Mentoren helfen Lesenlernen wie in der Familie - „Mentor - Die Leselernhelfer“ - Weitere Mitstreiter gesucht

Dr. Linnemann mit seinem Lesekind in der Schule. | Foto: Leselernhelfer
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„Die Pisa-Studie hat deutlich gezeigt, dass deutsche Schüler große Lücken in ihrer Lese-, Schreib- und Sprachkompetenz haben“, berichtet Erika Walter, die vor fünf Jahren auf „Mentor - Die Leselernhelfer“ aufmerksam wurde und eine Gruppe in Bochum gründete. Heute setzten sich 250 Menschen allein in Bochum für die Ziele des Vereins ein.

„Lesen ist eine Schlüsselqualifikation und Defizite im sprachlichen Bereich haben äußerst negative Folgen für die soziale Integration und berufliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Gleichzeitig stoßen die Bildungspolitik, Schule und Lehrer an ihre Grenzen“, so das Fazit der ehemaligen Pädagogin. „Hier setzt ‚Mentor - Die Leselernhelfer Bochum‘ mit einer zusätzlichen Einzelförderung an.“

Das Ehepaar Otto und Johanna Stender, beide Buchhändler in Hannover, gründeten 2003 den Verband „Mentor - Die Leselernhelfer“. Als „Hannovers Antwort auf Pisa“ gedacht - fand die Idee schnell große Unterstützung im Freundeskreis. Noch im gleichen Jahr konnten 200 Schulen in Hannover betreut werden.

„Es ist ein gutes Beispiel. Otto Stender betreute eine zwölfjährige Hauptschülerin, die heute das Abitur in der Tasche hat und Lehrerin werden will“, berichtet Erika Walter.

„Unsere Arbeitsweise ist ganz einfach. Niemand muss eine pädagogische Ausbildung haben, sondern vor allem Kindern zuhören können, gerne lesen und erzählen. Besonders geeignet sind Menschen, die Kinder erfolgreich großgezogen haben. Sie arbeiten individuell mit Kindern, deutschen und solchen mit Migrationshintergrund, die aus den unterschiedlichsten Gründen Schwierigkeiten im Umgang mit der deutschen Sprache haben. Dabei gilt: Ein Erwachsener - ein Kind - einmal die Woche - eine Stunde - ein Jahr lang - oder auch länger.“

Großen Wert legen Erika Walter und ihre Mitarbeiter auf die Zusammenarbeit mit den Schulen. „Die Auswahl förderbedürftiger und förderwilliger, sozial benachteiligter Kinder wird ausschließlich von den Lehrkräften der Schule und nur mit Zustimmung der Eltern vorgenommen. Wir arbeiten mit den Kindern nur im öffentlichen Raum, im Normalfall in der Schule, im Anschluss an den Unterricht oder nach Absprache mit der Schule auch in einer Freistunde.“

Gelesen werden in der einen Stunde altersgemäße Texte jeglicher Art, wobei die Wünsche des Kindes nach Möglichkeit berücksichtigt werden, damit alle Spaß am Lesen haben. „Wir sprechen über das gelesene, um das Textverständnis zu üben, gelegentlich kann auch eine kurze Zusammenfassung geschrieben werden. Die Mentoren haben also Gelegenheit, gezielt auf die Stärken und Schwächen des Kindes beim Lesen, Sprechen und Schreiben einzugehen“, erklärt Erika Walter und macht deutlich: „Unsere Arbeit darf nicht als Nachhilfe üblicher Art missverstanden werden.“ In Bochum sind rund 250 Ehrenamtliche für „Mentor - Die Leselernhelfer“ an 39 Grund-, zwei Förder-, eine Gesamt-, eine Haupt- und einer Gemeinschaftsschule aktiv. Grundsätzlich setzt die Förderung in der zweiten Grundschulklasse ein und geht bis zum Ende der Grundschulzeit, wenn es notwendig ist auch mal darüber hinaus. „Wer kann schon Nein sagen, wenn dir voller Vertrauen die Frage gestellt wird: ‚Kann ich auch weiterhin kommen?‘“

2007 haben Erika Walter und ihre Mitstreiter in Bochum den Verein „Mentoren - Die Leselernhelfer“ ins Leben gerufen. Obwohl schon 250 Menschen im aktiv sind, werden noch weitere Ehrenamtliche gesucht, denn der Förderbedarf der Kinder wird nicht kleiner. „Auch wenn viele unserer Ehrenamtlichen nicht mehr im Beruf stehen, immer mehr junge Menschen kommen zu uns und wollen etwas tun. Beispielsweise junge Wissenschaftler oder Studierende, die etwas der Gesellschaft zurückgeben wollen“, berichtet Erika Walter, die sich gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern jeden Interessierten genau anschaut. „Das ist kein Misstrauen, aber wir haben eine große Verantwortung den Mentoren, aber auch den Kindern gegenüber. Man kann nicht mit der Arbeit beginnen und dann, wenn das Kind gerade Vertrauen gefasst hat, die Sache so einfach mal an den Nagel hängen. Wir wollen den Kindern helfen, so wie es früher in der Familie üblich war. Dazu zählt, dass das Vertrauen nicht gebrochen wird.“

Informationen über „ Mentoren - Die Leselernhelfer Bochum“ gibt es unter Tel.: 13001 oder unter info@bochum-mentor.de

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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