„Nach Westen. Zuwanderung aus Osteuropa ins Ruhrgebiet“ - Ausstellung auf Zeche Hannover
„Ich glaube, dass ich zwei Heimaten habe“, sagt Emir Hamidovi, 25, Slavistikstudent an der RUB. Biographien wie die des jungen muslimischen Serben, der seit über zehn Jahren in Deutschland lebt, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Nach Westen. Zuwanderung aus Osteuropa ins Ruhrgebiet“, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) noch bis 28. Oktober im Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Straße 251, zeigt.
Studentinnen und Studenten des Seminars für Slavistik/Lotman-Instituts erstellten die Ausstellung im Rahmen eines zweisemestrigen Seminars, das Dr. Ingo Grabowsky gemeinsam mit Museumsleiter Dietmar Osses anbot. Die Studierenden des Seminars, die zum Großteil selbst eine Zuwanderungsgeschichte haben, erforschten die Migration vier großer slavischsprachiger Gruppen ins Revier.
Erstens sind dies die Zuwanderer aus Polen, die die Geschichte des Ruhrgebiets bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts prägen. Zweitens zählen dazu die Immigranten aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten. Die dritte und vierte Gruppe bilden Zuwanderer aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten: Es handelt sich um die jüdischen Kontingentflüchtlinge, die heute zu einem Wiedererstarken jüdischen Lebens in Deutschland beitragen, und um die deutschstämmigen Aussiedler, die aus den Verbannungsgebieten in Kasachstan oder Sibirien nach Deutschland gekommen sind, deren Muttersprache zumeist Russisch ist – eine Folge jahrzehntelanger Stigmatisierung.
Lehrreich und voll neuer Perspektiven
Die Studierenden lernten bei der Arbeit an der Ausstellung nicht nur etwas über ihre Geschichte: Sie erhielten darüber hinaus einen ersten Einblick in das Ausstellungs- und Museumswesen, ein potentielles Arbeitsfeld für Geistes- und Kulturwissenschaftler. Grundlagen der Museumsarbeit, Ausstellungskonzeption, Objektmanagement, Ausstellungsgestaltung, Texterstellung, aber auch Migrationstheorie und Fragen der Darstellung von Migration im Museum wurden im Seminar behandelt. Die Studentinnen und Studenten recherchierten Dinge und Geschichten, verfassten Objekt- und Thementexte.
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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