"Lampedusa" in den Kammerspielen behandelt hochaktuelle Themen
Der britische Dramatiker Anders Lustgarten bringt in seinem hochaktuellen Stück „Lampedusa“ zwei Themen zusammen, die zunächst nur sehr indirekt miteinander zu tun zu haben scheinen: Die Flüchtlingskrise, die auf der italienischen Insel Lampedusa so sichtbar ist wie sonst kaum irgendwo, und die Lebenssituation im britischen Prekariat. In beiden Fällen geht es nicht nur um soziale Verwerfungen, sondern auch um Solidarität, die sich gerade in schwierigsten Situationen bewährt.
In den Kammerspielen des Bochumer Schauspielhauses ist das Drama nun erstmals in deutscher Sprache zu erleben. Stefano (Raiko Küster) birgt vor Lampedusa ertrunkene Flüchtlinge und hin und wieder auch Überlebende. Denise (Juliane Fisch) verdingt sich im neoliberalen Großbritannien als Schuldeneintreiberin, um ihr Studium zu finanzieren, das ihr die Flucht aus den desolaten Lebensverhältnissen ermöglichen soll, in denen ihre Mutter ihr Leben fristet. Die beiden berichten von ihrem trostlosen Dasein, gegen das sie sich mit Zynismus zu wappnen suchen. Für beide gibt es am Ende Hoffnung auf ein Leben, in dem Raum für Solidarität ist. Es ist ein großes Verdienst der Inszenierung von Olaf Kröck, dass das Ganze nicht in den Kitsch abdriftet.
Das Drama verzichtet auf Dialoge. Die beiden Protagonisten berichten von ihren Erfahrungen, was keine Sekunde langweilig wird. Besonders Juliane Fisch legt so viel Bitterkeit, aber auch Zartgefühl in ihren Vortrag, dass man als Zuschauer stets bei der Sache ist. Dorothea Lütke Wöstmann gestaltet das Bühnenbild mit einem Berg von Textilien, der aus einer Wasserfläche herausragt. Die große Zahl der im Mittelmeer Ertrunkenen wird so sinnfällig. Das richtige Stück zur richtigen Zeit also.
Termine
- Das Stück "Lampedusa" ist am Donnerstag, 24. März, um 19.30 Uhr wieder in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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