Großformatige Zeichnungen des Japaners Masakazu Kondo im Kunstraum-unten

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Bochum | Kunstraum-unten | Kunstraum-unten zeigt vom 26.10 - 30.11.2012 grafische Arbeiten des japanischen Künstlers Masakazu Kondo. Der 1980 in Osaka geborene Masakazu Kondo begann nach einem Designstudium an der Hochschule für Kunst und Design Kyoto, sein Studium 2005 an der Kunstakademie Münster. 2009 wurde er von der international bekannten Künstlerin und Professorin Katharina Fritsch zum Meisterschüler ernannt und wechselte 2010 an die Kunstakademie in Düsseldorf, wo er 2012 seinen Abschluss machte. Er lebt und arbeitet weiterhin in Düsseldorf.
Präzise wie Darstellungen von Naturforschern der letzten Jahrhunderte, weisen Kondos großformatige Zeichnungen jedes kleinste Detail auf. In einer an klassische Traditionen anknüpfenden Perfektion zeigen seine Bilder Tiere, selten Pflanzen, isoliert vor indifferentem Hintergrund. Was auf den ersten Blick wie fotografiert aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Zeichnung mit dem Kugelschreiber. Seit 2002 zeichnet er mit dem wenig beachteten Wegwerfartikel, anfangs eher zufällig und mit vielen Experimenten, mit verschiedensten Farben die unterschiedlichsten Motive, bis er seine jetzige Form gefunden hatte. Feinste Linien und Striche verdichten sich zu Pfauenfedern, Hähnen oder Drachen. Erst beim zweiten Blick aus nächster Nähe werden die feinen Striche der Stifte sichtbar, mit denen Masakazu Kondo die Tiere minutiös ins Gigantische überträgt. Die in früheren Zeichnungen auftretenden Merkmale fotorealistischer Wirklichkeitsdarstellung sind in den letzten Werken Merkmalen wie klare Umrisse, klare Farbe, bündige Darstellung, weitgehender Verzicht auf Schatten und zenralperspektivische Raumillusion gewichen, die mehr der japanischen Tradition verbunden sind. Weiterhin treu geblieben ist er der zeichnerischen Richtigkeit und der sehr hohen Detailgenauigkeit. So arbeitet der junge Künstler bis zu zwei Monate an einem einzigen seiner Bilder.

Für Kondo ist die Zeichnung keine Kopie der Wirklichkeit. Seine Konzentration richtet sich entsprechend nicht ausschließlich auf das, was er zeichnet. Doch ist auffällig, dass alle im Kunstraum-unten ausgestellten Zeichnungen Bildmotive zeigen, die sowohl in der westlich- europäischen, wie auch in der asiatischen Kultur vertreten sind und alle einen ausgeprägten Bedeutungshintergrund aufweisen.
Der Hahn ist das Symbol für Kampflust und Kampfbereitschaft, aber auch der Wachsamkeit und des Sonnenaufganges. Die assyrische , griechische, römische und nordische Mythologie kennt ihn. Der Drache ist als Fabelwesen aus Mythen, Märchen und Sagen bekannt und der Pfau ist ebenso in Religion und Mythologie verbreitet. Um ihn ranken sich Legenden verschiedener Kulturen und Epochen. Der Pfau gilt als Symbol der Schönheit, Reichtum, Liebe, Leidenschaft, aber auch Unsterblichkeit, Arroganz und Eitelkeit.

Kondos eigentliches Interesse liegt aber weniger auf der Ikonografie als darauf, den Blick auf einen Gegenstand – Hahn Pfau oder Drache - in eine Zeichnung zu transformieren und damit darauf, wie er zeichnet . Es geht ihm primär um die Bildsprache, das Motiv selbst tritt eher in den Hintergrund. Sein Interesse liegt im Blick, was er bei unterschiedlichsten Künstlern wie Cezanne, Velasques und Hokusai (Japanischer Holzschnitzmeister) nach eigener Aussage studierte.
Im zeichnerischen Prozess, wenn man das Objekt betrachtet und gleichzeitig zeichnet, ist für Kondo keine volle Kontrolle über die Finger der Hand, also über den physiologischen Zeichenvorgang möglich. Wenn man aber zuerst das Objekt betrachtet und dann versucht dies auf dem Papier zeichnerisch umzusetzen, fließt in „Gesehenes" das „Vergessen" und vermischt sich mit Erinnerungen und Unbewusstem. Im Duktus der Zeichnungen offenbart sich somit seismographisch die Befindlichkeit des Künstlers während des Herstellungsprozesses.

Bei der Form der Werke greift Kondo oft auf das Tondo zurück, ein beliebtes Format schon der Florentinischen Künstler im 15. Jahrhundert. Die Tatsache, dass Zeichnungen an die Wand gehängt werden müssen, schränkt gleichzeitig die Präsentationsmöglichkeit ein. Mit einer Zeichnung, die flach ist, ein Objekt zu machen, ist scheinbar paradox, aber in dieser Ambivalenz liegt genau ein weiteres Interesse Kondos. Als Bild an der Wand und als Skulptur im Raum treten seine Zeichnungen in Dialog mit dem Betrachter.

www.kunstraum-unten.de
Ausstellungsdauer: 26.10 - 30.11.2012
Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag 15:00 - 18:00 und nach Vereinbarung (Info@kunstraum-unten.de)

Autor:

Gisbert Danberg aus Bochum

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