Ein Weltstar aus Bochum: ATB im Stadtspiegel-Interview
Es ist schon eine gute Tradition: Auch in diesem Jahr findet der weltbekannte Bochumer DJ und Produzent ATB wieder Zeit für seinen Auftritt beim Bochumer Musiksommer. Seine Karriere begann André Tanneberger im legendären „Tarm Center“ - heute hat er 1,5 Millionen Fans bei Facebook und seine Auftritte führen ihn rund um den Globus. Der Stadtspiegel sprach mit ihm über Glücksmomente, den Kontakt zu seinen Fans - und sein Verhältnis zu Herbert Grönemeyer.
Die Sportfreunde Stiller haben den Song „New York, Rio, Rosenheim“ - wie sieht Dein Dreiklang vor dem Auftritt in Bochum aus?
„Ich würde mal sagen: Witten, Bochum, Kortumstraße.“
Empfindest Du den Auftritt in Bochum tatsächlich als Heimspiel?
„Auf jeden Fall. Ich war dieses Jahr weltweit wieder sehr viel unterwegs und komme gerade erst von einer zwei Wochen USA-Tour, sowie einem Festival in Moldawien zurück nach Hause. Es macht mich wirklich glücklich und stolz, nach so vielen zurückgelegten Tour-Kilometern wieder nach Bochum zu kommen und in meiner Heimatstadt zu spielen. Vor heimischen Publikum, Freunden, Familie. Das sind die wirklich besonderen Momente, die für einen Künstler unvergesslich sind. Es muss nicht immer New York, Rio oder Shanghai sein.“
Wie viele Tage im Jahr bist Du unterwegs und in Hotels? Ist es da was Besonderes, nach dem Auftritt ins eigene Bett fallen zu können?
„Ich verbringe wirklich sehr viele Nächte in Hotels, geschätzt mit Sicherheit ein Drittel, wenn nicht sogar gut 40 Prozent des Jahres. Das schlaucht auf Dauer, lässt das nach Hause kommen aber auch immer etwas Besonderes sein, was man wirklich zu schätzen weiß. Daher werde ich diesen kurzen Weg ins eigene Bett nach dem Abend beim Bochumer Musiksommer ganz sicher genießen.“
ATB feat. Sean Ryan - When It Ends It Starts Again
Der Termin beim Bochumer Musiksommer zählt ja bestimmt nicht zu Deinen bestbezahlten Gigs - warum ist es Dir trotzdem wichtig, hier aufzutreten?
„Der Bochumer Musiksommer hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Institution in Bochum entwickelt und ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass ich Teil dieser Entwicklung bin. Es wurde ein musikalisches Aushängeschild für Bochum erschaffen, was die breite, musikalische Ausrichtung dieser wunderschönen Stadt zeigt, sowie ihren Status als Kulturzentrum für Deutschland unterstreicht.
Hier zu spielen, und dabei noch etwas Gutes zu tun, indem ich meine Gage spende, ist für mich Ehrensache. In diesem Jahr geht meine Spende übrigens an den Verein Kinderhospizdienst Ruhrgebiet.“
Als man zum ersten Mal mit dieser Idee an Dich heran getreten ist – bei einem Stadtfest mit ganz unterschiedlichen Musikstilen open air in der Fußgängerzone aufzutreten – was hast Du da gedacht? „Die spinnen“? Oder hat Dich die Idee gleich überzeugt? Und wer hat Dich überzeugt?
„Vor einigen Jahren ist mein guter Freund Mike Litt mit dieser Idee an mich herangetreten und eigentlich war ich von dem Konzept direkt angetan. Ich bin selbst jemand, der privat einen sehr breiten Musikgeschmack hat und war von Anfang an von der Idee eines solch gemischten Festivals in meiner Heimatstadt begeistert. Natürlich hatte ich am Anfang auch ein paar Bedenken: Wie wird das Publikum sein? Was für eine Bühne wird in der Fußgängerzone stehen? Wie laut darf die Musik sein? Wird ein richtiges Clubfeeling aufkommen?
Allerdings hatten sich die Veranstalter wirklich viele Gedanken gemacht und die Organisation war von Anfang an richtig gut. Ein bisschen Risiko gab es noch bezüglich des Publikum und des Wetters, aber das macht ja auch den Reiz aus, als Repräsentant elektronischer Musik auf so einer Veranstaltung zu spielen. Von daher bedurfte es keiner großen Überzeugungskraft.“
Du warst inzwischen schon so oft beim Musiksommer - gibt es für Dich bestimmte Rituale? Worauf freust Du Dich jedes Mal wieder?
„Für mich ist es immer etwas ganz besonderes, diese Veranstaltung mit meiner ganzen Familie und Freunden aus Bochum zu feiern. Jeder ist vor Ort, alle haben Spaß. Wir dürfen vorher immer in die oberen Etage eines Cafés an der Kortumstraße und haben einen fantastischen Überblick über die Bühne, die Kreuzung und das Publikum. Vor dem Auftritt wird noch mal angestoßen und dann geht es ab auf die Bühne!“
Dein aktuelles Album heißt „Contact“: Genießt Du den direkten Kontakt mit Deinen Fans?
„Mir ist dieser Albumname extrem wichtig. Seitdem ich Musik produziere, ist für mich der direkte Kontakt zu den Leuten, die meine Musik hören, essentiell. Das geht so weit, dass ich bei Interviews oft gefragt werde, ob ich lieber ein Festival oder einen Clubgig spiele. Und meine Antwort ist, dass ich eigentlich keines von beidem dem anderen vorziehe. Wichtig ist für mich jedoch, so nah wie möglich am Publikum zu sein. Ich brauche diesen direkten Kontakt zu den Leuten, möchte mit ihnen im Blickkontakt stehen, damit sie bei der Musik fühlen, was ich fühle und ich fühle, was sie fühlen.“
Wie sieht Deine Arbeit als Musiker aus: Wie viel Prozent Deiner Zeit verbringst Du beim Tüfteln im Studio, wie viel als DJ bei Live-Auftritten? Und welcher Teil davon macht Dir mehr Spaß?
„Das ist sehr unterschiedlich und lässt sich schwer in Prozenten oder Zahlen ausdrücken. Ich arbeite mehr in Zeiträumen. Dementsprechend gibt es Zeiträume, in denen ich fast ausschließlich im Studio arbeite. Wenn das Album dann fertig ist, gehe ich damit auf Tour. Aktuell bin ich fast ausschließlich mit Contact auf Tour. Durch das Touren bekomme ich immer wieder neue Ideen für Tracks, die ich dann im nächsten Studiozyklus in neue Musik verwandle. Wobei es nicht so ist, dass ich das eine oder das andere favorisiere. Ich brauche und liebe beides, da es sich ja quasi ergänzt. Wenn ich eine längere Zeit im Studio war, kann ich es nicht erwarten raus zu kommen und meine Musik zu präsentieren. Umgekehrt treibt es mich nach den Touren wieder zurück ins Studio um die ganzen Ideen, die mir die Leute mitgeben, umzusetzen und in Musik zu verwandeln.“
Weißt Du im Studio immer schon, ob Deine Ideen auch live funktionieren werden - oder fließen umgekehrt Ideen von Deinen Live-Auftritten in die Studio-Arbeit ein?
„Es ist ein Wechselspiel und mein Publikum hat einen sehr großen Einfluss auf meine Musik. Klar weiß ich im Studio noch nicht, ob der jeweilige Titel ein Erfolg wird und da wurde ich in den letzten Jahren auch immer wieder selbst überrascht. Trotzdem hab ich schon eine ziemlich konkrete Vorahnung, wenn ich mit einem neuen Titel aus dem Studio gehe und bin dann natürlich extrem gespannt, ob diese vor Publikum bestätigt.“
Ob Heather Nova oder Rea Garvey - Du hast mit viele internationalen Stars zusammen gearbeitet, aber auch mit nationalen Größen. Mit dem wohl bekanntesten Bochumer Musiker, Herbert Grönemeyer, aber noch nicht. Könnte Dich das reizen? Oder eignen sich der Mann und seine Stimme nicht für elektronische Musik?
„Herbert Grönemeyer ist ein fantastischer und absolut einzigartiger Künstler, den ich wirklich sehr schätze. In 2006 habe ich im Rahmen der WM in Deutschland die englischsprachige Version seines Titels „Zeit, dass sich was dreht“ geremixed, aber zu einer direkten Zusammenarbeit ist es bisher leider noch nicht gekommen. Aber: sag niemals nie!“
Wann & Wo
Der Auftritt von ATB beim Bochumer Musiksommer findet am Samstag, 6. September, von 21 bis 23 Uhr in der Stadtwerke-Lounge statt.
Die Bühne wird im Kreuzungsbereich Kortumstraße / Boulevard aufgebaut.
Bereits ab 19 Uhr ist hier DJ Mike Litt zu erleben.
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
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