Dramatisierung von Klaus Manns Roman "Mephisto" im Schauspielhaus

Hendrik Höfgen (Raiko Küster) macht auch unter den Nationalsozialisten Karriere. | Foto: Küster
  • Hendrik Höfgen (Raiko Küster) macht auch unter den Nationalsozialisten Karriere.
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„Klaus Manns ´Mephisto´-Roman ist heute aktuell wie kaum ein anderer Stoff“, begründet Regisseurin Daniela Löffner ihre Entscheidung, gerade dieses Werk im Bochumer Schauspielhaus auf die Bühne zu bringen. Sie führt weiter aus: „Wie in der Endphase der Weimarer Republik sind auch heute die Rechten auf dem Vormarsch. Man denke nur an die Wahlerfolge der AfD und den Zulauf, den Pegida erhält.“
Klaus Manns wohl berühmtester Roman erschien 1936 im Exil. Er thematisiert den Aufstieg eines Schauspielers, der in der Weimarer Republik mit linken Ideen flirtet, aber nach 1933 bereit ist, sich den neuen Machthabern anzudienen. Löffner legt den Schwerpunkt in ihrer Bühnenbearbeitung auf die Zeit der Weimarer Republik. „Es geht um einen Abgleich: Wie sahen die Anfänge der rechten Bewegung in den zwanziger Jahren aus und wie gestalten sie sich heute?“, erklärt die Regisseurin, die ihre Inszenierung durchaus auch als Aufruf zur Wachsamkeit verstanden wissen will. „Deshalb bleibt es auch in der Schwebe“, führt sie aus, „ob die Handlung in der Vergangenheit oder in der Zukunft spielt.“ Die Hauptfigur Hendrik Höfgen (Raiko Küster) unterschätzt die Gefahr, die von den Nationalsozialisten ausgeht. Der talentierte Schauspieler ist hauptsächlich mit seiner Karriere beschäftigt. Trotz seiner Vergangenheit als Salonlinker gelingt es ihm bald, sich mit denen, die ab 1933 die Geschicke Deutschlands bestimmen, gutzustellen.
„Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht eins zu eins“, räumt Daniela Löffner ein. Man ist jedoch (zu) schnell bei der Hand zu konstatieren, dass rechte Strömungen eine gefestigte Demokratie wie die der Bundesrepublik des Jahres 2016 nicht ernsthaft gefährden können. Ein Aufruf zur Wachheit scheint da durchaus am Platz. Dennoch muss gesagt werden, dass die „Mephisto“-Inszenierung mit ihrer Form der Parallelisierung von Vergangenheit und Gegenwart wenig Erhellendes zu Tage fördert. Die literarische Vorlage wird dem legitimen Anliegen untergeordnet, den Demokraten im Theaterzuschauer wachzurütteln. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Frage, wie weit sich die Zustände der Weimarer Republik tatsächlich mit heutigen Gegebenheiten vergleichen lassen, bleibt das Stück allerdings schuldig.
Raiko Küster bietet als Hauptdarsteller allerdings eine beeindruckende Energieleistung. Die anderen Schauspieler – Günter Alt, Friederike Becht, Juliane Fisch, Torsten Flassig, Martin Horn, Henrik Schubert, Michael Schütz, Klaus Weiss und Anke Zillich – sind jeweils in verschiedenen Rollen zu sehen. Vor allem Anke Zillich brilliert als Höfgens Mutter und in der Rolle der Schauspielerin Lotte Lindenthal.

Termine
„Mephisto“ nach Klaus Manns gleichnamigem Roman ist am Freitag, 20. Mai, um 19.30 Uhr wieder im Schauspielhaus, Königsallee 15, zu sehen.
- Weitere Termine: Freitag, 27. Mai, 19.30 Uhr; Sonntag, 29. Mai, 17 Uhr; Freitag, 3. Juni, 19.30 Uhr; Sonntag, 5. Juni, 17 Uhr; Sonntag, 12. Juni, 19 Uhr; Sonntag, 26. Juni, 19.30 Uhr; Samstag, 2. Juli, 19.30 Uhr; Samstag, 9. Juli, 19.30 Uhr.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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