Erfolgreicher Take Off von Airfield ROWckt
Neues Festival-Format mit Band VOP könnte auch auf andere Flugplätze übertragen werden
Schon länger bin ich durch mein Studium in Berlin Fan der Hamburger-Berliner Band Voice Over Piano (VOP) geworden. Einmal gesehen, nein: erlebt, und schon war ich infiziert von Musik, Texten, Arrangements, Show und Humor.
Daher war es für mich ein Muss, als ich erfuhr, dass VOP ein neues Festival ins Leben rufen würde unter dem Namen "Airfield ROWckt".
Kurz war ich irritiert durch die Schreibweise, aber dachte mir sofort, dass es damit etwas auf sich haben müsse. Schnell war klar: ROW ist das Autokennzeichen vom niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme), der nicht genau aber ungefähr zwischen den beiden Hansestädten Hamburg und Bremen zu finden ist.
Airfield.rocks - ein neues Festival mit verschiedenen Interpreten und einer Hauptband
Gespannt klickte ich mich durch die Homepage von VOP und stieß dabei auch auf die neue Festival-Site Airfield.rocks - genialer Name, wenn auch in diesem Fall ohne das irritierende W dachte ich. Aber natürlich kannte ich die Domain.Endung ".rocks" bereits.
Beim Durchstöbern der Homepage hatte ich alle Infos die ich benötigte:
Hauptprogramm mit VOP um 19 Uhr - bereits ab 17 Uhr Einlass und Vorprogramm - Sushi, Bratwurst, Pommes vs. Aperol Spritz, Beck´s, Prosecco, Weine und dem üblichen nicht-Alkoholischem.
Zum Hauptprogramm gab es die Infos, dass VOP natürlich Rock & Pop bieten würden, haben sie doch beim Deutschen Rock und Poppreis im Dezember 2023 dort mit ihren eigenen Titeln "Halt mich fest" einen ersten Platz (Pop) und mit "Grenzenlos Frei" einen zweiten Platz (Rock) belegt.
Außerdem Covers im VOP-Stil andere Rock- und Popsongs sowie aus Musicals und "sogar ein Chanson" wurde angekündigt.
Das alles reichte für mich; ich wollte dorthin. Und das machte ich wahr, wenngleich ich noch Tage vorher befürchtete, dass das Konzert unter schlechtem Wetter zu leiden haben würde.
Rotenburg ROWckt - Airfield ROWckt für die Sinne bei Sonne, Sekt und Sushi
Aber am Samstag, 24. August 2024, war es dann soweit und bei vorerst 28 Grad Celsius und durchaus gefühlt sengendem Sonnenschein starte das Vorprogramm mit mehreren SängerInnen, vornehmlich aus der Musical-Schmiede Hamburg - klar: dort kennt sich VOP aus und Bandleader und Pianist Thomas Blaeschke dozierte nicht nur dort in den Studiengängen der Popmusik und des Musicals ebenso, wie Konterpart Sängerin Sara Dähn. Die beiden sind die Köpfe der Band, die an diesem Abend außerdem mit Gitarre/Violine (Klaus Heuermann), Bass (Stephan Werner) und Drums (Mark Wetjen) den Klang abrundeten. Übrigens griff Klaus auch an und an sehr versiert zur Violine, was dann nochmals ein anderes Feeling schuf.
Hatte das Vorprogramm bereits eindrucksvoll mit Musicalklassikern wie "Ich hab geträumt vor langer Zeit" aus Les Misérables (vorgetragen von der Kölnerin Leyla Pamukbezci) und "Frei wie der Wind" aus Schneewittchen (gesungen von Sophia Lindhardt aus Osnabrück) und vor allem hier sehr eindrucksvollen Darbietungen durch den Detmolder Alexander Hohler mit "Dies ist die Stunde" und äußerst wirkungsvoll der "Konfrontation" aus Jekyll & Hyde gerade zum Ende hin überzeugt, so konnte nun Voice Over Piano übernehmen.
Zuvor gab es noch ein kurze Begrüßung durch den Hausherren des Flugplatz Rotenburg, Geschäftsführer Achim Figgen, in der er darauf hinwies, dass es diverse weitere Großveranstaltungen mit anderen musikalischen Stilrichtungen auf dem Flugplatz und in der Region gäbe und er es sehr begrüße, dass nun Airfield ROWckt als weitere Ergänzung hinzu käme. Und in diesem Fall sogar mit handgemachter Musik, was sicherlich immer einen besonderen Reiz darstelle.
Voice Over Piano bietet überzeugend Auswahl unterschiedlicher Genres
Ab hier übernahm Voice Over Piano die Regie und lieferte ein in meinen Augen grandiosen Konzert ab, bei dem die etwas über 400 Zuschauer, aber auch die weiteren meist rotarischen beachtlichen fast 40 Helfer an den Ständen und im Flugplatz-Restaurant auf ihre Kosten kamen.
Schon der Einstieg mit "Don´t stop believin´" von Journey sowie Gloria Gaynors "I am what I am" in den für VOP typisch eigenen Arrangements machten Laune und lieferten entsprechenden Applaus. Dann ein kurzer Ausflug in Musical Cats mit "Erinnerung" und merkte bereits, dass Sara Dähn gesanglich viel Unterschiedliches erwarten ließ, getragen von der Band, die Thomas Blaeschke vom Piano aus hervorragend leitete. Natürlich folgten im Weiteren auch die eigenen Songs wie Popballade "Leben", funkrocky "Cool" und die bereits erwähnten Gewinner Titel des Deutschen Rock und Poppreises.
Unterbrochen von Trude Herrs "Ich will keine Schokolade", bei dem Dähn während des Songs direkt ins Publikum ging und unter viel Gelächter passend Kontakt mit einem "ganz schnieken Kerl" aufnahm, und dem deutsch-Chanson "Neandertaler", der irgendwie ein Muss im Programm darstellt und gut aufzeigt, dass VOP zumeist Song mit "Bedeutung" bearbeitet, ging es weiter in zwei Rock-Klassiker, die besser nicht hätten dargeboten werden können.
Dähn erzählte von ihrem jüngsten Besuch in Prag und von dem Gefühl unter dem Balkon der Deutschen Botschaft zu stehen, auf dem Außenminister Genscher diesen seinen historischen Satz unter tosendem Jubel nicht beenden konnte, als er den DDR-Flüchtlingen sagte "Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass..." Blaeschke erinnerte an die eigentlich Bedeutung der Rufe "Wir sind das Volk". Und dann wehte der "Wind of Change" der Scorpions als Hommage an Mauerfall und 35 Jahre Grundgesetz mit einem Trailer-Intro dieser Rufe über das Rotenburger Flugfeld - Gänsehaut pur.
Und die gab es auch vor der Pause mit einer sehr eigenen perfekt dargebotenen Version von Prince´s "Purple Rain".
Die Pause dauerte ausreichend lang, um sich an den Ständen der rotarischen Clubs Rotenburg und Rotenburg-Wümmeland in Ruhe mit Getränken zu versorgen oder die kulinarischen Angebote vom Flugplatz-Restaurant Moin Sushi sowie dem Imbiss-Stand des Haus am Luhner Forst zu versorgen.
Blaeschke nutzte die Gelegenheit, wie man es von ihm gewohnt ist, mit BesucherInnen zu reden oder auch Fragen zu beantworten - gemäß der VOP-Ansage "Wir sind Künstler zum Anfassen - nicht ganz so wörtlich nehmen".
Wissenswertes zum Programm und zur Band in der Moderation
Generell führte Blaeschke auch nach der Pause wie immer wortgewandt und humorvoll durch das Programm, erläuterte vielfach wissenswertes zu Erlebnissen der Band bei ihren Auftritten und Konzerten, gab Informationen zur Einordnung von Kompositionen in den geschichtlichen Kontext oder erwähnte die Auftritte von VOP in Krisenherden der Welt für Bundeswehr, NATO oder US Army, um dann subtil erst zu erwähnen, "Da wo Krisen sind, treten wir auf: Afghanistan, Kosovo, Mali, Irak" und um dann nach rhetorischer Pause zu rufen "Hallo Rotenburg".
Das schaffte zusätzliche Stimmung; das Publikum lachte auf.
Humorvolle-interessante Moderation und mitreißende Arrangements
Aber auch Dähn übernahm ab und an im Wechsel die Ansagen, ergänzte ebenso interessante Details oder trat mit Blaeschke zusammen in den Dialog mit dem Publikum. Und manchmal ging das für das Publikum überraschend und nahtlos in den den nächsten Song über, wie "Mamma Mia" von ABBA, "Ich weiß was ich will" von Udo Jürgens oder auch "Dein Blick" von Helene Fischer - und immer, wie bereits erwähnt, mit nicht zu erwartenden Wendungen im Arrangement und Ablauf der Songs, was dem VOP-Slogan "Entertainment auf höchstem Niveau" voll entsprach.
Französisch und Weihnachten im Hochsommer - das kam an
Überraschend waren vor dem Finale außerdem noch zwei weitere Songs. Dähn sang "Non, je ne regrette rien" von Edith Piaf einen französischen Chanson und Welthit spielerisch, aber im VOP-Stil, auf französisch: als Pop-Ballade.
Und richtig weihnachtlich-romantisch wurde es dann, als Blaeschke den Christmas-Song "Have yourself a Merry Little Christmas" von Frank Sinatra mit den Worten zückte "Künstler proben bereits parallel mit dem Auftauchen der Lebkuchenherzen in den Supermärkten das Weihnachtsprogramm. In Hamburg, Bremen, aber auch in Rotenburg sind wir damit im Dezember und ich hab da mal was vorbereitet". Dähn wirkte überrascht, sang den Song aber ungemein gefühlvoll zu Blaeschkes-Piano-Begleitung. Nach dem letzten Ton jubelte die ZuhörerInnen.
Tanzende Zuschauer und klatschender Rhythmus
Das Finale schließlich war von weiteren Rock-Klassikern geprägt, die allesamt von QUEEN stammten und wiederum in dieser typischen VOP-Art und Weise erklangen: "Headlong", "Another one bites the dust" und "Somebody to love" rissen die ZuschauerInnen erneut von den Sitzen, an den Stehtischen und Ständen wurde getanzt.
Ohne Zugabe konnten Musiker die Bühne nicht verlassen, mit dem Hinweis, dass 2025 eine Neuauflage mit weiteren Interpreten und Songs folgen würde - das hatten Flugplatz-Chef Figgen und Bandleader Blaeschke bereits vereinbart.
Spenden für soziale Projekte / 2025 Neuauflage
Übrigens fließt durch Erlöse und Spenden ein vierstelliger Betrag an Projekte in der Region der Rotenburger Rotary Clubs und an Hamburger Abendblatt hilft e.V. - das war im Vorfeld ein Anliegen von Blaeschke, da die Band immer versucht, auch Gutes vor Ort zu tun oder in diesem Fall auch in der Hamburger Band-Heimat.
Blaeschke dankte hier im Namen aller Beteiligten nicht nur dem Publikum sondern auch den Zahlreichen Unterstützern und auch dem Präsentator und Betreiber des Flugpatzes, den Stadtwerken Rotenburg.
Fazit der Autorin. Dieses Format könnte sofort auf andere Locations übertragen werden. Letztlich hängt es von den Machern ab, aber künstlerisch gäbe es hier wohl nichts zu zögern.
Ich bin jedenfalls am Folgetag beseelt zurück zu meiner Mutter nach Bochum und hoffe, VOP bald wieder erleben zu dürfen. Vielleicht ja auch in NRW.
Weitere Infos zum Event auch in Hinblick auf 2025 gibt es auf www.Airfield.rocks sowie www.VoiceOverPiano.com - über beide Homepages kann auch Kontakt zur Band aufgenommen werden.
Autor:Lena Bachstein aus Bochum |
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