Halloween-Mitmachtheater aus Bochum begeistert das Publikum
Mehr als Horror
Wie wäre es mit einer echten Hexenverbrennung? Lodert lieblich, knistert knackig, garantiert! Oder möchten Sie lieber die Guillotine in Aktion erleben? Mit Toten reden? Wenn Sie solcherlei für großes Kino, Pardon, Theater halten, dann sind Sie bei den "Wallfahrern" genau richtig. Dort und nur dort, bei ihrer mysteriösen, interaktiven, geheimnisvollen, spannenden und sehr schwarzhumorigen Show können Sie all diese Dinge erleben.
von Nils Rimkus
Ein bisschen Obacht vor den zwei Gestalten da vorn empfiehlt sich. Damon und Torx stammen aus … nun, jedenfalls nicht von hier. Im Gepäck haben sie alte verstaubte Kisten voller unheimlicher Relikte aus der ganzen Welt. Es verheißt nichts Gutes. Was wunderbar ist. Denn das charismatisch-monströse Duo aus Bochum möchte dem Publikum diese gewiss unbezahlbaren Dinge verkaufen. Und dazu muss einer aus dem Publikum diese schaurigen Instrumente vorab live als Freiwilliger ausprobieren. „Hier geht es rasant zur Sache, weil jedes dieser Relikte seine Schattenseiten hat“, sagt Norman Hesse von den „Wallfahrern“. „Am Ende wird jeder den gerechten Preis bezahlen!“
Das Konzept hört sich schräg an, aber das stimmt nicht. Es ist noch viel schräger: „Wallfahrer“ ist ein interaktives Theaterstück mit zauberischen Magie-Elementen. Hier stehen nicht nur die beiden Darsteller Norman Hesse und Jens Esser im Rampenlicht, sondern auch das Publikum. Und es gibt jede Menge Lichttechnik, voluminöse Musikuntermalung und überraschende Pyroeffekte.
Aus einer kleinen Idee wurde eine große Show
Der Erfolg der schrägen Show "Wallfahrer" ist atemberaubend. Die Idee entstand 2017. Norman und Jens lernten sich beim "Halloween Horror Festival" im Movie Park Bottrop kennen. „Wir entwickelten die Idee, eine kleine Show für den Park zu inszenieren.“ Norman Hesse, 29 Jahre junger Bochumer und Student der Sozialarbeit – ist begeisterter Zauberer und Moderator. Der 23-jährige Jens Esser, aus Witten, Heilpädagoge, pflegt dagegen ein exquisites Faible für Kostüme und Requisiten. Ihre grandiose Idee fand, nachdem der Bottroper Park abgewunken hatte, schnell andere Abnehmer: die Extraschicht in Bottrop, die Gauklerfestung in Koblenz, „Berlin lacht!“, das "Once upon a Time"-Festival der Jahrmarktskultur in Dortmund und viele weiter. „Wir sind seit gerade einmal zwei Jahren auf ganz unterschiedlichen Veranstaltungen, insbesondere im Oktober, in ganz Deutschland unterwegs“, so Jens alias Torx. Zurzeit gruseln sie Rammingen im Allgäu, aber bald wieder in NRW. Norman Hesse: „Wir haben unser Projekt ohne Budget als Hobby aufgebaut. Wir sind immer wieder erstaunt, wo wir nach dieser kurzen Zeit schon gelandet sind und welchen Zuspruch wir erhalten.“
Und obwohl alles professionell aussieht, eben nach Profi-Schauspielern, -Maskenbildnern und -Technikern, ist "Wallfahrer" keine große Produktion, sondern nur die beiden. Sie machen alles selbst: Das Storytelling, die Zaubertricks und Outfits, die Kostüme, Kulissen, Licht-, Musik- und Pyro-Effekte. Sie packen alles in einen Dreieinhalbtonner, fahren zum Event, packen aus, bauen auf, werfen sich in Outfits und Schminke, gehen für eine halbe oder eine ganze Stunde raus ins Publikum, bezaubern selbiges - egal ob Hipster-Buddies oder Oma-Enkel-Gespanne - ernten den Applaus, pusten durch, bauen ab, packen ein, fahren heim, fallen ins Bett – denn das Ganze kann 24 volle Stunden dauern. Klingt gruselig. „Ja, das ist manchmal eine harte Sache“, sagt Norman. „Aber uns erwarten immer neue Dinge und Menschen, wir müssen viel improvisieren und optimieren die Show ständig. Es ist ein echtes Herzensprojekt!“
Autor:Nils Rimkus aus Bochum |
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