Sophie Kölsch ist Gemeindeassistentin in Bochum
Mit der Kirche verbunden
Mit der katholischen Kirche verbunden ist Sophie Kölsch schon lange, sowohl im Ehrenamt als auch zwischen Studium und Nebenjob. In ihrer Ausbildung zur Gemeindereferentin im Bistum Essen hat die 27-Jährige nun nicht nur ihren Beruf, sondern auch ihren Raum, für Menschen da zu sein, gefunden.
Kaum kommt Sophie Kölsch aus dem Büro von Gemeindereferentin Susanne Sagner, biegt sie auf dem Flur zielstrebig ins nächste Zimmer zu Pfarrer Michael Ludwig ab. „Ich wollte mit dir eben noch die Planung für den Radiogottesdienst besprechen!“, ruft sie. Seit rund eineinhalb Jahren arbeitet die 27-Jährige als Gemeindeassistentin im Bistum Essen. Die Zusage für die Ausbildung zur Gemeindereferentin bekommt sie kurz vor dem ersten Corona-Lockdown im Jahr 2020. Als sie dann im Spätsommer ihre ersten Tage in der Bochumer Propsteipfarrei St. Peter und Paul beginnt, ist ihr Arbeitsalltag bestimmt von den Einschränkungen der ersten Infektions-Welle. Für sie ist das eine Herausforderung, aber auch eine Chance. „Ich konnte mich noch mehr als geplant in digitalen Projekten ausprobieren, zum Beispiel gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen planen, wie wir Gottesdienste, Seelsorge oder andere Aktionen online und in sozialen Medien anbieten können“, erzählt sie. „Ich finde das super, wir werden kreativ, überdenken Traditionen, schätzen Bekanntes neu ein und lernen total viel dazu. Ich glaube, da wird in Zukunft noch viel Spannendes passieren.“
„Ich war schon lange nah dran an Kirche“
Die Entscheidung für die Ausbildung zur Gemeindereferentin war allerdings nicht die erste in ihrer beruflichen Laufbahn. „Ich habe immer mal wieder darüber nachgedacht, war schon lange nah dran an Kirche“, sagt sie. In ihrer Heimatstadt im Siegerland findet Sophie Kölsch vor allem über die Pfadfinder eine starke Bindung zur katholischen Kirche. Nach dem Abitur widmet sie dieser Leidenschaft fast ein komplettes freiwilliges soziales Jahr in Westernohe, dem Bundeszentrum der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Als sie 2014 für ihr Studium der Wirtschaftspädagogik und Katholischen Theologie nach Essen zieht, findet sie auch dort Anschluss über den Pfadfinderstamm Philipp Neri, engagiert sich bis in den Stammesvorstand. Neben dem Studium arbeitet sie beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Oberhausen, später beim Caritasverband Essen. Als sie ihr Bachelorstudium abschließt, ist der Ausbildungsvertrag im Bistum Essen schon unterschrieben. „Aus ‚Ich könnte mal‘ ist dann ein ‚Ich mach jetzt einfach mal‘ geworden“, sagt Sophie Kölsch.
In der Bochumer Pfarrei ist sie immer mittendrin im Gemeindeleben, hilft bei der Firmvorbereitung, plant Angebote für Familien oder Altenheime, organsiert Sonderaktionen wie „Ashes to go“ oder Radiogottesdienste und konzipiert neue Digitalformate. Als Frau in ihrer beruflichen Rolle ernstgenommen fühle sie sich dort eigentlich immer, sagt sie. „Auch wenn es manchmal Situationen gibt, in denen vor allem ältere Menschen dann doch fragen, ob denn der Pfarrer heute nicht da wäre. Aber das liegt dann oft eher am Alter, dass ich unterschätzt werde, nicht am Geschlecht.“ Die andere Hälfte ihrer Arbeitszeit verbringt Sophie Kölsch in der benachbarten Grundschule, unterrichtet die Kinder in Religion: Schöpfungsgeschichte erklären, traditionelle St. Martinslieder proben, Schulgottesdienste planen. Und auch hier: Jeden Tag Seelsorgerin sein in einer vor allem für Kinder nicht einfachen Zeit. Eine Aufgabe, die für sie im zweiten Ausbildungsjahr immer wichtiger werden wird, dann steht die Seelsorge noch mehr im Fokus, die praktischen und eigenverantwortlichen Einsätze in der Gemeinde werden mehr.
„Kirche ist zuhören, Ansprüche jonglieren, Verantwortung tragen“
Für die katholische Kirche zu arbeiten, ist für die Gemeindeassistentin nicht immer leicht: „Es ist halt nicht singen, klatschen, beten, sondern in manchen Wochen einfach harte Arbeit. Kirche ist nicht nur Missbrauchsskandal und Sonntagsmesse, Kirche ist eben auch zuhören, mit Ansprüchen jonglieren, Verantwortung tragen, begleiten und beistehen.“ Und trotzdem ist ihre Arbeit für Sophie Kölsch mehr als nur ein Beruf, sagt sie: „Ich arbeite gerne für die katholische Kirche, weil es ein Beruf ist, der in sich so voller Sinn ist, dass es ein guter ist. Mich in dieser Zeit mit solchen Sinnfragen zu beschäftigen und das Zwischenmenschliche so zu erleben - das ist ein großes Privileg.“
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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