Co-Vorsitzenden Saskia Esken.

Jenseits der politischen Korrektheit

Auch scheut er sich nicht, einen Fußballprofi des VfL Bochum in direkter Nähe zum Ruhrstadion aufs Korn zu nehmen. Bochums Torwart Patrick Drewes war knapp drei Stunden zuvor im Spiel bei Union Berlin von einem aus dem Fanblock geworfenen Feuerzeug getroffen worden und konnte die Partie nicht fortsetzen. "Haben sie es gesehen? Er wird getroffen und fällt dann spät um. Wahrscheinlich fiel ihm da ein: wenn ich jetzt falle, gibt es noch zwei Punkte drauf." Merke: Popularität entsteht nicht zwangsläufig durch politische Korrektheit. Sondern in Teilen der Bevölkerung eher durch das satirisch geprägte Gegenteil.

Die Verantwortung für das Erstarken der AfD heftet Nuhr klar den Regierungsparteien der vergangenen Legislaturen an: "Die AfD könnte auch einen Schimpansen aufstellen. Selbst der bekäme angesichts der Alternativen Stimmen." Zur Außenpolitik: "Deutschland ist beliebt. Früher schickten wir Panzer - heute Clowns."

Fehlenden Ehrgeiz, eine verklärende Selbstwahrnehmung und lahmende Einsatzbereitschaft hat er bei jüngeren Generationen ausgemacht, wofür Eltern und Schulen verantwortlich seien: "Wenn 2 und 2 dann 5 ergibt, heißt es: , Ist doch nicht weit weg'. Und im Sportunterricht wird bereits sportliches Sitzen gewürdigt. Und wer das nicht kann, legt sich eben wieder hin. Beim Staffellauf sind bereits alle glücklich, wenn keiner den Stab verschluckt."

"Die KI beantragt Bürgergeld"

Bevor die unterhaltsamen 90 Minuten zu Ende gehen, spekuliert Dieter Nuhr noch über die Zukunft.  Ob KI uns die Jobs wegnimmt? „Das wäre ganz schön dumm, wenn die künstliche Intelligenz freiwillig arbeiten will. Sie ist doch intelligent, sie beantragt Bürgergeld“, prognostiziert er. Wobei es ja mittlerweile Hightech-Toiletten gäbe, die schon erstaunlich seien. „Da gibt es Exemplare, die sind intelligenter als jene, die sie nutzen“. Aber ein Roboter, der die Arbeit eines Klempners ersetzen würde, sei unwahrscheinlich, wie Dieter Nuhr findet. „Frühstückspause, ins Klo greifen und mit der gleichen Hand danach eine rauchen – ne, das kann ich mir nicht vorstellen“, legt er sich fest.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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