Gelungener Saisonstart: Kleist-Adaption "Michael Kohlhaas" am Prinzregenttheater
Zum Saisonauftakt wartet das Prinzregenttheater mit einer Inszenierung auf, die wirklich aus einem Guss ist: Bei „Michael Kohlhaas“, einer Adaption von Heinrich von Kleists Novelle, greifen Form und Inhalt, Bühnenbild und dramatisches Geschehen überzeugend ineinander.
Ist Michael Kohlhaas ein Rebell im positiven Sinne? Einer, der sich nichts gefallen lässt und furchtlos für sich selbst einsteht? Oder ist er ein Prinzipienreiter, der einen durch nichts zu entschuldigenden Rachefeldzug vom Zaun bricht? - Vielleicht ist das aber auch ganz und gar irrelevant, da sich seine Geschichte, die im Niemandsland zwischen Mittelalter und Neuzeit angesiedelt ist, im modernen Rechtsstaat ohnehin nicht wiederholen könnte? - Frank Weiß hält diese Frage in seiner Inszenierung am Prinzregenttheater gekonnt in der Schwebe. So wird das Publikum in drei Parteien eingeteilt: „Ja“, „Nein“ und „Egal“. Möglich wird das durch die Bühne, die Sandra Schuck in den Raum gebaut hat, so dass die Zuschauer an drei Seiten Platz nehmen können.
Dass es um das Erproben von Positionen geht, wird auch dadurch deutlich, dass es keine feste Zuordnung der Figuren zu den Schauspielern gibt. Dirk Hermann, Linus Ebner und Maximilian Strestik wechseln zwischen verschiedenen Rollen hin und her, ohne dass man als Zuschauer dabei den Überblick verliert. So entfaltet sich die Geschichte des Pferdehändlers Michael Kohlhaas, dem die Obrigkeit in ihrer Willkür zwei seiner Tiere zugrunde richtet und der daraufhin versucht, sich Gerechtigkeit zu verschaffen. Auch seine Frau wird in den Rechtsstreit verwickelt und kommt dabei zu Tode. Damit brechen bei Kohlhaas alle Dämme.
Das Ganze ist nicht ohne Komik, aber immer mit dem gebührenden Ernst inszeniert. Dabei interagieren die drei Schauspieler gewitzt mit dem Publikum. Das hat am Ende des kurzweiligen Abends einiges, worüber es nachdenken kann.
Termine
Am Freitag, 23. September, ist „Michael Kohlhaas“ wieder am Prinzregenttheater, Prinz-Regent-Straße 50-60, zu sehen. Die Vorstellung beginnt um 19.30 Uhr.
Eine weitere Gelegenheit, das Stück zu sehen, gibt es am Samstag, 24. September, um 19.30 Uhr.
Zur Aufführung kommt das Stück auch am Dienstag, 25. Oktober, und am Mittwoch,26. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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