„Ich möchte nichts anderes machen!“ - Milena Hagedorn geht ihren Weg
„Das ist es!“, wusste die Bochumerin Milena Hagedorn, als sie an der Folkwang-Schule zufällig Musical-Studenten in Aktion sah. Damit war die „Sinnkrise“ nach dem Abitur beendet und ein steiniger Weg begann, der viel Selbstvertrauen braucht. Das hat Milena zum Glück.
Sie selbst war gerade für die Aufnahmeprüfung „Klassischer Gesang“ da. „Irgendwie wusste ich aber, das Gesang allein mir nicht reicht“, erinnert sich die quirlige 24-Jährige. Und sie behielt recht: Im Musical fühlt sich Milena heute zuhause und sie genießt das Zusammenspiel von Gesang, Tanz und Schauspiel.
Doch von vorne: Singen und Tanzen gehörten von Kindesbeinen an zu der jungen Frau. „Meine Eltern haben sich beim Tanzen kennengelernt, ein gewisses Temperament liegt also in der Familie“, lacht sie. Sie sang im Kinderchor, nahm Gesangsunterricht und wurde während ihres Schüleraustausches in den USA von ihrer Gastmutter, selbst künstlerisch begabt, gefördert.
Während der Abizeit stieß Milena zu einem Jugendclub des Jungen Schauspielhauses und wirkte unter anderem bei „Ende einer langen Reise“ mit. Immer wieder wurde ihr viel Bühnentalent bestätigt. Doch reicht das Talent, um ihren Leidenschaften beruflich nachgehen zu können? Milena war sich nicht sicher und begann zunächst ein Sprachen-Studium. Glücklich war sie damit nicht und begann, sich an Hochschulen und Akademien für darstellende Kunst zu bewerben. „Damals wusste ich aber noch nicht so genau, ob ich Schauspiel oder Gesang studieren soll. Die Entscheidung fiel erst, als ich diese Musical-Studenten sah“, weiß sie noch genau. In Osnabrück wurde sie angenommen und begann ihre Ausbildung zur Musical-Darstellerin.
Nicht jeder reagierte mit Begeisterung: „Mein Vater hätte es gerne gesehen, wenn ich Medizin studiere. Ich habe sogar ein Krankenhaus-Praktikum gemacht, aber das war einfach nicht meines.“ Breite Unterstützung erfuhr sie von ihrer Mutter und vielen guten Freunden. „Das ist auch mein Tipp für alle, die einen Traum haben: Die Unterstützer um sich scharen, sich von Worten nicht unterkriegen lassen und dem Herzen folgen!“, rät sie aus Erfahrung.
„Folge nur
deinem Herzen!“
Menschen, die ihr den Rücken stärken, brauchte Milena während der Ausbildung dringend. „In Osnabrück hatten wir nur 17 Stunden Unterricht in der Woche, das Pensum war mir zu niedrig. Deshalb wechselte ich nach Hamburg auf die Joop-van-Den-Ende-Schule, dort hatten wir eine 40 Stunden Woche“, erinnert sich die Bochumerin. Sie arbeitete hart, wurde Semestersprecherin und fühlte sich wohl. Doch nach einem Jahr in Hamburg dann der Schock: Der selbstbewussten jungen Frau wurde gesagt, sie komme an der Schule nicht weiter. „Aus heiterem Himmel, niemand von meinen Kommilitonen konnte sich das erklären“, ist Milena heute noch empört. Andere hätten an dieser Stelle hingeschmissen, doch Milena Hagedorn hat zum Glück einen Dickkopf. „Natürlich komme ich weiter!“, war sie überzeugt. „Da habe ich gemerkt, dass ich es wirklich will.“ Und das Glück half nach: in Osnabrück durfte sie ihre Ausbildung beenden. Noch während der Prüfungsvorbereitungen in diesem Jahr kam die Karriere in Gang: Von Mai bis August war sie in einer Doppelrolle in „Peter Pan“ auf der Tecklenburger Freilichtbühne zu sehen. Zur Zeit probt sie am Bielefelder Stadttheater das Musical „Chess“, das dort am 25. September Premiere feiert.
Stück für Stück kommt Milena ihrem Traum so immer näher. „Nächstes Jahr möchte ich von meinem Beruf leben können“, hat sie sich vorgenommen. Dafür besucht sie jetzt allerhand Auditions und hofft auf Engaments. Eine Traumrolle hat sie auch: „Die Nala in ‚König der Löwen‘ würde ich unglaublich gerne mal spielen. Als Kind habe ich die Kassette rauf und runter gehört!“
Realistisch ist Milena aber auch. Das Showgeschäft ist hart, das weiß auch die Hochschule Osnabrück und bereitet ihre Studenten auf einen Karriere-Plan B vor. „Dort wird ein Aufsatzstudium in Musikerziehung angeboten, das werde ich auf jeden Fall noch absolvieren“, ist sie darauf vorbereitet, nicht bis zur Rente auf der Bühne zu stehen. cawi
Autor:Andrea Schröder aus Bochum |
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