Mit Jazz auf Reisen: Echoes of Swing präsentierten im Musikforum neue CD zum 20-jährigen Bestehen
20 Jahre Echoes of Swing. Das sind 20 Jahre Reisen zu Konzerten, mit dem Zug, mit dem Flugzeug. Diese Reisen hat das Jazzquartett anlässlich seines 20-jährigen Bestehens musikalisch auf seiner neuen CD „Travelin'“ verewigt und stellt die CD – natürlich – auf einer Tournee vor. Dabei gaben Echoes of Swing jetzt ihre Premiere im Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr.
Für Chris Hopkins, den Bochumer, der zusammen mit Bernd Lhotzky (Piano), Colin T. Dawson (Trompete, Gesang) und Oliver Mewes (Schlagzeug) die Band bildet, war das Konzert ein Heimspiel. „Das ist immer etwas Besonderes, weil viele da sind, die mich und uns seit 20 Jahren begleiten“, erzählt Hopkins, der in der Band das Alt-Saxophon spielt, im Gespräch mit dem Stadtspiegel. „In der Pause waren wir im Foyer, und ich habe gefühlt jeden Besucher persönlich gekannt. Das war wie ein Stück Zuhause.“
Als Juwel und Traum, der Wirklichkeit geworden ist, bezeichnet Hopkins das Musikforum. „Es hätte gar nicht besser werden können“, lobt er sowohl die Akustik des Konzertsaals als auch die architektonische Konzeption.
Das Ensemble Echoes of Swing gehört zu den Unterstützern der ersten Stunde des Musikforums. Vor zehn Jahren, als es in der Jahrhunderthalle ein Konzert anlässlich seines zehnjährigen Bestehens gab, spendete es einen Teil seines Honorars für den Bau des Konzerthauses. „Als Bochumer fühle ich mich den Bochumer Symphonikern verbunden“, erläutert Hopkins, wie es zu dem damaligen Engagement kam. „Es ist wichtig, dass die Symphoniker ein eigenes Haus haben.“
Michael Keul statt Oliver Mewes
Ausgerechnet beim Heimspiel und der Premiere der Echoes of Swing im Musikforum musste jedoch ein Spieler ausgewechselt werden, denn Schlagzeuger Oliver Mewes hatte die Grippe. Für ihn sprang Michael Keul ein. „Er hat unsere CDs studiert und die Musik auswendig gelernt“, verkündete Hopkins zu Konzertbeginn.
Dem Vorhaben, das Musikforum für einen Abend in einen Jazzclub zu verwandeln, tat die Umbesetzung keinen Abbruch. „Es ist kein gemütlicher kleiner Club, das Musikforum ist großzügiger, aber es ist trotzdem nah und intim“, erläutert Hopkins. „In der Berliner Philharmonie, in der wir auch schon gespielt haben, sitzen die Leute weiter weg.“ Zudem sieht es die Band als ihre Aufgabe an, eine Verbindung zum Publikum herzustellen und Atmosphäre zu schaffen. „Es waren viele da, die sonst eher in klassische Konzerte gehen. Da war vielleicht ein gewisser Respekt. Das hat man zu Beginn erst noch gespürt“, so Hopkins. Aber sein Hinweis, dass nach Soli der Musiker geklatscht werden dürfe, zeigte Wirkung.
Musikalische Reise
Chris Hopkins, Colin T. Dawson, Bernd Lhotzky und Michael Keul nahmen ihre Zuhörer mit auf die Reise – im Gepäck viele Songs der neuen CD „Travelin'“. Auch wenn es eine Jubiläums-CD ist, „ist es kein Best-of-Album. Dafür sind wir noch zu jung und zu kreativ. Es sind komplett neue Sachen“, so Hopkins. Darunter sind Arrangements bekannter und unbekannterer Songs, etwa von Richard Rodgers („Where or When“), Duke Ellington („On a Turquoise Cloud“) und Nat Adderley („The Old Country“) sowie einige Eigenkompositionen.
Dazu gab es während des Konzerts zahlreiche Anekdoten. So erfuhr das Publikum von Bernd Lhotzky, dass zwar Dean Martin „Volare“ gesungen habe, das Stück aber erst durch Echoes of Swing bekannt geworden sei. Auch zog der Pianist einen Vergleich von Jazzmusikern und Piraten. Beiden droht ein böses Ende, was sich im Song „Das Wrack der guten Hoffnung“ niederschlug. Colin T. Dawson entführte die Zuhörer mit seinem Song „Gan Hyem“ (Going Home) in seine nordostenglische Heimat, und Chris Hopkins schrieb „The Fiji Hula Bula“ in Erinnerung an ein Konzert der Band auf den Fidschi-Inseln, dessen denkwürdige Anreise 46 Stunden gedauert hatte.
Erst nach zwei Zugaben ließ das begeisterte Publikum im ausverkauften Musikforum die vier Musiker endgültig von der Bühne. Vor 20 Jahren, zu Beginn von Echoes of Swing, sah das anders aus. „Da haben wir im Viktoria-Theater an der Viktoriastraße ein Konzert gegeben. Sieben Leute waren da“, hatte Hopkins dem Publikum verraten und gefragt: „Sind Zeitzeugen hier?“
"Wir brennen für dieselbe Sache"
Dass es die Band in ihrer Originalbesetzung nach 20 Jahren noch gibt, ist im Musikbusiness nicht selbstverständlich. „Wir brennen alle immer noch für dieselbe Sache“, nennt Hopkins das Geheimnis. Und auch wenn er „ein bisschen“ der Bandleader sei, bringe sich jeder ein – sowohl bei den Arrangements der Songs als auch während den Konzerten bei der Moderation.
In den 20 Jahren hat sich das Ensemble stetig weiterentwickelt. „Wir sind sehr vielseitig geworden“, sagt Hopkins. „Am Anfang waren wir eine reine Swingband, die wie ihre Vorbilder, Benny Goodman und Duke Ellington, klingen wollte.“ Doch seitdem hätten sie ihr Repertoire geöffnet. „Wir machen vor nichts halt“ – so wird dann zum Beispiel aus dem Schlager „Volare“ eine Jazznummer. Zudem sei die Anzahl der Eigenkompositionen gestiegen, erklärt Hopkins. Auf dem neuen Album „Travelin'“ sind es fast 50 Prozent.
Die Reise geht für Echoes of Swing weiter. Mehr als 100 Konzerte stehen für das Quartett in diesem Jahr an. Bochum ist nicht nochmal dabei, aber Chris Hopkins ist als Pianist zusammen mit der Pianistin Judy Carmichael aus New York am 17. und 18. September in der Kunstwerkstatt am Hellweg zu erleben. Und am 25. Dezember gibt der Bochumer Jazzmusiker wieder sein traditionelles Konzert „Swinging Christmas" in der Christuskirche.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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