„Die Schüler waren meine Kinder“ Schauspiel-Dozent lebt heute zurückgezogen

Unzähligen Mimen hat Prof. Klaus Boltze das beigebracht, was besonders schwer ist: Die Kunst der Komik. Foto: Gorny | Foto: Gorny
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„Meine Schüler waren meine Kinder“, sagt Prof. Klaus Boltze. Unzählige Mimen hat der 83-Jährige als Dozent für Schauspiel das gelehrt, was besonders wehtut: Die Kunst der Komik. Inzwischen hat er der Bühne und der Schauspielschule adieu gesagt und lebt zurückgezogen im Katharina-von-Bora-Haus. Vergessen haben ihn seine „Ehemaligen“ aber nicht.

Zum Schauspieler fühlte er sich berufen, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, als er mit gerade einmal 17 Jahren an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin aufgenommen wurde. „Ich war der jüngste Schüler“, erinnert sich Klaus Boltze.

Als Schauspiellehrer, insbesondere für Pantomime und Clownerie, fand er Beruf und Berufung. Und war seinerzeit wieder der Jüngste: „Ich war Anfang 20, so alt wie meine Schüler“, erzählt der gebürtige Sachse. Boltze hatte damals ein Engagement bei Generalintendant Harry Buckwitz an den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main, als sein Lehrtalent bei der Arbeit mit Laiendarstellern entdeckt wurde. Hans Schalla, der das Bochumer Schauspielhaus von 1949 bis 1972 als Intendant leitete, holte ihn dann an die Ruhr. Über 30 Jahre lehrte er an der Westfälischen Schauspielschule.
„Man muss seine persönlichen Strukturen mitnehmen in die Rolle, nur dann wird es real“, nennt Klaus Boltze als wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Schauspielausbildung. Und das kann, gerade im komischen Fach, sehr wehtun.

„Man muss herausfinden, wo man komisch ist“, erklärt er. „Man selber findet das vielleicht gar nicht lustig, aber die Leute lachen sich tot.“ Boltze bringt es nachdrücklich auf den Punkt: „Menschen lachen, wenn jemand in der Scheiße sitzt.“

Mit Lakritz als Belohnung munterte der Dozent die Schüler wieder auf.
Obwohl sich Bochum zum Fixpunkt entwickelte, ist Klaus Boltze viel herumgekommen. Er gab Gastspiele bei Schauspielschulen in München, Leipzig und Köln. Bereiste die Welt, hielt sich sehr lange in Indien auf, wo er mit der Lehre des im vergangenen Jahr verstorbenen Gurus Sathya Sai Baba in Kontakt kam, nach dessen Devise er lebt. Bis weit über das Rentenalter hinaus zog es ihn regelmäßig nach Hamburg. Dort unterrichtete er an der Hochschule für Musik und Theater Pantomime und Clownerie. Das Abschlussfoto seines letzten Kurses hat selbstverständlich einen Ehrenplatz an der Zimmerwand im Katharina- von-Bora-Haus erhalten. Dort lebt Klaus Boltze seit über zweieinhalb Jahren, seitdem er nach mehreren Schlaganfällen in seiner Wohnung in Stiepel nicht mehr zurechtkam.

Jahrzehntelang hat er im öffentlichen Leben gestanden und sich mit Menschen umgeben, nun ist er gerne allein. „Ich habe so viel gearbeitet“, sagt Klaus Boltze, „irgendwann hat man das Recht, sich zurückzuziehen“. Gezwungenermaßen pendelt er permanent zwischen seinem Zimmer und dem Balkon seiner Wohngruppe. „Als Raucher ist man verdammt.“
Seine Schüler haben ihn nicht vergessen. Klaus Boltze bekommt häufig Besuch, obwohl er keine Angehörigen hat. Dafür geben sich Theater-, Film- und Fernsehschauspieler die Klinke in die Hand. Nicht alle sind allgemein bekannt, aber auch echte Hochkaräter lassen sich im Katharina- von-Bora-Haus blicken: Richy Müller, Charakterdarsteller und seit 2008 als Hauptkommissar Thorsten Lannert im Tatort aus Stuttgart zu sehen, oder Peter Lohmeyer („Das Wunder von Bern“) samt Lebensgefährtin Sarah Wiener wurden beispielsweise in letzter Zeit in der Alteneinrichtung am Bochumer Stadtpark gesichtet. Nicht gerade seine einfachsten Schüler, erinnert sich Prof. Klaus Boltze. „Aber ich habe sie akzeptiert als Menschen.“Jens-Martin Gorny/ „Spätschicht“

Unzähligen Mimen hat Prof. Klaus Boltze das beigebracht, was besonders schwer ist: Die Kunst der Komik. Foto: Gorny | Foto: Gorny
Einen Ehrenplatz hat das Bild seiner letzten Abschlussklasse bekommen. Foto: Gorny | Foto: Gorny
Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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