Ein psychisch Kranker gibt Einblick in seine Welt: Georg Büchners „Lenz“ im Rottstr5-Theater
Linus Ebners Solo „Lenz“ nach Georg Büchners gleichnamiger Erzählung ist im Theater unter den Gleisen an der Rottstraße fast schon ein Klassiker. Ein Besuch lohnt sich allemal – ob zum ersten oder zum wiederholten Mal. Schließlich erlaubt die Inszenierung einen Zugang zur irritierenden Modernität des Stoffes.
Ein Staubsauger und Bruce Springsteens „I'm Goin' Down“ spielen in der Inszenierung eine nicht unwichtige Rolle. Und tatsächlich begegnen einem in Gestalt des Dichters Lenz, wie Georg Büchner sie auf Basis von dessen Briefen und den Aufzeichnungen eines Pfarrers schildert, Leiden, die sich im 21. Jahrhundert explosionsartig zu verbreiten scheinen: extreme Stimmungsschwankungen und selbstverletztendes Verhalten. Sie flankieren Lenzens Abgleiten in den Wahn, das schließlich dazu führt, dass er sich eines Mordes bezichtigt, den er nicht begangen hat. Er arbeitet sich an der christlichen Religion und der idealistischen und realistischen Poetik ab und erlebt immer wieder Momente der Klarheit.
Ebner hat die Bühnenfassung für sein beeindruckendes Solo selbst erarbeitet und verschafft dem Publikum verstörende Einblicke in seelische Untiefen.
Infos
- Der Spielplan des Rottstr5-Theaters findet sich auf www.rottstr5-theater.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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