Zauberkasten-Betreiber in Gerthe blicken auf 25 Jahre zurück
Eine Heimat für die Komik
Die Künstler standen sofort Schlange, um nach der Gründung 1993 im neuen Zauberkasten im Kulturmagazin Lothringen an der Lothringer Straße 36c aufzutreten. Bis auch das Publikum das Theater für Zauberei und Kleinkunst für sich entdeckte, hat es etwas länger gedauert. Aber längst hat sich der Zauberkasten etabliert, und nun feierten seine Betreiber Angelika und Robinson das 25-jährige Jubiläum.
„Wir standen von Anfang an in Zeitschriften, wie Marabo und Coolibri, und die Künstler haben uns angeschrieben“, erinnert sich Robinson, Mitgründer des Theaters. In den ersten zwei Jahren gab es freitags und samstags regelmäßig auf der Bühne Programm; dann kam der Mittwoch als fester Tag hinzu. „Wegen der Nachfrage durch die Künstler“, so der 65-Jährige.
„Mit dem Publikum hat es länger gedauert“, erzählt Angelika. Vor allem mit dem aus Gerthe. „Es sind Leute aus dem Münsterland und dem Bergischen Land gekommen und haben auf der Straße nach dem Zauberkasten im Kulturmagazin gefragt, doch die Einheimischen kannten ihn nicht“, blickt Robinson zurück.
Bald setzte sich der Zauberkasten mit seinem Programm aber doch durch. Seit jeher hat sich die Bühne Comedy, Kabarett und Travestie verschrieben. Hinzu kommen die Zaubervorstellungen von Angelika und Robinson. „Wir haben noch nie etwas Ernstes gemacht“, erläutert Angelika, die von Anfang zum Zauberkasten-Team gehört und vor fünf Jahren offiziell eingestiegen ist. „In 99 Prozent der Fälle gehen die Leute hier mit einem lachenden Gesicht raus. Das ist toll“, freut sich die 63-Jährige. „Wenn die Menschen sagen, dass es schön war, muss ich nicht mehr in einer Bank arbeiten.“
Das hat die gelernte Bankkauffrau nämlich viele Jahre nebenher noch getan. Robinson, mit dem sie seit 13 Jahren verheiratet ist, hat früher als Vermessungstechniker gearbeitet, ist aber seit 1983 hauptberuflich als Zauberer tätig. Nachdem er im Fernsehen Peter Frankenfeld mit einem Kartentrick gesehen hatte, wurde sein Interesse an der Zauberei geweckt. Mit Hilfe von Büchern aus der Stadtbücherei brachte er sich die Kunst bei und trat beispielsweise in Kindergärten und bei Vereinsfesten auf, bis er von Attraktionen, wie Hüpf- und Spielburgen, verdrängt wurde.
„Die erste Vorverkaufsstelle war im Dekorationsgeschäft."
Zusammen mit dem vor fünf Jahren verstorbenen Heinz Bödecker, der ebenfalls Mitglied im Zauberverein Simsalabim Bochum war, gründete Robinson 1993 eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts und mietete die Räumlichkeiten im Kulturmagazin Lothringen an. Zusammen mit Freunden richteten sie das 80 Plätze umfassende Theater ein. „Die Bühnenvorhänge hat Heinz Bödeckers Frau genäht, und in seinem Dekorationsgeschäft war die erste Vorverkaufsstelle“, berichtet Robinson. Die ersten Scheinwerfer waren gebraucht, und die preiswerten Stühle polsterten die Zauberkasten-Gründer mit Teppich. „Nach drei Jahren hatten wir die erste Gewerbespülmaschine“, blickt Angelika zurück.
Die 63-Jährige, die früher Regie bei der Frauenschauspieltruppe „Laienbühnchen“ geführt hatte, kam durch ihren Sohn zur Zauberei, der einen Kurs bei Robinson besucht hatte. Nachdem sie mit knapp 50 Jahren im Vorentscheid der Deutschen Meisterschaften den zweiten Platz belegt hat, ist sie Mitglied im Magischen Zirkel – genau wie Robinson, der nach bestandener Aufnahmeprüfung in die nationale Vereinigung der Zauberkünstler aufgenommen wurde.
Angelika und Robinson treten sowohl solo als auch gemeinsam im Zauberkasten als Zauberer auf. Ein fester Bestandteil des Monatsspielplans ist ihre Tischzauberei „Close Up“ an jedem letzten Mittwoch im Monat. Auch Firmenfeiern richten die beiden Zauberer in ihrem Theater aus. Sehr gut nachgefragt sind die Kindergeburtstage, die die beiden gestalten. „Da kommen wir langsam an unsere Auslastungsgrenze“, sagt Angelika.
Keine Subventionen
Firmenfeiern und Kindergeburtstage sind wichtig für die Finanzierung des Zauberkastens. „Wir bekommen keinen Cent an Subventionen“, erläutert Robinson. Er und Angelika bestreiten das Theater allein aus ihren Einnahmen, wobei sie mit den Auftritten der auswärtigen Künstler nur geringen Gewinn erzielen.
Lokale Größen, wie Esther Münch und Christian Hirdes, sind seit vielen Jahren regelmäßig zu Gast an der Lothringer Straße und präsentieren ihre neuen Programme. Doch auch bundesweit bekannte Künstler traten und treten im Zauberkasten auf. Mario Barth hatte hier 2002 seinen ersten Soloauftritt. Kalle Pohl war erst kürzlich da, „und Bernhard Hoëcker hat traditionell seine Vorpremiere bei uns“, erzählt Angelika.
Die bewährte Mischung aus Comedy, Kabarett, Travestie und Zauberei wollen Angelika und Robinson ihrem Publikum auch künftig bieten. „Wir werden so weitermachen“, verspricht Robinson. Wobei beide nichts dagegen hätten, das junge Publikum etwas mehr anzusprechen. „Unsere Zuschauer sind eher so ab 30 Jahre alt“, sagt Angelika. Programme, wie etwa das Format „Nightwash“, die sich mit eine Reihe kurzer Auftritte verschiedener Künstler ausschließlich an ein junges Publikum wenden, schließen die Zauberkasten-Betreiber aber aus. „Dafür sind wir nicht die richtige Location“, ist sich Robinson sicher.
Wunsch nach einem Aufzug
Damit ihre Gäste sie gut erreichen können, haben Angelika und Robinson aber einen großen Wunsch für die Zukunft. „Unsere Hoffnung wäre ein Aufzug“, erklärt Angelika. „Das ist schade, dass wir den nicht haben.“ Schon oft hätten sie die WirtschaftsEntwicklungsGesellschaft Bochum, der das Gebäude gehört, auf einen Aufzug angesprochen, „aber er wird wegen der Kosten abgelehnt“, bedauert Angelika.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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