Ein Raum für die Kunst: Freischaffende Künstler gründeten Ateliergemeinschaft an der Rottstraße

Als zweiten Arbeitsraum eröffnete die Gemeinschaft zur Förderung und Vernetzung der freien Künste Bochums neben dem Atelier die fabrique automatique.
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„Der Bedarf an Räumen für Künstler ist hoch“, sagt Josefine Rose Habermehl. Deswegen haben sie und weitere freischaffende Künstler sich zusammengetan und vor einem Jahr das atelier automatique eröffnet. Mittlerweile wurde der Denk-, Proben- und Besprechungsort an der Rottstraße 14 um die direkt daneben liegende fabrique automatique als Werkstattraum erweitert.

Getragen werden die Räume durch die Mitglieder der Gemeinschaft zur Förderung und Vernetzung der freien Künste Bochums e.V. „Die Atelieridee hatten wir zuerst. Dann haben wir den Verein gegründet“, erklärt Kathlina Anna Reinhardt, stellvertretende Vorstandsvorsitzende. 14 Mitglieder umfasst der Verein aktuell, darunter darstellende Künstler, eine Malerin, Lichtkünstler und eine Kulturwissenschaftlerin. „Da sind wir absolut offen“, sagt Ulrike Weidlich. Die meisten sind um die 30 Jahre alt, aber das älteste Mitglied ist 75 Jahre.
Viele von ihnen haben sich übers Studium kennengelernt, zum Beispiel im Studiengang Szenische Forschung an der Ruhr-Universität. Auch bei verschiedenen Projekten sind sie sich immer wieder begegnet. Gemein ist ihnen außerdem, dass sie als freiberufliche Künstler alle einen Arbeitsort suchten.
Den haben sie seit einem Jahr an der Rottstraße gefunden. Im atelier automatique wird seitdem geprobt, gemalt, entworfen, erdacht und besprochen. „Vorher haben wir uns im Wohnzimmer oder an der Uni getroffen“, schildert die Vorstandsvorsitzende Helene Ewert den Vorteil des gemeinsamen Ateliers. „Es ist immer jemand da, zum Drübergucken“, ergänzt Habermehl, die Schatzmeisterin. „Das ist sehr gewinnbringend, wenn man nicht allein, sondern zusammen ist.“
Das galt schon für eines der ersten Projekte, das im atelier automatique umgesetzt wurde. Da zeigte Habermehl ihre Fotoausstellung „Heiter bis wolkig“ über die Krankheit Vitiligo, und Reinhardt, die als Kostüm- und Bühnenbildnerin arbeitet, half ihr bei der Ausstattung und Abdunklung des Raumes, während Weidlich als freischaffende Grafikerin die Flyer und Plakate gestaltete und Ewert sich um die Projektabwicklung kümmerte.

Performancegruppe Progranauten

Gemeinsam bilden die vier zudem die Performancegruppe Progranauten. Zurzeit arbeiten sie an einem neuen Projekt, das sie voraussichtlich im Herbst oder frühen Winter präsentieren wollen. „Es geht um eine performative Zeitung, die sich mit den prekären Arbeitsbedingungen in Kunst und Kultur auseinandersetzt“, kündigt Ewert an. Noch schreiben sie jedoch am Konzept und suchen Finanzierungspartner.
„Uns mangelt es niemals an Ideen, immer am Geld“, erklärt Ewert. Bei Stadt, Land und Stiftungen stellen sie Anträge auf Fördermittel, um ihre Projekte stemmen zu können. „Wir brauchen fünf bis sechs Partner für ein Projekt“, verdeutlicht die Vorstandsvorsitzende den Aufwand.
Da bedeutet der eigenen Raum an der Rottstraße eine Sorge weniger, denn das atelier automatique wird auch als Ausstellungsort genutzt. „Hier kann man seine Arbeiten zeigen. Denn sonst ist es schwer, Räume zu finden“, berichtet Weidlich. Auch Künstler, die keine Vereinsmitglieder sind, können das Atelier für Ausstellungen, Workshops und Performances nutzen.
Die Mitglieder selbst merkten nach einigen Monaten, dass der eine Raum noch nicht all ihren Ansprüchen genügte, und mieteten den angrenzenden Raum dazu – die fabrique automatique, die passend zu ihrem Namen mit einer Werkbank ausgestattet ist. „Im Atelier hatten wir eine gewisse Scheu, Dreck zu machen. Hier haben wir nun einen Raum, in dem man handwerklich arbeiten und zum Beispiel sägen kann“, erklärt Habermehl.

Workshops und Veranstaltungen

Auch die fabrique automatique ist aber nicht nur als Arbeitsort gedacht, sondern dient ebenfalls Workshops und öffentlichen Veranstaltungen. So hat hier schon ein Upcycling-Künstler einen Workshop zum Bauen von Möbeln gegeben.
Etwa ein bis zwei Veranstaltungen pro Monat, die für Publikum bestimmt sind, strebt der Verein im atelier und der fabrique automatique an. Die Termine werden online unter atelierautomatique.de und am schwarzen Brett im Schaufenster an der Rottstraße 14 bekanntgegeben.
Freischaffende Künstler, die Mitglied in der Gemeinschaft zur Förderung und Vernetzung der freien Künste Bochums werden möchten, oder Interessierte, die den Verein als Fördermitglieder unterstützen möchten, können sich über die Website oder per Facebook an den Verein wenden.

Als zweiten Arbeitsraum eröffnete die Gemeinschaft zur Förderung und Vernetzung der freien Künste Bochums neben dem Atelier die fabrique automatique.
Ulrike Weidlich (v.l.), Josefine Rose Habermehl, Kathlina Anna Reinhardt und Helene Ewert gehören zu den Gründerinnen des ateliers automatique.
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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