Geniale One-Man-Show Jarle Bernhoft: Das Multitalent aus Norwegen gibt sich die Ehre beim ZFR
Er sieht ein bisschen aus wie die jugendliche Version von Götz Alsmann, hat eine Stimme mit so viel Soul wie Ray Charles und ist ein verblüffender Liveact – davon konnten sich unlängst Besucher des Konzerts in der Zeche Bochum überzeugen. Jarle Bernhoft ist ein echtes Überraschungspaket, das am Montag, 20. August, beim ZFR am Kemnader See über die Bühne tobt.
Jarle Bernhoft, oft als eine der talentiertesten Stimmen seiner Heimat beschrieben, hat seine Karriere Schritt für Schritt aufgebaut. Angefangen von kleinen Bühnenrollen an der Norwegischen Oper während seiner Kindheit, über erste Erfolge mit Heavy Rock und einem Plattenvertrag in Los Angeles, bis zu seinem ersten vom Soul beeinflussten Soloalbum, hat sein musikalischer Stil viele Abstecher und Umwege genommen.
Jetzt scheint er seine endgültige Form gefunden zu haben, besticht durch einen unverwechselbaren Charakter und hat die norwegische Musikszene gehörig aufgemischt.
Vor einem Jahr veröffentlichte er sein zweites Soloalbum „Solidarity Breaks“, eine Sammlung von Songs, die das Resultat vieler Jahre harter Arbeit auf der Suche nach seiner eigenen Identität ist.
Für den 32-jährigen Bernhoft gibt es keine Alternative, Musik war für ihn schon immer das Wichtigste im Leben. Mit der Band Explicit Lyrics, aus der später die erfolgreichere Band Span wurde, entwickelte er sich zum Rocksänger und erarbeitete sich langsam eine Reputation als Stimme, die im norwegischen Rock nicht zu überhören ist. Als Span auch außerhalb Norwegens Erfolg hatte, begann ein Märchen in der norwegischen Musikgeschichte. Als sie 2004 das von Gil Norton produzierte Debütalbum „Mass Distraction“ veröffentlichten, sah die Zukunft für dieses vierköpfige Rockmonster strahlend aus. Trotzdem gaben sie im Oktober 2005 ihr letztes Konzert in der ausverkauften Osloer Rockefeller Music Hall. Neue Herausforderungen warteten.
Bernhofts erstes Soloalbum „Ceramik City Chronicles“ war eine schamlose Soulparty. Es war eine Hommage voller Hassliebe an seine Heimatstadt Oslo. Das Album stieg auf Platz 4 in die Charts ein und schickte Jarle auf Tournee durch Norwegen und Europa - bis ihn finanzielle Sorgen zum Umdenken bewegten. „Die Tournee nach der Veröffentlichung von ‚Ceramik City Chronicles‘ startete mit der Idee, das Album Note für Note mit einer achtköpfigen Band auf die Bühne zu bringen. Nach drei Konzerten wurde mir allerdings klar, dass ich auf die Pleite zusteuerte und es war schwierig, Venues zu finden, die wir uns leisten konnten. Das war der Start meiner One-Man-Band”, sagt Jarle Bernhoft. Und das war keine schlechte Entscheidung.
Langsam verbreitete sich im Land die Nachricht von einer einzigartigen und ganz und gar überraschenden Bühnenshow. Bernhoft hatte sich auf das Wesentliche reduziert und stand nun allein auf der Bühne. Mit zwei Gitarren, einer Fender Rhodes und einigen elektronischen Apparaturen, war er zu einer Ein-Mann-Band von unglaublicher Präsenz geworden.
Nach einer Tour durch ausverkaufte Häuser in ganz Norwegen, nahm er seinen Auftritt in der brechend vollen Rockefeller Music Hall in Oslo auf und veröffentlichte es im Januar 2010 als Livealbum. „Nachdem es heute kaum noch möglich ist, mit der Veröffentlichung von Musik Geld zu verdienen, ist es wichtiger als je zuvor, auf Tour zu gehen. Daher fühlt es sich genau richtig an, ein Livealbum auf den Markt zu bringen, auf dem man eine ganz altmodisch krachende Performance abliefert. Ich fühle mich ganz gut vorbereitet auf die kommenden Veränderungen im Musikgeschäft“, sagt Bernhoft lächelnd.
Das Album „Solidarity Breaks“ ist auch ein Resultat der Wiederentdeckung seiner selbst als Solo-Künstler. Wie der Titel vermuten lässt, geht es diesmal um Solidarität: „Mit diesem Album möchte ich eine Reihe von Geschichten erzählen, aber mein Hauptanliegen ist Solidarität im Kleinen wie im Großen. Es geht um Solidarität in der Politik, mit anderen Menschen, in der Gesellschaft, in Beziehungen – und darum, wie schwierig es sein kann, zusammen zu leben,sowohl unter guten wie unter schlechten Bedingungen”, erklärt er.
Autor:Andrea Schröder aus Bochum |
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