Liselotte-Rauner-Stiftung verwaltet seit 20 Jahren dichterisches Erbe
Die Lyrik im Fokus
Ihr 20-jähriges Jubiläum hat am Wochenende die Liselotte und Walter Rauner Stiftung im Haus Kemnade gefeiert. Unter anderem Volker W. Degener, Schriftsteller und Vorsitzender der Stiftung, und drei Schülerinnen der Liselotte Rauner-Schule veranschaulichten das Leben und die Werke der Wattenscheider Schriftstellerin.
Von Laura Kämper
Liselotte Rauner hatte erst in einem Alter von 50 Jahren angefangen, ihre Werke zu veröffentlichen. Darunter war neben zahlreichen gut verständlichen Texten auch die ein oder andere Schallplatte. Im Jahr 1986 wurde sie mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet und erhielt 1993 für ihre Werke die Ehrenplakette der Stadt Bochum. „Als Mensch hat sie viel über das Ruhrgebiet geschrieben, war nah an ihren Mitmenschen dran und hat Gedichte über die Lebenswünsche anderer verfasst“, weiß Degener. „Dabei hatte sie einen kritischen Standpunkt gegenüber der allgemeinen Politik.“
„Entstanden ist die Stiftung, als nach dem Tod von Liselottes Ehemann ihr Freunde ihre Werke und die verbleibenden Rücklagen ihres Ehemannes erhalten wollten“, erzählt Degener, der selbst einer dieser Freunde gewesen war. „Sie wusste schließlich selbst, wie schwer es ist, als Lyrikerin zu leben und ein bequemes Leben führen zu können.“ Mit einem Startkapital von 100.000 Euro wurde die Stiftung schließlich im Jahr 1998 gegründet und seither konnten zahlreiche Veranstaltungen und Veröffentlichungen durch sie finanziert werden. „Wir möchten uns vor allem für die junge Lyrik in Nordrhein-Westfalen einsetzen und geben dafür Publikationshilfen“, erklärt Degener. „Die Konkurrenz ist mit der Zeit immer größer geworden, weil es mittlerweile zahlreiche Publikationsmöglichkeiten gibt.“
Um junge Menschen zum Schreiben zu motivieren, organisiert die Stiftung, die unentgeltlich vom Kulturbüro der Stadt Bochum verwaltet wird, außerdem auch Lyrik-Wettbewerbe oder Schreibwerkstätten an Schulen, wie etwa die Schreibwerkstatt der Kinderbuchautorin Anja Kiel, die in diesem Jahr zum vierten Mal die Liselotte Rauner-Schule in Wattenscheid besucht hat.
Schreiben motiviert die Schüler
Drei der Achtklässlerinnen, die an der Schreibwerkstatt im Sommer teilgenommen hatten, lasen ihre Texte dem Publikum vor. Dabei ging es um die Zukunft: Die Wünsche und Vorstellungen der Mädchen, wie sich ihr familiäres Leben und die Beziehung zu Freunden entwickeln wird, welche technologischen Fortschritte sie erleben werden und wo sie leben wollen. Außerdem lasen sie ausgesuchte Gedichte von Liselotte Rauner vor.
„Das besondere an der Arbeit mit Schulklassen sind immer die unterschiedlichen Voraussetzungen, die die Schülerinnen und Schüler mit sich bringen“, erzählt Anja Kiel. „Ich merke aber immer, dass die ganze Klasse mit viel Motivation an die Schreibwerkstatt heran geht und dass die Jugendlichen sich mit dem Schreiben beschäftigen möchten.“ Bewährt hat sich dabei das Thema „Zukunft“, weil darunter wohl jeder eine eigene Vorstellung und eigene Assoziationen hat. „Ich möchte den Jugendlichen vermitteln, dass die Sprache ein Instrument ist, um Gefühle und Gedanken zu verdeutlichen. Sprache kann auch Spaß machen, in der Schule kommt man aber nur wenig außerhalb des Deutschunterrichts mit ihr in Kontakt“, erklärt Kiel. Auch Volker Degener ist von dem Workshop überzeugt: „Wir bekommen jedes Jahr viele positive Rückmeldungen von der Schule.“
Autor:Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr |
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