Fake News - probat elegantes Gesellschaftswunder

Fake News
Warum sollte ich nicht auch im fortgeschrittenen Alter, mich in einem Single Forum präserntieren? Gut, das Alter war das eine, das war nicht zu leugnen und so blöd, mich liften oder aufspritzen zu lassen, war ich nicht. Ich stand zu meinem Alter, das wollte ich mir glauben machen.
Doch gab es im fortgeschrittenen Technik Zeitalter ganz andere Möglichkeiten zur Lüge, um sich so vorteilhaft wie möglich darzustellen. Kein Problem.
Ein Foto, das zum sicheren Erfolg führen sollte, musste mit sicherer Hand gestaltet werden, werbewirksam ansprechend, denn hier war keine Authentizität gefragt, wenn sich dort auch einige Herren im fortgeschrittenen Selbstwert darüber weniger Gedanken machten. Schauten sie nicht in den Spiegel sondern regelmäßig am Spiegel vorbei?
In meinem Repertoire fand ich ein passables Foto meiner Schönheit aus schönen Zeiten, retuschierte und revidierte und stellte es ins Netz.
Ein Bewerber äußerte sich sofort über meine Schönheit.
„Deine Augen glitzern wie Sterne, dein Mund ist so sinnlich und Du bist ein so zartes fragiles Geschöpf.“
Bei zart und fragil brach ich in lautes Lachen aus. Seine Ideen gingen noch ein ganze Weile so weiter, als habe er aus sie einem Rosamunde Pilcher Roman abgeschrieben.
Ich erkundigte mich vorsichtig über den Ursprung seiner Literatur und er war über den Misserfolg seines Werkes höchst beleidigt. Schönheit läge im Auge des Betrachters, ein alter Spruch, den ich bei häßlichen Menschen auch immer anwandte.
Seine liebevolle Verehrung kippte plötzlich ungezügelt ins Gegeteil um, in Wut, wobei sie die gleiche Intensität wie die Schmeicheleien aufwies, was mir doch einigermaßen zu denken gab. Mit einer an Eleganz anmutenden Geste schrieb er, er werfe mich jetzt aus dem System.
Es war mir recht. In Punco Wahrheit war ich ihm nunmal einen kleinen Schritt voraus und wusste, dass es diese angebetete Mona Lisa überhaupt nicht gab.
Wie so viele Leute, da schließe ich mich nicht aus, wollen wir sehen was wir zu sehen wünschen und basteln so lange an der als schlüssig erklärten Wahrheit herum, bis sie passt, und nicht etwa, weil sie wahr ist.
Ich gebe Ihnen hier dazu Beispiele neueren Datums, die erklären was ich meine, in denen Schein und Sein sich nicht gerade die Wagschale halten.
Zum Beispiel als eine unnahe Verwandte im poltischen Gespräch das überzeugende Argument äußerte : „Ich hab Lauterbach in Heidelberg gesehen. Ich find ihn gut.“
Ich stutzte.ich staunte. Was bitteschön hatte Heidelberg mit Lauterbach zu tun? Und was veranlasste sie zu sagen, sie fände ihn gut? Etwa Heidelberg? Wo war da Lauterbachs Befähigung, außer, dass er  in Heidelberg gewesen war?
Man sah ihn ja mehr als einem lieb war in jeder Show in den Medien und was er dabei verkündete, war ebenso an der Grenze von Schein und Sein, wie die Äußerung der Verwandten.
Eine andere Wissensergänzung schuf eine ältere Nachbarin durch ihr abendliches Mattscheibensehen. „Jetzt hat Herr Scholz mit dem Abschalten der AKWs ein salomonisches Urteil gefällt,“
sagte sie dreimal laut hinter einander mit dem Stolz auf den Kanzler ihrer Wahl, auch wenn ich dachte, sie habe die Personen im Alten Testament mehr oder minder verwechselt und sie meinte vielleicht Hiob.
Leute wollen, wenn sie sich eine Wahrheit mühsam gebastelt haben, darin bestätigt werden, nicht aber hinterfragt, wie der Mensch im Single Portal. Keiner gibt zu dass er irrt, wenn er irrt, nicht bei einfachen Leiten und erst recht nicht in den Regierungen.
Dazu verhelfen sehr zuverlässig und professionell all die dienstbaren Geister, die für eine einheitlich anerkannte Meinung sorgen, es niemals sagen würden, wenn der Kaiser gar nichts anhabe..
Früher nannte man sowas Betrug oder Hintergehen, Intrigen oder ganz einfach lügen, oder sich mit „Fremden Federn“ schmücken, von tatkräftigen Subjekten wie Pinoccio mal ganz abgesehen.
Heute gehört es zum guten Ton, die Wahrheit zu faken, sich in den besten Farben zu verkaufen, und das nennt jeder Stärke, elegante Fakes sowie Flase Flag Operationen im großen Stil, zum Beispiel die Idee, durch Krieg schaffe man Frieden und durch mehr Waffen gäbe es mehr Frieden.
Ideologien hatten immer recht, das wusste schon die Kirche, und nistet sich eine Ideologie, eigentlich ein Fake, erst mal ein, ist sie kaum noch zu vertreiben, denn mit Lügen kommt man um die ganze Welt (nicht aber bei sich selbst an)
Um mit Schopenhauer zu sprechen, Was du nicht willst das man dir tue, das füge allen anderen zu. Wir sind stark, wenn andere schwach sind, denn dadurch beweisen wir ja unsere Größe, und sind die Guten.
Aber wenn die Guten mehr Gewalt ausüben als die Bösen, sind sie dann noch gut?
Die ganze Crux des Scheins und Seins, all der Lügen und Fakes, könnte lauten:
Wie kann ich an etwas glauben, das nicht existiert?
Wenn ich daran glaube, existiert es dann?

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.