Im Kampf gegen Windmühlen: Interkulturelles "Grubengold"-Ensemble bringt am Prinzregenttheater eine ganz eigene Version von "Don Quijote" auf die Bühne

Für die Premiere werden die Teilnehmer professionell geschminkt und frisiert. | Foto: Schuck
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„Alle reden über Integration“, sagt Frank Weiß, Dramaturg bei „Grubengold“, dem interkulturellen Projekt des Prinzregenttheaters, „aber es gibt keine Begegnung.“ - Folgerichtig ist „Grubengold“ im zweiten Jahr nicht mehr in erster Linie ein Forum für Fluchtgeschichten; vielmehr begegnen sich hier junge Erwachsene mit und ohne Fluchterfahrung bzw. Migrationshintergrund.

Yousef Hasan arbeitet für „Grubengold“ als Übersetzer und Kulturvermittler und absolviert dort auch eine Dramaturgie-Hospitanz. „Ich finde die Heterogenität der Teilnehmer sehr schön – hier treffen Menschen aufeinander, die sich sonst nie begegnet wären“, beschreibt er seine Erfahrungen.
Regisseurin Michaela Kuczinna, die die künstlerische Leitung des ambitionierten Unternehmens von Holger Wagner übernommen hat, ergänzt: „Im ersten Jahr war es richtig, die Geschichte der Flucht in den Mittelpunkt zu rücken. Jetzt geht es aber um die Rückführung in den Alltag.“

Kein vorgefertigtes Textbuch

Nachdem im letzten Jahr eine Szenenfolge zum Thema Flucht auf die Bühne gekommen ist, steht nun eines der zentralen Werke der Weltliteratur in der ganz eigenen Lesart des „Grubengold“-Ensembles auf dem Programm. Die Rede ist von „Don Quijote“, von Miguel de Cervantes im frühen 17. Jahrhundert verfasst. „Wir haben nicht mit einem vorgefertigten Textbuch gearbeitet“, stellt Frank Weiß heraus, „sondern unsere Fassung ist im Prozess entstanden.“ - „Die Geschichte des Ritters Don Quijote ist auch im arabischen Sprachraum verbreitet“, erläutert Michaela Kuczinna.
Die Regisseurin fährt fort: „Alle denken bei 'Don Quijote' an den Kampf gegen die Windmühlen. Dieses Bild bedienen wir auch. Ansonsten können wir natürlich nicht alle Bilder nacherzählen.“ - Der aus der Zeit gefallene Ritter ist für sie vor allem ein Realitätsflüchtling. „Da stellt sich natürlich die Frage“, beschriebt Kuczinna ihren Zugang zum Stoff, „vor welcher Realität er flieht. In jedem Fall geht es ihm um Tugenden, die in seiner Zeit verloren gegangen zu sein scheinen. Unsere Frage lautet daher: Wie wollen wir leben? Da kann man etwa den Bogen zur Debatte um das Grundeinkommen schlagen.“

Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählen

Die „Verweigerung der Realitätsabbildung“ ist für Kuczinna geradezu Programm. „Wir erzählen die Geschichte bewusst nicht aus einer Perspektive. Verschiedene Darsteller schlüpfen in die Rolle des Don Quijote. Darin steckt der Appell, dem anderen seinen Blick auf die Realität nicht zu nehmen“, umreißt sie das Anliegen des Ensembles. Wie der interkulturelle Anspruch eingelöst wird, erläutert Frank Weiß: „Auf der Bühne werden Tamil, Arabisch und Deutsch gesprochen.“ - „Auf Unter- oder Übertitel verzichten wir bewusst“, ergänzt Kuczinna, „man muss nicht immer alles verstehen – schließlich ist das zugundeliegende Prinzip für alle erfassbar.“

Termine
„Grubengold präsentiert: Don Quijote“ feiert am Samstag, 13. Mai, um 19.30 Uhr Premiere im Prinzregenttheater, Prinz-Regent-Straße 50-60.
weitere Termine: Sonntag, 14. Mai, 19.30 Uhr; Freitag, 19. Mai, 19.30 Uhr; Samstag, 20. Mai, 15 Uhr; Dienstag, 13. Juni, 19.30 Uhr; Samstag, 17. Juni, 19.30 Uhr; Dienstag, 4. Juli, 19.30 Uhr; Mittwoch, 5. Juli, 19.30 Uhr.
Karten gibt es unter Tel.: 771117.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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