Rottstr5-Theater zeigt Martin McDonaghs "Eine Enthandung"
Komisch und tragisch

Carmichael (Alexander Gier, vorn links) muss erkennen, dass das junge Paar (Sophia Schiller, hinten, und Deryl Kenfack) ein böses Spiel mit ihm treibt.  | Foto: Willner
  • Carmichael (Alexander Gier, vorn links) muss erkennen, dass das junge Paar (Sophia Schiller, hinten, und Deryl Kenfack) ein böses Spiel mit ihm treibt.
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Martin McDonaghs "Eine Enthandung" ist mit seinen absurden Dialogen eine Komödie wie gemacht für das Rottstr5-Theater. Untergründig geht es dabei jedoch um sehr grundlegende Fragen, die im Theater unter den Gleisen wie gewohnt ganz ohne erhobenen Zeigefinger verhandelt werden. Am Samstag, 17. Oktober, gibt es erneut Gelegenheit, dieses äußerst gelungene Stück Theater zu erleben.

Carmichael (Alexander Gier) ist ein traumatisierter Mensch: Vor Jahren haben andere Jugendliche in grausamster Weise dafür gesorgt, dass er seine linke Hand verloren hat, um ihn dann zu verspotten - jedenfalls ist das die Geschichte, die Carmichael erzählt und wohl auch selbst zu glauben gelernt hat.
In seiner Verzweiflung beauftragt er zwei Kleinkriminelle (Deryl Kenfack und Sophia Schiller) damit, seine Hand wiederzubeschaffen - die Suche nach ebendieser Hand zieht sich wie ein Leitmotiv durch sein Leben. Carmichael muss jedoch bald erkennen, dass das delinquente Pärchen es nur auf die von ihm ausgelobte Belohnung abgesehen hat.
In dieser verfahrenen Situation wird der Rezeptionist des Hotels (Benjamin Werner), in dem dieses Kammerspiel angesiedelt ist, zum Lackmustest für die Art und Weise, wie die drei anderen Figuren sich selbst und die Welt sehen. Da ist nicht nur Carmichaels alles andere als stimmige Geschichte, wie er seine Hand verloren hat. Da ist auch der Dealer, der sich vor sich selbst damit rechtfertigt, "nur" Marihuana zu verkaufen und von harten Drogen die Finger zu lassen. Der Rezeptionist, der eine Vorliebe für die monogam lebenden Gibbons hat und sich selbst offenkundig nach Zweisamkeit sehnt, wirkt mal fast rührend naiv, dann wieder einfältig.
Die vier Akteure offenbaren sich in einem Beziehungsgewebe, das durch offenen Rassismus, demonstrative Political Correctness und untergründige Ressentiments geprägt ist. Mit ihrem Lavieren zwischen Schein und Sein halten sie dem Zuschauer den Spiegel vor.

Skurrile Figuren

Dass das Ganze trotzdem sehr lustig ist, liegt an den skurrilen Figuren, die ein wenig so wirken, als hätte T.C. Boyle das Skript für einen David-Lynch-Film geschrieben. Regisseur Oliver Paolo Thomas und sein Ensemble - allen voran der charismatische Alexander Gier - entlocken dem Stoff eine Komik, die ständig auf Messers Schneide wandelt. Eine der Inszenierungen, die man sich getrost auch mehrfach anschauen kann.

Infos & Termine
- Das Rottstr5-Theater zeigt "Eine Enthandung" am Samstag, 17.; Freitag, 30. Oktober; Samstag, 14. November, und Samstag, 5. Dezember. Alle Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr.
- Karten können per E-Mail unter: karten@rottstr5-theater.de oder telefonisch unter: 0 163 761 50 71 reserviert werden.
- Weitere Informationen gibt es auf: rottstr5-theater.de.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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