Das Schauspielhaus bringt in der Grundschule an der Maarbrücke „Künste in die Klasse“
In Goldhamme rappen die Schmetterlinge
„Das ist ein wildes, tolles Durcheinander.“ - Cathrin Rose, Leiterin des Jungen Schauspielhauses, ist sichtlich in ihrem Element, als sie an der Gemeinschaftsgrundschule an der Maarbrücke in Goldhamme bei den Endproben zu „Ikarus“ dabei ist. Sage und schreibe 141 Kinder haben ihre Version des Mythos, in der keiner stirbt, mit fachkundiger Unterstützung erarbeitet.
Absolventen der Schauspielschule, aber auch Schauspieler wie Johanna Wieking, William Bartley Cooper und Mercy Dorcas Otieno, die regelmäßig an der Königsallee auf der Bühne stehen, leisten tatkräftige Unterstützung und stehen auch mit auf der Bühne. Mitarbeiter aus den Abteilungen Requisite und Kostüm und Studenten der Szenografie der FH Dortmund sind ebenfalls mit von der Partie. Gemeinsam werden Rollen erfunden, Kostüme genäht, Lieder gesungen, Requisiten gebastelt und jeden Tag drei Stunden geprobt – und das drei Wochen lang. Am Ende wird das Ergebnis dann in drei Aufführungen den Eltern präsentiert.
Initiiert hat das Projekt, das in der kommenden Spielzeit in einer anderen Grundschule fortgesetzt wird, die Schauspielerin Elsie de Brauw. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Johan Simons, seit nunmehr einem Jahr Intendant an der Königsallee, hat sie vor etwa vier Jahren „Kunst in de Klas“ für niederländische Grundschulen entwickelt. „Kinder kommen kaum noch mit Kunst in Kontakt. Fantasie und Genialität bleiben auf der Strecke“, hat sie beobachtet. Mit „Künste in der Klasse“ will sie Abhilfe schaffen: „Das Schöne ist, das in unserem Stück alles möglich ist.“
Ein Erzähler mit blauen Haaren und einem prächtigen Stab
Was das ganz konkret heißt, demonstriert ein neunjähriger Schüler: Im Stück hat er blaue Haare und ist mit einem prächtigen Stab und einer farbenfrohen Krawatte ausgestattet. „Den Stab zu basteln, hat am meisten Spaß gemacht“, erzählt er. Mercy Dorcas Otieno erklärt: „Er spielt einen unserer Erzähler.“
Im ohnehin prall mit Arbeit angefüllten Schulalltag ist ein solches Vorhaben für Lehrer und Schüler eine große Herausforderung. „Der Stundenplan“, sagt Schulleiterin Cornelia Adam, „musste für drei Wochen ad acta gelegt werden.“ - Umso mehr wissen Elsie de Brauw und Cathrin Rose zu schätzen, dass das ganze Kollegium ausgesprochen kooperativ gewesen sei. „Außerdem gibt es hier an der Maarbrücke viele geeignete Räume für die Theaterarbeit“, zeigt sich Rose begeistert.
„Spaß für alle“
„Spaß für alle“, ist für de Brauw das Hauptziel von „Künste in der Klasse“ - am Ende muss keine perfekte Theateraufführung stehen. Nichtsdestotrotz sind die Eltern von den drei Vorstellungen von „Ikarus“ begeistert.
Cathrin Rose hat sich ganz bewusst entschieden, gerade die Schule in Goldhamme als erste Schule zu „Künste in der Klasse“ einzuladen. Hier stammen viele Kinder aus benachteiligten Familien, die nicht so häufig ins Theater gehen. „Die Kinder hier sind toll“, unterstreicht sie, dass das die richtige Entscheidung war. „Bei solchen Projekten erinnere ich mich wieder“, ergänzt Schauspielerin Elsie de Brauw, „warum ich einmal mit der Schauspielerei angefangen habe und welche Magie mit der Theaterarbeit verbunden ist.“
In der zeitgemäßen, kindgerechten Ikarus-Version gibt es Ninja-Wolken und eine rappende Schmetterlingsgang. Elsie de Brauw betont: „Hier muss niemand etwas machen, was er nicht will. Wir wollen die Kreativität der Kinder wachhalten.“
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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