„Thealozzis Kinder“ präsentieren das Stück „Der Sturm“ nach Shakespeare
Keine freie Entscheidung
Heute steht die Generalprobe an, morgen die Premiere. Die Theatergruppe „Thealozzis Kinder“ präsentiert am Sonntag, 3. Februar, um 16 Uhr im Kulturhaus Thealozzi eine Interpretation des Stücks „Der Sturm“ von William Shakespeare.
Seit dem vergangenen Sommer proben die 16 Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis 15 Jahren die Inszenierung. An Silvester fand bereits eine Vorpremiere statt; seitdem folgte der Feinschliff. „Die Inszenierung ist sehr vage an Shakespeares Stück angelehnt“, erklärt Giampiero Piria. Zusammen mit den jungen Darstellern hat der Schauspieler und Regisseur vor allem die Fremdbestimmtheit der Bühnenfiguren in den Fokus der Handlung gerückt.
„Die Menschen kommen auf die Insel und werden vom Zauberer fremdbestimmt. Sie fühlen, dass sie nicht selbst entscheiden können“, erläutert Lara (14), die die Rolle der Miranda übernimmt. Piria sieht darin Parallelen zur realen Gegenwart, denn auch der heutige Mensch sei etwa durch Politik und Wirtschaft fremdbestimmt.
Neben einigen der bekannten Shakespeareschen Figuren aus dem Stück „Der Sturm“, wie dem Zauberer Prospero, der von Fabian verkörpert wird, dessen Sklaven Caliban (Wahe, 12), Ferdinand (Elia, 15) und Miranda, werden auf der Bühne des Thealozzi auch James Bond, Queen Elizabeth, Winston Churchill und Sherlock Holmes zu erleben sein. Ihr Auftreten soll den Aspekt der Fremdsteuerung und des „Nicht bei sich Seins“ ebenfalls verdeutlichen.
Die darstellenden Kinder und Jugendlichen haben sich mit Ideen zu der Inszenierung eingebracht, zum Beispiel Evelyn, „die sich ihre Rolle selbst erobert hat“, erzählt Piria. Die Neunjährige spielt neben Ariel einen zweiten Luftgeist.
Wie eine Collage angelegt
„Von der Struktur her sind Text und Stück wie eine Collage angelegt“, erläutert Piria ein Element seiner Regiearbeit. „Es gibt keine durchgehende Geschichte, sondern die Handlung wird in Bildern erzählt.“ Die surrealen Züge des Stücks von William Shakespeare greift die Inszenierung in ihrem minimalistischen Bühnenbild auf, das vorrangig mit Licht und Projektionen gestaltet wird.
45 bis 50 Minuten wird die Inszenierung, die durch das Landesprogramm Kulturrucksack NRW gefördert wird, dauern. „Sie ist ausdrücklich kein Kinderstück“, betont Giampiero Piria. Er versteht sie als ein Angebot an Kinder und Eltern, sich miteinander zu unterhalten und sich anspruchsvollen Themen zu öffnen. „Es geht mir um aktuelle politische Themen, nicht um die üblichen kindkompatiblen Geschichten, wie ,Räuber Hotzenplotz'“, so Piria. Dabei könne man bei einer Inszenierung nicht nur darauf gucken, ob das Publikum sie verstehe.
Bereits seit mehr als fünf Jahren gibt es die Theatergruppe „Thealozzis Kinder“, die aus einem Sommercamp hervorgegangen ist. Rund zwei Drittel der „Sturm“-Darsteller waren schon an vorherigen Theateraufführungen beteiligt. Dazu gehören das Weihnachtsstück „Hänsel und Gretel“ sowie die Stücke „Ich bin nur ein Kind“ zum Thema Hochsensibilität und „Warum gibt es hier so viele Bunker?“
Wegen ihrer Bühnenerfahrung sind Esther, Sina, Valentin, Henri, Nanna, Vito und die übrigen Kinder und Jugendlichen kaum aufgeregt vor der morgigen Premiere. „Bei meinem ersten Stück ,Zaubervogel' hatte ich einen Blackout und meinen Text vergessen“, erinnert sich Baldur (13). „Jetzt bin vorher immer noch nervös, aber während der Aufführung nicht mehr.“ Die ersten Erfolge vermitteln Selbstvertrauen. Das bestätigt auch Wahe: „Als ich angefangen habe zu schauspielern, war ich nervös, ob ich den Text kann, aber man gewöhnt sich dran.“
Premiere am Sonntag
Das Stück „Der Sturm“ der Theatergruppe „Thealozzis Kinder“ feiert am Sonntag, 3. Februar, um 16 Uhr im Kulturhaus Thealozzi an der Pestalozzistraße 21 Premiere. Eine zweite Aufführung findet am Sonntag, 10. Februar, ebenfalls um 16 Uhr statt. Karten und Informationen gibt es im Thealozzi unter Tel. 17590.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.