"Jeder Tag eine Vollmond" am Schauspielhaus

Intimität in der Zeit des großen "C"

Es ist das zentrale Dilemma der Corona-Politik: Die Maßnahmen, die gerade besonders anfällige Menschen schützen sollen, schneiden uns von dem ab, was ein erfülltes Dasein ausmacht: Intimität, Berührung - unbefangene Interaktion eben. Mit dieser Frage beschäftigen sich die Autorin Katja Brunner und die Schauspieler Gina Haller und Risto Kübar in ihrem gemeinsamen Projekt "Jeder Tag ein Vollmond", das am 7. Januar gleich zweimal in den Kammerspielen zu sehen ist.

Worum es geht, fasst Gina Haller so zusammen: "Ich vermisse die knutschenden Pärchen auf der Parkbank Ich vermisse das Knutschen auf der Parkbank. Es geht ums Berühren, Berührtwerden, wieder Berührtwerdenwollen."
Schon die Bühnensituation ist außergewöhnlich: Die ausdrucksstarke Gina Haller und der sensible Risto Kübar agieren in einem durchsichtigen Kasten, um den die Zuschauer sich auf der Bühne - natürlich mit Abstand - platzieren. Dass der Ton über Kopfhörer übertragen wird, macht die Spannung zwischen Gemeinsamkeit und Vereinzelung umso deutlicher. "Jeder Tag ein Vollmond" ist eine einzigartige Synthese aus Worten, Stillleben und Bewegung.
Das Theater erfüllt hier in vorbildlicher Weise seine Aufgabe, gesellschaftliche Prozesse zu reflektieren und vielleicht sogar mitzugestalten. Dabei sind diese 45 Minuten anstrengender als manche dreistündige Klassikerinszenierung - und lohnender. Schließlich geht es um die Frage, wie sich die Maßstäbe unseres Zusammenlebens durch die Pandemie - vielleicht auf Dauer - verändern werden und welchen Einfluss wir darauf nehmen können.

Termine
- "Jeder Tag ein Vollmond" ist am Freitag, 7. Januar, gleich zweimal in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen: um 19 und 21 Uhr.
- Karten können über: schauspielhausbochum.de erworben werden. Hier steht auch eine Audioeinführung zu "Jeder Tag ein Vollmond" bereit.
- Die Theaterkasse ist unter Tel.: 3333 5555 zu erreichen.