Allerheiligen
Ein stiller Feiertag
Allerheiligen ist ein gesetzlicher Feiertag - und ein stiller. Man gedenkt der Toten, schmückt die Gräber oder stellt mit Grabschmuck, Figuren und Blumen die Kolumbarien zu.
Bei Mama, die ganz unten „wohnt“, habe ich mir Platz verschaffen.
Manche Kolumbarien sind derart ausgeschmückt, dass der Krims-Krams tatsächlich den Weg abschneidet.
Mama wollte so was nicht. Sie bat mich, zu Lebzeiten natürlich, ihr auf gar keinen Fall Gedöns vor die "Tür" zu stellen. Ihrer Bitte verlieh sie sogar noch Nachdruck. „Komm mir bloß nicht mit so einem Plunder“ ..
Ja – wir unterhielten uns manchmal über den Tod, aber auch nur, wenn sie das Thema aufgriff oder aufgreifen wollte. Mein Lieblingsthema war das nicht - auch heute nicht.
Einmal war ihr ernsthaft daran gelegen, mir ihre Vorstellungen darüber mitzuteilen, wie sie beerdigt werden wollte. „Ich möchte, dass ich eingeäschert werde“, sagte sie in einem Befehlston .. ich dachte, ich fall vom Stuhl. Auf jeden Fall meinte sie dann in einem etwas weicheren Ton .. „Kind – ich will nicht da unten in der Erde verwesen. Stell dir doch nur mal vor – erst ein Auge, plöpp, dann das andere Auge, plöpp..“.
Ich kann mich noch genau an den Wortlaut erinnern, genau so hat Mama sich damals ausgedrückt.
Selbstverständlich bin ihrer Bitte nachgekommen, vor 10 Jahren. Und damit sie sich nicht über Plunder ärgern muss, habe ich ihr damals direkt eine Rose an die Tür anbringen lassen.
Eine aus Edelmetall, was ich aber besser für mich behalte, sonst war sie die längste Zeit dort…
Autor:Hildegard Grygierek aus Bochum |
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