Geburtstagsparty in XXL: Bochums Ska-Legenden „The Frits“ feiern ihr 30-Jähriges Bestehen auf der Freilichtbühne WAT

„Coming Home“! Bochums Ska-Legenden „The Frits“ kommen nach Hause – zu einem Heimspiel auf der Wattenscheider Freilichtbühne. Am Samstag, 30. August, feiern sie dort ihren 30. Geburtstag. Und zwar in Originalbesetzung. „Das wird ein Riesending“, freut sich schon jetzt Sänger Frank „Baumi“ Baumgart. Eines ist schon jetzt klar: Dieser Abend wird ein großes Klassentreffen.

Der letzte Auftritt der Wattenscheider Kult-Band liegt schon eine Weile zurück: 2011 war es, da brachten sie bei BochumTotal die Ringbühne zum Kochen. Der Abend auf der Freilichtbühne soll noch besser werden, verspricht Frank Baumgart. Warum? „Wir haben diesmal richtig geprobt.“
Seit März steht der Termin auf der Freilichtbühne, seit Mai proben die Musiker zwei Mal wöchentlich ihre alten Songs. „Die Grundstruktur der alten Stücke kennt noch jeder“, so Frank Baumgart. So ist das eben mit dem Langzeitgedächtnis bei fortschreitendem Alter. „Aber die Feinheiten, die mussten wir uns draufschaffen.“ Dafür, erzählt Frank Baumgart, habe man sich erst mal das Video des Bo-Total-Auftritts angeschaut.
Und an noch etwas arbeiten die Musiker: „Wir versuchen gerade, körperlich etwas fitter zu werden“, schmunzelt Frank Baumgart. „Der Auftritt bei BochumTotal war schon sehr anstrengend.“

Probe im Kinderzimmer

Die Geburtsstunde der Band liegt im Jahre 1984: „Ich kann mich noch gut an unsere erste Probe erinnern“, erzählt Frank Baumgart. „Wir gingen mit unseren Gitarren zu unserem Schlagzeuger Ingo Pelka ins Kinderzimmer.“ Der Rest ist Musikgeschichte – und wohl kein Bochumer, der heute zwischen 40 und 50 Jahre alt ist und sich in seiner Jugend auch nur ansatzweise mit Musik beschäftigt hat, ist an der Truppe aus Wattenscheid vorbei gekommen. 1987 spielten sie erstmals bei der damals zweiten Auflage von BochumTotal, unterzogen die Bühne am „Mandragora“ ihrem inzwischen legendären „Bühnen-TÜV“ (möglichst viele Leute nach oben holen und dann ordentlich hüpfen) und starteten von da an durch. Bis 1995 nahmen die Jungs vier Studio-Alben und eine Live-CD auf und spielten über 350 Konzerte in Deutschland und Europa. Dann war Schluss. Beruf, Familie, Musik – all‘ das passte nicht mehr unter einen Hut.

Geburtstagskonzert

Die vielen Frits-Fans bedauerten das sehr – umso größer die Freude, als es 2009 zum ZFR zu einer ersten Reunion kam. 2010 folgte dort das zweite Gastspiel, dann 2011 der Gig bei Bo-Total in Originalbesetzung, zu der neben Frontmann Frank Baumgart der Schlagzeuger Ingo Pelka, Frank Peters (Keyboard), Thorsten Stickdorn (Bass), Stefan Westermeier (Gitarre) und Karsten Riedel (Gitarre) gehörten. Untestützt werden sie am 30. August durch einen fetten Bläsersatz, unter anderem mit Dr. Ring Ding aus Münster.
„Die Reaktionen auf die Ankündigung unseres Geburtstagskonzertes waren enorm“, erinnert sich Frank Baumgart. „Doch noch häufiger wurde ich angesprochen, als wir es zwischendurch wieder absagen mussten. Da musste ich mir schon morgens beim Brötchenholen anhören: ‚Wie, ihr spielt nicht?‘“ Denn Karsten Riedel, seit seiner Zusammenarbeit mit Matthias Hartmann am Bochumer Schauspielhaus ein gefragter Theatermusiker, hat in diesem Sommer ein Engagement bei den Salzburger Festspielen. Erst durch eine Terminverschiebung war es möglich, dass Karsten Riedel doch pünktlich nach Bochum kommen und beim Geburtstagskonzert dabei sein kann. Seit März jedoch ist klar: Am 30. August wird es ein großes Wiedersehen im „Wohnzimmer“ der Frits, der Wattenscheider Freilichtbühne geben. 700 Karten sind bereits verkauft. Was Frank Baumgart und seine Mitstreiter dabei ein wenig irritiert: Viele Freunde aus Jugendtagen wollen dabei nicht nicht nur ihre Kinder mitbringen – sondern auch ihre Eltern. „Also die, die sich früher über unsere Musik beschwert haben.“ Jetzt wird das „Heimspiel“ zu einer echt generationsübergreifenden Veranstaltung.
Doch nicht nur bei den Fans sind „The Frits“ auch fast 20 Jahre nach ihrem offiziellen Ende unvergessen – auch für die Musiker selbst ist die Band im Alltag noch sehr präsent. „Und das liegt nicht nur daran, dass ich in der Garage ein 2,50 x 1,50 großes Foto von uns hängen habe“, grinst Frank Baumgart. „Wir waren einfach sehr lange unterwegs, haben sehr viel gespielt und viele Leute haben uns gekannt.“

Comeback war nie ein Thema

Trotzdem, ernsthaft an ein Comeback habe niemand gedacht, macht Frank Baumgart deutlich. „Das schaffen wir nicht mehr. Dafür fehlt uns einfach die Zeit.“ Diejenigen aus dem Frits-Dunstkreis, die auch heute noch regelmäßig Musik machen, spielen heute in der Band „Winnetou Koslowski“, die Coverversionen im Ska-Gewand auf die Bühne bringt.
Und auch das Angebot für eine neue Platte, das nach der Reunion 2009 kam, hat die Band verworfen. „Dafür müsste man richtig arbeiten, das ist einfach nicht machbar.“
Dennoch: Pünktlich zum Geburtstag hat die Band auch ein Geschenk für ihre Fans vorbereitet: einen neuen Song. „Er heißt passenderweise ‚We are still alive‘ und geschrieben hat ihn unser Gitarrist Stefan Westermeier.“
Wie es sich für eine richtige Geburtstagsparty gehört, haben sich die „Frits“ auch Gäste eingeladen: Den Auftakt macht ab 18.30 Uhr die Band „Shamrock“, anschließend spielt der junge Singer/Songwriter Thilo Berndt. „Das ist der Sohn unseres Hausarztes, der ist unfassbar talentiert“, befindet Frank Baumgart. Die „Frits“ selbst, so die Planung, werden gegen 20 Uhr die Bühne entern.
Wer an diesem Abend die weitestete Anreise hat, steht bereits jetzt fest: „Eine ehemalige Schulfreundin von mir hat sich gemeldet: „Ihr spielt? Dann reservier‘ mir Karten, ich steige ins Flugzeug.“ Den Flieger wird die Frau auch brauchen – sie wohnt inzwischen in den USA.