Die Wirbelsäule am seidenen Faden - Ausstellung „Körperwelten“ eröffnet außergewöhnliche Einblicke in den menschlichen Körper

Das Wunder Mensch - Die Ausstellung "Körperwelten" öffnet eine Anatomie-Wunderkamme. | Foto: Molatta
  • Das Wunder Mensch - Die Ausstellung "Körperwelten" öffnet eine Anatomie-Wunderkamme.
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96.500 Kilometer Arterien, Venen und Kapilare trägt jeder von uns im Körper - eine Vorstellung von dieser schier unvorstellbaren Größenordnung gibt eines der Ganzkörperplastinate in der Ausstellung „Körperwelten“, die seit gestern im ehemaligen Lueg-Autohaus an der Hermannshöhe 42 zu sehen ist: blutrot gefärbt, zeigen sie, wie der Transport des Lebenssaftes funktioniert. Eine Ausstellung, die unter die Haut geht - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

„Die Besucher schauen in einen fremden Körper, um den eigenen neu zu entdecken“, fasst der Philosoph und Ethiker Prof. Franz Josef Wetz die Absicht hinter der anatomischen Ausstellung zu sammen, die jetzt erstmals im Ruhrgebiet zu sehen ist. Anatomie erfahre durch die Körperwelten einen „Demokratisierungsprozess“, so seine These: Was einst nur Medizinern vorbehalten war, werde nun jedermann zugänglich gemacht.
Seit 1995 touren die „Körperwelten“ durch die gesamte Welt - über 37 Mio. Besucher haben sie bereits gesehen - für Bochum rechnen die Macher mit etwa 150.000 Besuchern in knapp fünf Monaten.
Dabei gehe es keinesfalls darum, Gruselbedürfnisse zu befriedigen, so Dr. Angelina Whalley - Ärztin, Direktorin des „Instituts für Plastination“ in Heidelberg, konzeptionelle Gestalterin der Ausstellung und Ehefrau von Dr. Gunter von Hagens, dem inzwischen schwer an Parkinson erkrankten Begründer der „Körperwelten“.
Unter dem Titel „Zyklus des Lebens“ vereint die Schau über 200 Exponate, darunter 20 Ganzkörperplastinate. Alle Plastinate, betonen die Macher, stammten aus dem Körperspender-Programm des Heidelberger Instituts. Etwa 13.000 potentielle Spender seien hier registriert.
Die Ausstellungsstücke, die in Bochum zu sehen sind, zeigen das Werden und Vergehen des menschlichen Körpers in tatsächlich all seinen Stadien - vom Zeugungsakt über Embryos bis hin zum Verfall. Dabei sind es neben jenen spektakulären Ganzkörperplastinaten, durch die von Hagens berühmt wurde, vor allem die auf den ersten Blick eher unscheinbaren Exponate, die den Betrachter berühren: Da liegt das gesunde Kniegelenk unter Glas neben einem, das von Arthrose gezeichnet ist, da sehen wir eine Raucherlunge, einen Wasserkopf oder Krebsgeschwüre.
„Man sieht, welch ein Geniestreich der Evolution der menschliche Körper ist - aber genauso seine Zerbrechlichkeit und seine Endlichkeit“, erläutert Prof. Wetz.

Informationen:

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 19. Januar, jeweils montags bis donnerstags von 9 bis 19 Uhr, freitags von 9 bis 21 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 19 Uhr. Karten können im Vorverkauf erworben werden, für Schulklassen werden Führungen angeboten. Weitere Informationen unter www.koerperwelten.de.

Hintergrund: Protest

Gegen die „Körperwelten“ formiert sich Protest, unter anderem des „Deutschen Falun Dafa Vereins“.
Der Vorwurf: Gunter von Hagens verwende für seine Plastinate die Körper von Falun-Gong-Anhängern, die in chinesischen Arbeitslagern zu Tode gefoltert wurden.
Am heutigen Samstag, 31. August, gibt es von 11 bis 17 Uhr eine Kundgebung an der Kortumstraße (Höhe Targo-Bank). Dort wird mit Kurzvorträgen informiert und es liegen Unterschriftenlisten aus.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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