Frauen zwischen Aaaah … und Oh!

Da stehen sie.
Aufgereiht.
Hintereinander.
Wartend.
Wie immer, wenn sie hier zusammentreffen.
Manche von einem Bein auf‘s andere wechselnd.
Einige gelangweilt vor sich hinschauend.
Wieder andere die Wartenden taxierend.
Sie stecken in auffallend schicken Blazern,
in teuren Hosen,
eleganten Röcken,
tief ausgeschnittenen Blusen,
oder in Etuikleidern,
manche schulterfrei.
Abendgarderobe.
Figurbetont.
Hauteng.
Provozierend elegant.
Sexy.
Nylonstrümpfe umhüllen lange schlanke Beine und feste Waden.
Balancierend auf Pumps mit hohen und noch höheren Absätzen
warten sie darauf, dass sie an der Reihe sind.

Dann stehen sie wieder da.
Aufgereiht.
Nebeneinander.
Werfen die Haare mit gekonnt geübtem Schwung nach hinten, während sie im Spiegel auf die Wirkung schauen.
Graben in den Handtaschen nach Lippenstift und Puder.
Schminken sich die Lippen nach.
Ziehen noch einmal perfekt den Lidstrich nach.
Schwängern die umgebende Luft mit ziemlich schweren Düften.
Schauen sich bestätigend im Spiegel an, bevor sie hoch erhobenen Hauptes die anderen verlassen, um ihre Wirkung zu entfalten.

Tonhalle Düsseldorf.
Ausgefallene Architektur.
Edles Ambiente.
Gestaltung vom Feinsten für die Betuchten.
Exklusive Konzerte.
Teure Plätze.
Spannungsgeladene Atmosphäre.
Vibrierende Erwartungen.
Sekt und Champagner im Atrium,
vor den Konzerten,
in der Pause,
nach den Konzerten.

Da stehen sie wieder.
Aufgereiht.
Hintereinander.
Wartend.
Wie immer, wenn sie hier zusammentreffen.
Manche von einem Bein auf‘s andere wechselnd.
Einige gelangweilt vor sich hinschauend.
Wieder andere die Wartenden taxierend.
Sie stecken in auffallend schicken Blazern,
in teuren Hosen,
eleganten Röcken,
tief ausgeschnittenen Blusen,
oder in Etuikleidern,
manche schulterfrei.
Abendgarderobe.
Figurbetont.
Hauteng.
Provozierend elegant.
Sexy.
Nylonstrümpfe umhüllen lange schlanke Beine und feste Waden.
Balancierend auf Pumps mit hohen und noch höheren Absätzen
warten sie, dass sie an der Reihe sind.

Und dann stehen sie erneut.
Aufgereiht.
Nebeneinander.
Werfen die Haare mit gekonnt geübtem Schwung nach hinten, während sie im Spiegel auf die Wirkung schauen.
Sie graben in den Handtaschen nach Lippenstift und Puder.
Schminken sich die Lippen nach.
Ziehen noch einmal perfekt den Lidstrich nach.
Schauen sich bestätigend im Spiegel an, bevor sie hoch erhobenen Hauptes die anderen verlassen, um ihre Wirkung zu entfalten.

Tonhalle Düsseldorf.
Das stille Örtchen.
Ausgefallene Architektur.
Edles Ambiente.
Gestaltung vom Feinsten für die Betuchten.
Ein Quadratmeter Intimsphäre!
Eleganz unter sich.
Vor Blicken geschützt.
Papier.
Von der Rolle.
Aus den Händen gefallen.
Liegengelassen.
Die Brille?
Besprenkelt.
Nachwischen?
Oh!

Frauen zwischen Eleganz und Harndrang.
Zwischen Eitelkeit und Wasserklosett.
Zwischen Schick und Ekel.
Aufgesprühte Eleganz.
Umgehängte Extravaganz.
Gelebte Arroganz.
Anstand?

Zeig‘ mir den stillen Ort,
den Du verlassen hast
und ich sag‘ Dir
wer Du wirklich bist.

Sabine Schemmann, Freie Erzählungen März 2013

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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