Doppel-Konzert beim Zeltfestival Ruhr am Kemnader See
Michael Patrick Kelly spricht im Exklusiv-Interview über sein Leben: "Für eine Biographie ist es noch zu früh"
Ab sofort lockt das Zeltfestival Ruhr wieder jede Menge Stars zum Kemnader See - auch Michael Patrick Kelly. Gleich zweimal füllt der 41-Jährige die Zelte am Kemnader See (25./26.8.), ein Konzert ist bereits ausverkauft. Im Vorfeld hat Michael Patrick dem Stadtspiegel Bochum ein Exklusiv-Interview gegeben und spricht ganz offen und sehr persönlich über seinen Erfolg und die Suche nach dem Sinn des Lebens, die alten Zeiten mit der Kelly-Family und die Arbeit am neuen Album.
Sie erleben mit Ihrem Album „iD“ und Ihrer Tour eine unglaublich erfolgreiche Zeit, beim Zeltfestival sind gleich zwei Auftritte geplant. Müssen Sie sich manchmal selbst zwicken, dass es so gut läuft?
Michael Patrick Kelly: (lacht) ja, das stimmt. Bei all der harten Arbeit in meinen Beruf, muss ich mich manchmal tatsächlich daran erinnern, diese mega Welle einfach wie ein Surfer zu genießen. Inzwischen bin ich seit über 2 Jahren mit „iD“ auf Tour, habe bereits knapp 120 Konzerte vor fast einer halbe Millionen Menschen gespielt. Dass ich in Bochum gleich zweimal spielen darf, nachdem die erste Show sehr schnell ausverkauft war, ist Wahnsinn!
Wo und wie finden Sie bei diesem durchaus turbulenten Kraft und Ruhe?
Ich nehme mir jetzt öfters Auszeiten – nicht nur Holidays, sondern auch Holy Days. Also einerseits Urlaub und anderseits auch Einkehrzeiten für einige Tage in Klöstern in der Natur. Ich mache auch zum Beispiel einmal die Woche einen Offline-Day. Dann schalte ich mein Handy einfach aus.
"Ich traue mich, auszubrechen"
Folgen Sie in Ihrem Leben einem bestimmten Motto?
Mein Vater hat mir den Rat gegeben: „Keep your spirit free“. Er hat diese Freiheit und Unabhängigkeit wirklich selbst gelebt, nicht nur philosophisch gesehen sondern auch als Musiker oder als Geschäftsmann mit eigener Plattenfirma und besonders durch die Art, wie wir lebten. Ich wurde in einem Campingwagen in Dublin geboren, reiste dann im Doppeldecker Bus durch Europa und wuchs auf einem Hausboot in Amsterdam und Köln auf. Immer, wenn ich heute merke, ich fühle mich nicht frei oder lasse mich zu sehr einengen, denke ich an seine Worte und traue mich, aus den Strukturen auszubrechen. Davon handelt auch mein Song “Shake Away”.
Sie können schon jetzt auf ein bewegtes Leben blicken. Wenn Sie ein Buch darüber schreiben würden: Welchen Titel hätte es? Und warum?
Für eine Biographie ist es mit 41 Jahren denke ich noch zu früh. Was den Titel angeht, wäre sowas wie “My Way” nicht geeignet, weil ich eher das Gefühl habe, dass es einen unsichtbaren Regisseur in meinen Leben gibt. Was aber nicht heißt, dass alles schon vorherbestimmt sei. Ich interpretiere besondere “Zufälle” oder wichtige Begegnungen und Ereignisse im Leben als eine Art “Fügung”.
Sie haben auch sechs Jahre in einem Kloster gelebt. Welche Rolle spielt der Glauben in Ihrem Leben und für Ihre Karriere?
Den Schritt ins Kloster bin ich damals gegangen, weil ich auf der Suche nach mehr war. Ich habe nach dem Sinn meines Lebens und nach Gott gesucht. Wir lassen uns im Alltag ständig von unwichtigen Dingen blenden, beschäftigen uns mit Sachen, die langfristig gar nicht relevant sind, und das kann ein Leerlauf der Kräfte sein, bis zur Erschöpfung. Durch die Zeit im Kloster ist der Glaube an Gott für mich viel realer geworden. Er hat mich von vielen Dingen frei gemacht, vor allem aber von mir selbst, da wo ich mir selbst im Weg stand, oder wo Ängste einen davon abgehalten haben das Richtige zu tun. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich dort verbringen durfte.
"Ich habe das Musizieren mit meinen Geschwistern geliebt"
Wie erinnern Sie sich heute an die Zeit, als Sie mit Ihren Geschwistern und Ihrem Vater als Kelly Family auch in den Fußgängerzonen unterwegs waren? Sie waren damals noch sehr jung.
Anfangs durfte ich nicht immer mit, ich war noch zu jung, und war deshalb traurig.Denn für mich war das Leben unterwegs ein Abenteuer, für die älteren Geschwister war es eher harte Arbeit, denn sie trugen die Verantwortung. Auf der Straße Musik zu machen, ist nicht bequem. Es kann regnen oder das Ordnungsamt schickt die Polizei vorbei, es ist ein unstabiles Leben und ein unstabiles Einkommen. Aber man hatte gerade deshalb einen sehr starken Zusammenhalt. Ich habe das Musizieren mit meinen Geschwistern geliebt. Deswegen habe ich mir irgendwann Sachen einfallen lassen, Showeinlagen und Moderation, um unverzichtbar zu werden. So durfte ich ab 12 Jahren dann öfter mit. Ich kann mich noch erinnern, als wir Ende der 80er in Bochum auf den Kirmesplatz in einem Zirkuszelt gespielt haben. Dort lernten wir einen jungen Fotografen aus Bochum kennen, der danach über Jahrzehnte der “Hof-Fotograf“ und ein enger Freund der Familie wurde.
Bei der großen Comeback-Tour der Kelly Family waren Sie bewusst nicht dabei. Ist es denkbar, doch noch einmal mit Ihren Geschwistern zusammen auf der Bühne zu stehen?
Ich habe mich gegen eine Wiedervereinigung mit meinen Geschwistern entschieden, um mich als Solokünstler weiterzuentwickeln. Die Musik die ich heute mache ist schon sehr anders. Die Leute lieben zwar Nostalgie und die alten Songs, das ist auch schön. Aber ich wäre nicht ehrlich zu mir selbst gewesen. Neue Musik zu schaffen ist für mich eine innere Notwendigkeit. “iD” steht nicht nur für Identität, es sind auch die Initialen für “In Development”. Ich will nicht, dass Geld meine Entscheidungen lenkt. Künstlerische Freiheit ist für mich zum Beispiel ein viel höherer Wert.
Auch im TV sind Sie zuletzt sehr präsent gewesen, etwa mit „Sing meinen Song“ oder „The Voice of Germany“. Gibt es weitere TV-Formate, die Sie reizen?
Ich bin in erster Linie kein TV-Star, meine Talente liegen doch eher bei der Musik. Bei Shows wie "Sing Meinen Song" und "The Voice" geht's ja vordergründig um Musik, und damit kenne ich mich auch etwas aus. Koch- oder Tanz-Shows sage ich generell ab, ich kann weder Kochen noch Tanzen, was soll ich da? Aber wer weiß, ob es da nicht noch mehr Formate geben wird, die sich noch mehr auf Musik konzentrieren. Das fände ich spannend.
"Ich bin gerade in der Songwriting-Phase"
Gibt es zum Beispiel durch die Shows „Sing meinen Song“ neue musikalische Ideen, auch mit Blick auf ein neues Album?
Als ich 2017 nach Südafrika flog, entstand der Titelsong meines Albums. Auch dieses Jahr sind neue Freundschaften und kreative Ideen entstanden. Ich bin gerade in der Songwriting-Phase und merke wie diese Staffel meinen musikalischen Horizont auch erweitert hat.
Wann dürfen sich die Fans auf das neue Album freuen?
Ich werde mich im Herbst nach der Tour ganz auf mein nächstes Album konzentrieren. Einzige Ausnahme wird meine Zeit bei den TV-Shows “The Voice Senior” und “Sing Meinen Song” die Weihnachtsshow sein. Ich war im Frühjahr schon einmal sechs Wochen in Kalifornien und im Juli in Umbrien in Italien. Ich habe viel selber geschrieben, aber auch mit anderen Songwritern, Producern. Ähnlich wie Buchautoren, die auf Weltreise gehen, um sich Inspirationen zu holen, mache ich auch das Songwriting. Das letzte Album „iD“ habe ich über ein halbes Jahr lang in London aufgenommen. Das mache ich einfach um auch mal ein bisschen wegzukommen von dem Kontext, in dem man sich befindet, um seinen kreativen Horizont zu erweitern. Mein Ziel ist, dass ich circa 50-60 Songs schreibe, aus denen ich dann auswähle, welche auf mein nächstes Album kommen sollen. Ich bin jetzt bei 29.
Mehr Infos und Tickets: www.zeltfestival-ruhr.de
Autor:Dietmar Nolte aus Dortmund-West |
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