Bergbau-Museum mit Sonderausstellung zu Resilienz
Flexibel in der Krise
Den Begriff Resilienz verbinden die meisten mit Psychohygiene und Prävention, bezeichnet er hier doch die Fähigkeit des Individuums, auf Herausforderungen angemessen zu reagieren. Doch Resilienz und Integration sind auch für ganze Gesellschaften von zentraler Bedeutung, wie die Ausstellung „Das iranische Hochland: Resilienz und Integration in vormodernen Gesellschaften“, die noch bis zum 8. August im Deutschen Bergbau-Museum zu sehen ist, zeigt.
Die Ausstellung ist Teil des gleichnamigen Forschungsprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). „Das iranische Hochland“, erklärt Programmdirektor Christoph Kümmel, „ist eine interessante Landschaft, die bisher in der Forschung kaum Beachtung gefunden hat. Iranische und deutsche Forschungsstellen haben sich nun zusammengeschlossen, um diese Lücke zu schließen.“ Auch die Ruhr-Universität ist federführend an dem Projekt beteiligt.
Klimawandel und Pandemie haben den Menschen in jüngster Zeit wieder vor Augen geführt, wie anfällig auch moderne Gesellschaften für Krisen sind. Im iranischen Hochland sorgten Klimaveränderungen, Fluten, Dürren und dadurch bedingte Ernteausfälle dafür, dass Anpassungen an neue Gegebenheiten erforderlich wurden. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie Menschen vom Neandertaler bis in die islamische Zeit durch den überlegten Umgang mit Rohstoffen, die Schaffung von Institutionen und Mobilität auf Veränderungen reagierten. So konnten zum Beispiel Überschwemmungen Menschen dazu zwingen, sich ein neues Zuhause zu suchen.
Vom Neandertaler zum modernen Menschen
Besonders interessant dürfte es für viele Besucher sein, dass Neandertaler und moderne Menschen offenbar zur gleichen Zeit einen Felsvorsprung nutzten und bis zu 5.000 Jahre lang in derselben Landschaft lebten, ja sie pflanzten sich sogar gemeinsam fort, bis der Neandertaler ausstarb.
Besucher des Bergbau-Museums haben außerdem die Möglichkeit, die Sonderausstellung „Tod im Salz. Eine archäologische Ermittlung in Persien“, die zuvor bereits digital präsentiert wurde, zu besuchen. Sie befasst sich mit den „Salzmännern von Zanjan“, Bergleuten, die vor bis zu 2.400 Jahren in einem Salzbergwerk im Iran ums Leben kamen und die Zeit als Mumien im Salz überdauerten. Diese Ausstellung arbeitet bewusst mit reißerischen Schlagzeilen, die an die Boulevardpresse erinnern, und appelliert an die Emotionen der Betrachter.
Dezente Gestaltung
„Bei unserem Sonderprojekt zu Resilienz und Integration ist die Gestaltung dezenter gehalten“, erklärt Prof. Thomas Stöllner, der als Experte für Ur- und Frühgeschichte und Montanarchäologie an der Ruhr-Universität und im Bergbau-Museum tätig ist. Dabei werden 40.000 Jahre persischer Geschichte an 13 Stationen durch archäologische Funde und Medieninstallationen lebendig. Thema ist auch, wie die Bewohner des iranischen Hochlands den Kontakt zu ihren Nachbarn im alten Mesopotamien, dem Kaukasus und Zentralasien, der von produktivem Austausch, aber auch von Konflikten geprägt war, gestalteten.
„Wir wollen Brücken schlagen und gerade kein verklärtes Orient-Bild zeichnen“, erläutert Thomas Stöllner und fährt fort, „es handelt sich nicht um ein rein archäologisches Projekt, sondern wir beleuchten auch die Frage der kulturellen Widerstandsfähigkeit.“ In diesem Sinne sind auch Siedlungsmuster und wirtschaftliche Strategien Gegenstand der Betrachtung.
Infos
- Alles Wissenswerte zum Museumsbesuch unter Pandemie-Bedingungen gibt es auf: bergbaumuseum.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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