Prinz Regent Theater stellt Pläne für die kommende Saison vor
Im Zeichen von Corona
Planen können Theater derzeit bestenfalls mittelfristig – und auch das nur unter Vorbehalt. Das Prinz Regent Theater präsentiert deshalb zunächst seine Vorhaben für die erste Hälfte der Spielzeit 2020/ 2021, hat aber natürlich auch schon Ideen für das Frühjahr und den Sommer des kommenden Jahres, wenn die Corona-Beschränkungen hoffentlich der Vergangenheit angehören.
Zum Saisonstart, der für den 11. September geplant ist, kommt ein veritabler Klassiker auf die Bühne: Das Bochumer „kainkollektiv“, das während der Intendanzen von Anselm Weber und Olaf Kröck vielbeachtete Inszenierungen im Schauspielhaus zeigte, präsentiert mit „Sturm!“ eine freie Adaption des berühmten Shakespeare-Dramas, die das Stück für unsere von der Globalisierung geprägte Zeit neu erschließt.
Mitte Oktober setzt das Prinz Regent Theater die in der Interimsspielzeit 2018/ 2019 begonnene und in der Saison 2019/ 2020 mit „1+1=1“ weitergeführte Kooperation mit der Kompanie „merighi/ mercy“ fort. „Angels and Demons“ ist formal ein Dialog zwischen Avantgarde-Flamenco-Tanz und Tanztheater in der Tradition von Pina Bausch; inhaltlich geht es um die Angst vor dem Fremden, den Versuch, sich zu verständigen – und die Relativierung der Andersartigkeit durch Annäherung. Dabei stellt die Realisierung von Tanzproduktionen das Theater in Corona-Zeiten vor ganz besondere Herausforderungen. „Die Auflagen zum Schutz der Akteure sind beim Tanztheater besonders streng“, erklärt Anne Rockenfeller, Geschäftsführerin des PRT, und ergänzt, „außerdem wissen wir noch nicht, ob der Tänzer Juan Carlos Lérida zur Premiere überhaupt aus Spanien anreisen kann – schließlich ist immer noch mit Reisebeschränkungen zu rechnen. Es steht noch nicht fest, wie die beiden Tänzer Pascal Merighi und Juan Carlos Lérida mit dieser Situation umgehen werden. Vielleicht arbeiten sie mit einer Videozuschaltung, es ist aber auch möglich, dass Merighi allein auf die Bühne geht.“
Theater für Kinder
Ende Oktober tritt die Junge Bühne Bochum (JuBB) auf den Plan und zeigt eine Bearbeitung des klassischen „Amor und Psyche“-Stoffes für Theaterfans ab acht Jahren. „Die Idee, diesen Stoff aufzugreifen“, verrät Hans Dreher, künstlerischer Leiter des Prinz Regent Theaters, „ist älter als Corona. Die JuBB probt das Stück in zwei Varianten, um auch strengen Abstandsregeln gerecht werden zu können.“
Das wird bei der Aufführung von Duncan Macmillans „All das Schöne“ - die Premiere ist für Dezember vorgesehen – nicht nötig sein, denn hier steht Yvonne Forster, in Bochum unter anderem aus Romy Schmidts „Die Schöne und das Biest“-Inszenierung bekannt, allein auf der Bühne stehen. Allerdings sei der Begriff „schauspielerisches Solo“ für „All das Schöne“ etwas irreführend, wie Dreher, der hier auch Regie führen wird, betont: „Das ist Mitmachtheater, wobei die Zuschauer eine dankbare Aufgabe haben, weil das Ganze nie peinlich wird. Für uns als künstlerisches Team ist das allerdings gar nicht so einfach, da sich die Interaktion mit den Zuschauern kaum proben lässt.“
Mit „Hunger“ nach Knut Hamsuns gleichnamigem Roman ist für Anfang 2021 auch eine Romanadaption geplant. „Das ist ein kompliziertes Prosastück“, räumt Hans Dreher ein, ist sich aber sicher, „ unserem Regisseur Jochen Langner wird es gelingen, eine bühnentaugliche Fassung – wenn nötig auch unter Berücksichtigung von Abstandsregeln – zu erarbeiten.“
Pläne für die zweite Hälfte der Theatersaison
Für das Frühjahr und den Frühsommer 2021 ist man am PRT zuversichtlich, zumindest einige der Projekte nachholen zu können, die in der Saison 2019/ 2020 der Corona-Krise zum Opfer gefallen sind, und dann auch weitere Inszenierungen realisieren zu können, die unter den derzeitigen Vorgaben nicht möglich sind. „Wir hatten schon länger die Idee, eine Geschichte im Stil von 'Dittsche' oder 'Der Tatortreiniger' im Theater aufzugreifen“, erklärt Hans Dreher und fährt fort, „wir haben uns schließlich für eine 'Tatortreiniger'-Folge entschieden, die wir besonders toll finden. Das ist ein kleiner, feiner Stoff.“ Eine Einschränkung muss Geschäftsführerin Anne Rockenfeller allerdings machen: „Das ist ein Stück, das wir in unserem Foyer zeigen wollen – und das können wir wegen seiner geringen Größe nicht bespielen, solange die Corona-Schutzverordnung in Kraft ist.“ - Als Schauspieler sind Matthias Eberle und Kinga Prytula vorgesehen.
Der Musiker Christoph Iacono wird auch weiterhin als „Artist in Residence“ den Spielplänen des Prinz Regent Theaters seinen Stempel aufdrücken. Neben bekannten Produktionen wird er auch neue Programme realisieren. „Er plant einen Jacques-Brel-Abend“, verrät Anne Rockenfeller, „hat aber auch noch andere Ideen.“ Darüber hinaus wird Iacono wieder mit der Bochumer Musikerin und Schauspielerin Linda Bockholt auf der Bühne stehen.
Theater auf Abstand
Neben den Premieren warten die Besucher des Prinz Regent Theaters natürlich auch auf beliebte Repertoire-Stücke wie „Der Gott des Gemetzels“ oder „Faust“. In dieser Hinsicht ist Geduld gefragt: Erst nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen werden diese Stücke wieder zu sehen sein. Drei andere Inszenierungen sind allerdings so bearbeitet worden, dass sie den aktuellen Vorgaben zum Schutz von Schauspielern und Publikum entsprechen: Terrence McNallys „Meisterklasse“, Roddy Doyles „Die Frau, die gegen Türen rannte“ und die Stückentwicklung „Der Mensch – Die fast vollständige Geschichte“.
Infos
Alle aktuellen Informationen finden sich auf: www.prinzregenttheater.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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