Mutter und Kind
Konflikte eines kleinen Wesens
Konflikte eines kleinen Wesens
In der Schlange an der Kasse eines Discounters stand vor mir eine Mutter mit ihrem kleinen Mädchen.
Das Kind wirkte etwas ungepflegt, die ungeschnitten Haare wie leichte Fransen, und auch die Mutter schien ihre Haare selbst zu schneiden.
Aber das tut nichts zur Sache, die ich beobachtete.
Ein Konflikt zwischen Mutter und Tochter entstand, wobei die Mutter das Kind an den Handgelenken fest hielt, ich meine sogar sehr fest, und es zu schreien begann. Ich sah das Gesicht des Kindes wütend verzerrt, gleichsam angstvoll mit einem weit geöffneten fast häßlichem Mund.
Je lauter es schrie, desto energischer packte es die Mutter, was ein neues Schreien hervorrief. Ihr Versuch, es abzulenken, funktionierte in diesem Stadium des Konflikts nicht mehr.
Plötzlich geschah etwas Erstaunliches. Das Kind, sich seiner Ohnmacht bewusst, umklammerter die Beine der Mutter und weinte, schluchzte.
Es hatte zwangsweise erspürt, dass es nichts anderes tun konnte als sich an die Mutter, eigentlich den Feind, den Aggressor, als Schutz und Halt zuzuwenden, ja, sie in seiner Not gegen den eigentlichen Willen zu brauchen.
In diesem Sinne kann sich im späteren Leben der innere Eindruck verfestigen, diejenigen, die mir schaden, die mir Böses antun, muss ich als Autoritäten akzeptieren und mich ihnen unterordnen, aus Ohnmacht auch gegen meinen Willen.
Dass sich daraus schnell die eigene Aggression entwickeln kann bleibt nicht aus. Dass sich daraus des Öfteren ein Autoritätsgehorsam einstellt, auch nicht.
Ich lächelte das Kind an. Es lächelte zurück und begann, frei gelassen, kleine Tanzschritte zu versuchen.
Ich wünsche Mutter und Kind ein gutes Miteinander und - Frieden.
Autor:Ingrid Dressel aus Bochum |
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