Liebesgeschichte
Die ungewöhnliste Liebe

Herbstliebe - die ungewöhnlichste Liebe
Vor einigen Jahren erlaubte der Wettergott im Ruhrgebiet einen wundervollen Herbst. Warme Sonnenstrahlen nach kurzen, heftigen Regengüssen blitzen durch das schillernde rotgoldene Laub und erinnerten an ein impressionistisches Licht- und Schattenspiel. Ging man durch den kleinen Wald hinter unseren Häusern, knackten Eicheln und Bucheckern unter den Füßen. Unmengen von Kastanien lagen verstreut am Boden, doch es gibt nur noch wenige Kinder, die sie aufhoben und sammeln wollten. Ich schlufte liebend gerne durch das niedergefallene Laub und holte den verbotenen Traum der Kindheit jetzt ausgiebig nach.
Das Wolkenspiel in jenen Tagen glich einem sich ständig verändernden Aquarell in Blau, Grau und Weiß und ich träumte mich in diese unendliche Weite, träumte Wünsche und auch ein bisschen seine Sehnsucht hinein.
Und erst diese Sonnenuntergänge! Ein gigantisches Schauspiel des Farbenrausches. - „Jetzt backen die Engelchen Brot…“ hörte ich meine Großmutter sagen.
An einem dieser wunderbaren sonnigen Herbsttage lernte ich Tina kennen.
Ulrike, meine gute Bekannte, brachte sie spontan mit. Was konnte man an so einem schönen Tag tun? Natürlich ein wenig spazieren gehen, gerade hier, durch unseren Wald.
Genussvoll gingen wir los, und Ulrike und ich hatten Mühe, mit Tina ´s Tempo Schritt zu halten. Mit ihren langen schlanken Beinen ging sie so leichtfüßig wie eine Gazelle, ohne eine Form von Anstrengung. Nach einiger Zeit bot Ulrike mir das „Du“ an, Tina nicht.
Später machten wir es uns in meinem Wohnzimmer gemütlich und lungerten auf der Couch. Während Ulrike und ich etwas erschöpft waren, war Tina der Spaziergang in keiner Weise anzumerken. – Was für eine bewundernswerte Kondition! – dachte ich.
Ich servierte Ulrike Kaffee, während Tina lieber Wasser wollte.
Seit dieser Zeit kamen die beiden öfter und jedes Mal begann unser Treffen mit einem Spaziergang im Herbstwald. Eines schönen Tages blieb Tina auch ohne Ulrike bei mir.
Tina war, wie gesagt, schlank, langbeinig – und blond – echtblond. Ihre wunderschönen braunen Augen schauten gelassen, sanft und gutmütig, so dass ich meinte, mich in ihnen zu verlieren. Ihre Bewegungen waren ebenfalls sanft, sanft und geschmeidig. Und ihre Lippen… groß, voll und weich.
Wenn ich sie ansah, fragte ich mich, wie jemand so vollkommen ausgeglichen sein konnte.
Nie wurde sie grob, heftig oder gar ungehalten. Dieses friedfertige Gemüt gab mir Grund zur Freude, zur Bewunderung.
Eines Abends blieb Tina auch über Nacht bei mir. Wir schliefen in meinem Doppelbett. Eng an mich gekuschelt, war sie sofort eingeschlafen. Ich hatte meinen Arm unter ihren Kopf gelegt, und er wurde ganz steif. Ich wollte mich nicht bewegen, um sie nicht im Schlaf zu stören. Sie schnarchte etwas, aber es war wunderbar.
Manchmal kämmte ich ihr ihre langen, blonden Haare, und sie genoss es. Dabei erzählte ich ihr ausgedachte Geschichten, wie man sie Kindern vor dem Einschlafen erzählt. Wenn ich enden wollte, hob sie ihren Kopf mit den schönen Augen leicht in die Höhe, sah mich an und forderte mich auf, weiterzumachen. Auf diese Weise verbrachten wir lange Nachmittage, zusammen gekuschelt.
Natürlich gingen wir viel spazieren, weil sie die Natur genauso liebte wie ich. Stundenlang streiften wir durch die Wälder im stillen Einvernehmen, ohne Worte zu verlieren. Wenn wir dann zu Hause ankamen, waren wir oft bis zu den Knien mit Lehm verschmiert.
Es war eine phantastische Zeit, und ich fühlte mich wirklich verstanden und geliebt. Auch wenn Ulrike kam, blieb Tina in meiner Nähe, so dass Ulrike schon etwas eifersüchtig wurde.
Leider – wie bei jeder großen Liebe, war es dann irgendwann vorbei. Ulrike gewann sie wieder für sich, und seitdem war es aus mit unserer so tiefen Freundschaft.
Tina ging ohne Bedauern und ich vermisste sie so sehr.
Aber das Beste habe ich ja noch gar nicht erzählt. Sie konnte mit ihrer großen Zunge lecken, zärtlich und fordernd zugleich. Sie liebkoste mein Gesicht, meine Hände, meine Arme. Wenn ich sie in Schranken weisen wollte, wurde sie fast ein wenig ungestüm.
Wenn ich an sie denke, so schlank und blond und sanft… Tina…meine Tina…auf ihren weichen, vier Hundepfoten.

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

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