Die Stadtwerke fördern das Rottstr5-Theater auch weiterhin - Zeit für einen Rückblick auf das, was in der Vergangenheit durch das Sponsoring des Energieversorgers realisiert werden konnte

Dass "Warten auf Godot" immer noch gelegentlich auf dem Spielplan des Rottstr5-Theaters zu finden ist, ist auch dem Sponsoring der Stadtwerke zu verdanken. | Foto: Michalak
  • Dass "Warten auf Godot" immer noch gelegentlich auf dem Spielplan des Rottstr5-Theaters zu finden ist, ist auch dem Sponsoring der Stadtwerke zu verdanken.
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Viele Bochumer kennen die Bürgerprojekte der Stadtwerke: Gruppen und Institutionen können sich hier um eine Fördersumme zwischen 2.500 und 15.000 Euro bewerben. Alle interessierten Bochumer können ihre Stimme für das von ihnen favorisierte Vorhaben abgeben. Daneben fördert der Energieversorger auch Zukunftsprojekte, die sich um eine Summe zwischen 25.000 Euro und 150.000 Euro bewerben können, die über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren gestückelt werden kann. Hier entscheidet der Aufsichtsrat der Stadtwerke Bochum Holding GmbH, welche Projekte und Institutionen aus den Bereichen Bildung, Soziales, Kultur und Sport zum Zuge kommen sollen. So konnte etwa der Stadtsportbund seinen mobilen Hochseilgarten realisieren. Im kulturellen Bereich wurde für den Zeitraum von 2015 bis 2017 unter anderem das Rottstr5-Theater ausgewählt. Auch 2018 bis 2020 wird diese Förderung für die Off-Bühne fortgesetzt – nunmehr mit 20.000 Euro pro Jahr. Zeit für einen Rückblick auf das, was seit 2015 mit den Sponsorengeldern umgesetzt werden konnte.

„Wir haben keinen ausreichend großen festen Etat, um alle unsere Vorhaben umsetzen zu können“, zeigt Theaterleiter Hans Dreher auf, warum ein solches Sponsoring für das einzigartige Theater unter den Gleisen in der Bochumer Innenstadt so wichtig ist. „Wir haben“, nennt er die Größenordnung, „von 2015 bis 2017 jährlich 15.000 Euro erhalten. Ausschlaggebend für die Förderung ist die überregionale Strahlkraft des Theaters. Wir haben einen besonderen Ansatz, weil wir mit der Rohheit unserer Produktionen zur Theatertradition zurückkehren.“ So konnte das Theater, das seit 2009 das Kulturangebot der Stadt bereichert, durch die Fördermittel jährlich fünf Theaterproduktionen realisieren, die den jeweiligen Künstlern ein besonderes Anliegen waren – Herzensprojekte eben.

"Warten auf Godot" weiter auf dem Spielplan

Auch schon in der Zeit vor 2015 hat das Rottstr5-Theater von der Förderung der Stadtwerke profitiert, die 2013 ein entsprechendes Sponsoring-Konzept eingeführt hat.
„Warten auf Godot“ in der Regie des renommierten Schauspielers Marco Massafra hatte bereits 2014 Premiere und mauserte sich zum Publikums- und Kritikerliebling – stünde ohne das Engagement der Stadtwerke aber vermutlich nicht mehr auf dem Spielplan. Leander Gerdes ist nämlich mittlerweile am Theaterhaus Jena engagiert. Dreher erläutert: „Dadurch fallen Reisekosten an. Außerdem haben wir fünf Schauspieler auf der Bühne – für die Rottstraße eine große Besetzung. Die Terminsituation macht Aufführungen schwierig. Immerhin können wir das Stück vier- oder fünfmal im Jahr spielen.“

Der Nachwuchs kommt zum Zuge

Das Rottstr5-Theater legt besonderen Wert darauf, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, an außergewöhnlichen Theaterprojekten mitzuwirken, und wird so auch seiner sozialen Verantwortung gerecht. Viel Anklang fand die im August 2016 erstmals aufgeführte Theaterversion von „Clockwork Orange“ nach Anthony Burgess' Roman und Stanley Kubricks berühmter Verfilmung. Realisiert wurde sie vom Ensemble „young'n'rotten“, das aus (noch) nicht-professionellen Schauspielern zwischen 16 und 25 Jahren besteht und schon seit 2010 die Bochumer Theaterlandschaft mit seinen Inszenierungen bereichert. Einige der Mitwirkenden aus „Clockwork Orange“ besuchen mittlerweile eine Schauspielschule. Seit Kurzem steht die neue „young'n'rotten“-Produktion auf dem Spielplan: „Alice“, eine sehr freie Adaption von „Alice im Wunderland“. In einem weiteren „Herzblut“-Projekt des Theaters, das mithilfe der Stadtwerke realisiert werden konnte, nämlich „American Psycho“, steht Ronja Sczepanski auf der Bühne, die zuvor im Jugendensemble Erfahrungen gesammelt hat.
Ein weiteres Aushängeschild des Rottstr5-Theaters ist das Kinderensemble „Die Truffaldinos“, das Theater für die ganze Familie auf die Bretter bringt. Im November 2016 durfte „Der kleine Vampir“ erstmals sein Unwesen an der Rottstraße treiben. Der Zeitpunkt ist dabei kein Zufall: Zur Adventszeit wird jeweils ein Stück für die ganze Familie von den kleinen Schauspielern einstudiert.

Intensives Theatererlebnis auch für Gehörlose

„Was Vorstellungen für Gehörlose betrifft“, sagt Theaterleiter Hans Dreher nicht ohne Stolz zu einem weiteren Herzensprojekt, „sind wir beinahe Monopolisten.“ Im April 2013 wurde „Fight Club“ unter Mitwirkung zweier entsprechend ausgebildeter Dolmetscherinnen für diejenigen aufbereitet, die nicht hören können – ein Beitrag zur Inklusion ins kulturelle Leben Bochums. Dreher merkt jedoch an: „Gehörlose und hörende Zuschauer halten sich bei solchen Vorstellungen zahlenmäßig die Waage. In einem kleinen Theater wie unserem sind die Dolmetscher überall sichtbar. Solche Aufführungen sind allerdings sehr teuer. Gerade bei 'American Psycho' hat sich der Ansatz jedoch gut bewährt.“ - Durch die Förderung der Stadtwerke war es möglich, im Jahre 2016 auch „Schutt“ gehörlosen Zuschauern zugänglich zu machen, wobei die Dolmetscher – anders als in Aufführungen für ein gehörloses Publikum an anderen Theatern – Teil der Inszenierung werden.

Kooperation mit den BoSy

Noch ein weiteres Vorhaben, das Hans Dreher besonders am Herzen liegt, konnte durch die Finanzspritze der Stadtwerke Wirklichkeit werden. Schon 2011 hatte das Rottstr5-Theater seine „Nibelungen“-Reihe herausgebracht. Zu diesem Zyklus gehört auch „Hagens Klage“: eine Rock-Oper mit zwei Schauspielern und vier Musikern in der Regie von Oliver Paolo Thomas. Die Bochumer Symphoniker schlugen dem Rottstr5-Theater 2014 vor, in den urigen Räumlichkeiten unter den Brückenbögen eine gemeinsame Arbeit umzusetzen. „Hagens Klage“ wurde daraufhin völlig neu bearbeitet. „Am Ende standen vier Musiker der BoSy und vier Musiker aus dem Umfeld des Rottstr5-Theaters gemeinsam auf der Bühne. Dreimal sind sie gemeinsam aufgetreten; wir hätten das Ganze auch noch zehnmal ausverkaufen können, aber es kam aus terminlichen Gründen nicht zu weiteren Aufführungen. Die Abende zauberten allen Beteiligten ein Lächeln ins Gesicht“, erinnert sich Dreher.

Junge Regisseure lernen die freie Theaterszene kennen

Auch die Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste profitiert vom Sponsoring der Stadtwerke – in diesem Rahmen können Nachwuchsregisseure ein Stück inszenieren und dabei die Arbeitsbedingungen der freien Theaterszene kennenlernen. Dabei wurde in diesem Jahr unter anderem unter Beweis gestellt, dass sich „Ödipus“ in einer knappen Stunde auf der Bühne erzählen lässt.

Ein Blick in die Zukunft

Seinen künstlerischen Schwerpunkt für die nächsten Jahre hat das Rottstr5-Theater bereits festgelegt: Unter dem Motto „Last Exit: Utopia“ sollen mögliche Zukunftsbilder befragt werden. In der ersten Phase des Projekts sollen drei klassische Dystopien auf der Agenda stehen: George Orwells „1984“, Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ und Ray Bradburys „Fahrenheit 451“. Verschiedene flankierende Veranstaltungen sind geplant. Auch „young'n'rotten“ ist mit einer Stückentwicklung mit von der Partie, wenn es um die Auseinandersetzung mit Utopien geht. Jetzt ist es amtlich: Die Stadtwerke unterstützen das Rottstr5-Theater finanziell dabei, „Last Exit: Utopia“ in die Tat umzusetzen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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