Michael Peltzer „Finders Keepers“
Erstmalig zeigt der Kölner Künstler Michael Peltzer seit Freitag, 20. Juni 2014 eine Auswahl seiner über die letzten Jahre entstandenen Collagen in der Ausstellung „Finders Keepers“ im Kunstraum-unten in der U-Bahnstation „Schauspielhaus“.
Die Collage allgemein bekannt als das Aufkleben von Papier und Stofffetzen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erstmalig in der Kunst von den Kubisten, dann von den Dadaisten und Surrealisten erprobt. Inzwischen gilt das Collageprinzip als das Kennzeichen und die Leitkategorie der modernen Kunst.
Gefundenes, Gesammeltes, Altes und Neues waren schon immer wichtige Ausgangsmaterialien für Michael Pelzer. Er entnimmt seine Bildmotive jahrelang gesammelten Zeitschriften, Tageszeitungen, Bildbänden oder Postkarten. Ihn interessieren heroische als auch banale Szenen, Filmhelden in Aktion und brennende Autos, aber auch unspektakuläre Stadtansichten und Landschaftausschnitte, manchmal auch spärlich bekleidete Damen. Ihn reizt die medienvermittelte Realität der Sujets, nicht zuletzt wegen ihrer besonderen Verfügbarkeit. Er löst sie aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen heraus, isoliert sie damit und setzt diese Fragmente unserer alltäglichen Realität zu ganz neuen spannenden Welten zusammen. Selbst aus Teilen, die einander ganz entgegengesetzter dinglicher und räumlicher Art sind, schafft er neue interessante Kunstwerke.
Michael Peltzers Collagen sind ganz eigenständige Werke. Sie bieten dem Künstler daneben aber auch immer wieder Ansätze für seine Malerei, wie in der Ausstellung anschaulich zu sehen ist. Als Bildmotiv oder Idee werden sie Auslöser für einen impulsiven Malprozess, in dem der Künstler Actionpainting und gegenständliche Malerei zusammen kommen. Peltzer versteht sein Handwerk als kontrollierte Spontaneität. Charakteristisch an seiner „Handschrift“ ist die Farbschüttung. Aus Bechern, Näpfen und Töpfen verteilt er flüssige Farben auf der auf dem Boden liegenden Leinwand. Diese experimentelle Phase ist vom Aggregatzustand der flüssig angerührten Farben und ihrer veränderlichen Gestalt bestimmt. Die Pinselführung begleitet, orientiert an einer Vorzeichnung, den Fluss der Farben. Sie hindert oder steuert das Zusammenfliessen, grenzt Überflutungen ein, verdichtet, dämmt ein oder öffnet Schleusen für den Farbverlauf. Den Zufall nutzend, bringt Peltzer dann mit spontanen Pinselgesten und kalkulierten Rakel- oder Spachtelzügen das in der sich ausbreitenden Farbe – wie in einer Urmasse - noch verborgene Motiv zum Vorschein. Dieses scheint sich unwillkürlich, ohne Planung und eigenes Zutun aus dem Fluss der Farbe zu entwickeln. Es wird dabei etwas sichtbar, was im Potential der Farbe scheinbar schon immer verborgen war. Dabei erreicht er einen Schwebezustand, der sowohl in die abstrakte wie auch in die gegenständliche Richtung offen ist. Die Bildmotive sind scheinbar schon in Auflösung begriffen, obwohl sie umgekehrt noch gar nicht vollständig aus der ungestalteten Farbmasse herausgetreten sind in eine klare abbildhafte Form. Die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion verwischen. Bewusst bedient Peltzer sich dieser gemischten Formsprache, ohne sich für einen der beiden Pole zu entscheiden. Dem Verlust des Gegenständlichen steht der Gewinn an Autonomie von Fläche, Farbe und Form gegenüber.
Michael Peltzer, Jahrgang 1977, gebürtig aus Bonn, ist Meisterschüler der Kunstakademie Münster, an der er von 2001 bis 2008 studierte. Er lebt und arbeitet in Köln. Mittlerweile stellt er schon zum 3. Mal im Kunstraum-unten aus. Er war 2011 an der „Auftakt“-Ausstellung beteiligt, zeigte 2012 eine Auswahl aus seinem malerischen Werk und eröffnet mit der erstmaligen Präsentation seiner Collagen am Freitag, 20. Juni, um 19:00 Uhr das inzwischen 4. Ausstellungsjahr im Kunstraum-unten.
Kunstraum-unten
Hattinger Str. 1/ Zwischenebene der U-Bahnstation „Schauspielhaus
44789 Bochum
Ausstellungsdauer: 20. Juni - 18. Juli 2014
Öffnungszeiten: Di und Fr 15:30 – 18:30 Uhr und nach Vereinbarung
www.kunstraum-unten.de
www.kunstraum-bochum.de
Autor:Gisbert Danberg aus Bochum |
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