Doch dieser Haifisch hat keine Zähne...
„Dreigroschenoper“ erntet freundlichen Applaus, kann aber nicht wirklich überzeugen
Schon der erste Auftritt setzt den Grundton des Abends: Raiko Küster, der „Finch“, einen der Bettler, spielt, betritt in einer Art Queen-Elisabeth-Kostümierung die Bühne, grimmassiert, stolpert und erklärt, dass man heute abend die „Dreigroschenoper“ geben werde. Das Bemühen um Klamauk und Groteske ist der zweiten Premiere der neuen Schauspielhaus-Spielzeit von der ersten Minute an anzumerken. Leider bleibt das Bemühen den ganzen Abend lang deutlich zu spüren - Leichtigkeit sieht anders aus.
Eigentlich ist Brechts „Dreigroschenoper“ eine sichere Bank: Der Bühnenklassiker ist unzählige Male gespielt, die Songs, die ihre sozialkritischen Texte nur allzu gerne hinter ihren gassenhauer-artigen Melodien verbergen, waren schon für Generationen von Schülern Schulstoff.
Und ein Stück über das Oben und das Unten und die Verhältnisse, in denen der Mensch lebt, in Zeiten einer wieder neu aufflammenden Finanz- und Wirtschaftskrise auf den Spielplan zu nehmen, ist eigentlich auch keine schlechte Idee.
Viel falsch machen konnten Christoph Frick als Regisseur und Bo Wiget als musikalischer Leiter eigentlich nicht - aber leider machen sie auch wenig richtig. Der Abend wirkt zusammen gestückelt aus einzelnen -mehr oder weniger guten - Ideen. Doch eine Intention, die dem ganzen zugrunde liegt, lässt sich nicht ausmachen. Die Handlung hangelt sich zumeist mehr schlecht als recht bis zum nächsten Song. Die Liste der Songs wird brav abgearbeitet, dafür gibt‘s ein ums andere Mal Szenenapplaus des Premierenpublikums. Freilich variieren die stimmlichen Qualitäten der Akteure stark - wahre Gesangsqualität ist für diee Opernparodie vielleicht auch nicht unbedingt ausschlaggebend. Doch stimmlich überzeugen können nur Katharina Lindner, die Frau Peachum spielt, sowie Anke Zillich (Spelunken-Jenny).
Die Schauspieler müssen in dieser unausgegorenen Inszenierung zwangsläufig unter ihren Möglichkeiten bleiben. Selbst Maja Beckmann als Polly Peachum und Nicola Mastroberardino als Mackie Messer können ihr komisches Potential kaum ausspielen; überdies bleibt Mackie Messer seltsam farb- und konturenlos: Den Frauenheld nimmt man ihm ebensowenig ab wie den gewieften Ganoven.
Trotzdem: Vom Premierenpublikum gab‘s langanhaltenden, freundlichen Applaus für Schauspieler und Regieteam.
Weitere Vorstellungen stehen am 16. und 22. Oktober sowie am 6. und 13. November auf dem Spielplan. Weitere Informationen unter Tel.: 3333-5555.
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.