Lauter Abschied vom Prinzregenttheater: Die scheidende Intendantin Romy Schmidt stellt ihre Pläne für die letzte Saison ihrer Intendanz vor
Als am vergangenen Donnerstag völlig überraschend bekannt geworden ist, dass der Theaterverein des Prinzregenttheaters den Vertrag der Intendantin Romy Schmidt nicht über die Saison 2017/2018 hinaus verlängern will, geriet das, was an diesem Tag auch noch bekannt wurde, nämlich die Pläne für die am 30. September startende Spielzeit, fast aus dem Blick. Besucher des Hauses an der Prinz-Regent-Straße sind nach der am Theater und in der Bochumer Öffentlichkeit mit Unverständnis quittierten Entscheidung, nicht mit Schmidt weiterzuarbeiten, aber erst recht gespannt, was alles für das kommende Theaterjahr geplant ist.
Am Prinzregenttheater ist es gute Tradition, jede Spielzeit unter ein Motto zu stellen. Diesmal lautet es: „Wahrheit und Pflicht“. „Es geht um die Pflicht, der Wahrheit auf den Grund zu gehen“, sagen Schmidt und Frank Weiß, der die Arbeit an der Prinz-Regent-Straße als Regisseur, Dramaturg und Autor entscheidend mitprägt. Regisseur Weiß ist es auch, der die neue Theatersaison am 30. September mit Jean Genets „Die Zofen“ eröffnet. Weiß erläutert sein Verständnis des Dramas: „Es geht darum, etwas erreichen zu wollen, was eigentlich keinen Wert hat. Schließlich ist es kein Wert an sich, Madame zu sein.“ Auf der Bühne stehen - neben Philine Bührer - Nermina Kukic, die die PRT-Besucher schon aus „Sommerfest“ kennen, und Johanna Wieking, bekannt aus den Wolfgang-Herrndorf-Adaptionen „Tschick“ und „Bilder deiner großen Liebe“.
Arbeit mit Jugendlichen
Mit dem Jugendclub „Junge Prinzessinnen 15+“ sorgt Regisseurin und Theaterpädagogin Clara Nielebock am 3. November für die zweite Premiere: Albert Camus' „Caligula“. „Seit April haben wir uns gemeinsam ein Verständnis des Stücks erarbeitet und uns mit dem Absurden auseinandergesetzt. Dabei passt 'Caligula' gut zu unserem Spielzeitthema 'Wahrheit und Pflicht': Es geht um einen der brutalsten Tyrannen und die Frage, was Anlass zur Revolte gibt."
Albert Camus steht auch Pate für Romy Schmidts Regiearbeit „Sisyphos – Der Berg ruft“, eine Stückentwicklung nach Motiven von Albert Camus und der griechischen Mythologie. Die Premiere ist für den 8. Dezember angesetzt. Schmidt will Camus' berühmten Satz „Man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.' auf seine Bedeutung hin abklopfen. „Wir holen die Motive der antiken Literatur ins Hier und Jetzt“, verspricht sie.
Deutsche Erstaufführung
Im Frühjahr 2018 können sich die Theaterfans auf eine deutsche Erstaufführung freuen: Anna Badeas „Extremophil“ in der Regie von Frank Weiß. „Die Autorin“, zeigt sich der Regisseur begeistert, „hat eine tolle Sprache. Auch die Geschichte ist spannend – eine echte Herausforderung.“
Ebenfalls im Frühjahr 2018 steht „ein Stück, das noch geschrieben werden muss“ - so Frank Weiß – auf dem Spielplan. Er wird zur Feder greifen und aus einer authentischen Stellenausschreibung der Stadt Mölln eine „Till Eulenspiegel“-Variante kreieren. Weiß deutet an, was dabei im Mittelpunkt steht: „Es geht um den Missbrauch einer eigentlich revolutionären Figur.“ - Regie führt Romy Schmidt.
Ende des Steinkohlenbergbaus
Das Ende des Steinkohlenbergbaus in Nordrhein-Westfalen ist Ausgangspunkt für ein ambitioniertes multimediales Projekt mit dem Arbeitstitel „Vom Verschwinden“, das im Sommer 2018 auf die Bühne kommen soll. „Es geht um die Frage: Wie hat der Bergbau die Region geprägt?“, sagt Frank Weiß, der gemeinsam mit Alexander Ritter, Lisa Bühl und Sandra Schuck für das Vorhaben verantwortlich ist.
Am Ende der Spielzeit kommt nochmals Clara Nielebock zum Zuge: Mit ihren „Jungen Prinzessinnen 10+“ erarbeitet sie ein Stück zum Spielzeitthema „Wahrheit und Pflicht“, das beim Spielzeitfinale zur Aufführung kommen soll.
Multitalent Helge Salnikau wird sein Late-Night-Format „Heute Nacht mit Helge“ mit weiteren Shows fortsetzen. Auch die Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste wird weitergeführt. Das interkulturelle „Grubengold“-Ensemble soll ebenfalls wieder aktiv werden. - „Unsere letzte Spielzeit wird laut“, verspricht Frank Weiß.
Termin
- Die Spielzeit am Prinzregenttheater, Prinz-Regent-Straße 50-60, wird am Samstag, 30. September, um 19.30 Uhr mit Jean Genets „Die Zofen“ eröffnet. Die Premierenparty beginnt um 22 Uhr. Um 23 Uhr geben „Und mir der Mond“ ein Konzert.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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