Die Triennale wird internationaler - Heiner Goebbels setzt für das Festival neue Schwerpunkte

„Ich bin mir sicher, unser Publikum ist neugierig.“ Genau auf diese Neugier setzt Heiner Goebbels, neuer künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale. Im zehnten Jahr seines Bestehens richtet sich das Kulturfestival noch internationaler aus als in der Vergangenheit und schlägt in diesem Jahr verstärkt die Brücke zur bildenden Kunst und zur Performance. „International Festival of the Arts“ - diesen (Unter-)Titel trägt die Ruhrtriennale von nun an selbstbewusst.

Vom 17. August bis zum 30. September verwandeln über 30 Produktionen - darunter rund 20 Uraufführungen, Neuproduktionen und Deutschlandpremieren - sowie zahlreiche Konzerte und Gastspiele Industriedenkmäler im Ruhrgebiet in spektakuläre Aufführungsorte. Neu dabei sind in diesem Jahr unter anderem das Essener Museum Folkwang und die Bottroper Halde Haniel. Doch auch die Jahrhunderthalle und der Westpark werden 2012 wieder zu Spielorten der Triennale.

Den Westpark verwandelt Rafael Lozano-Hammer vom 17. August bis zum 16. September in den „Pulse Park“ - eine interaktive Installation, die die Besucher mit ihren Herzschlägen zum Leben erwecken und so ein Lichtermeer zum Leuchten bringen können.

Die Jahrhunderthalle wird zur Bühne für einen der Höhepunkte des Festival-Programms: Heiner Goebbels inszeniert in ihrer offenen Architektur John Cages Oper „Europeras 1 & 2“ - seine wohl radikalste Musiktheater-Arbeit. Seit ihrer von Cage selbst eingerichteten Uraufführung 1987 in Frankfurt ist sie - bis auf eine Ausnahme - nie wieder aufgeführt worden. Die Premiere ist am 17. August. Daneben wird Heiner Goebbels auch die Uraufführung seiner neuesten Musiktheaterproduktion „When the mountain changed its clothing“ mit der Carmina Slovenica aus Maribor in der Jahrhunderthalle zeigen. Die 40 Mädchen des Chores im Alter zwischen 10 und 20 Jahren konfrontieren die Zuschauer mit Geschichten und Fragen zum Aschied von ihrer Kindheit. Premiere ist am 26. September.

Ein Programmschwerpunkt 2012 ist dem Tanz gewidmet - einge der wichtigsten internationalen Choreographen sind eingeladen. Während PACT Zollverein in Essen naturgemäß Zentrum des Tanzprogrammes ist, wird die Jahrhunderthalle am 24., 25. und 26. August zum Spielort einer einzigartigen Doppelinszenierung bei Sonnenuntergang - und Sonnenaufgang des folgenden Tages: Anne Teresa de Keersmaeker zeigt hier mit der Gruppe „Rosas“ die Stücke „En Atendant“ und „Cesena“. Die Inszenierungen machen sich die verglaste Jahrhunderthalle mit ihrem natürlichen Wechselspiel von Hell und Dunkel zunutze.

Zur Konzerthalle wird die Jahrhunderthalle für die Bochumer Symphoniker: Am 9. September präsentieren sie hier unter der Leitung von Steven Sloane mit Ligetis „Atmosphères für Orchester“ und Schostakowitschs 7. Symphonie zwei orchestrale Werke, deren ästhetische Haltung kaum konträrer sein könnte.
Das Triennale-Programm für Kinder und Jugendliche heißt ab sofort „No Education“ und will verstärkt Studierende einbinden. Kinder sind die Experten der unabhängigen Festival-Jury „Children’s Choice Awards“, die ihren Preis am 30. September in der Jahrhunderthalle übergibt. Außerdem werden Kinder zu Bauherren des Projekts „Our CenturY“, einer großen Installation rund um die Jahrhunderthalle, die am 18. August eröffnet wird. Der Westpark wird darüber hinaus zum Festivalcampus: Studierende von rund zwölf europäischen Kunsthochschulen und Theaterinstituten besuchen Produktionen der Ruhrtriennale und nehmen an Seminaren und Workshops teil, die das Festival begleiten.