Die Fidena führt Großes im Schilde

"Fidena...  ist auch mal kacke..." Ein neues Erscheinungsbild hat sich die Fidena mit Hilfe der Bochumer Agentur "Oktober" gegeben - ein Gedicht, aus dem man nach Belieben einen Ausschnitt wählen kann, prägt das optische Erscheinungsbild. | Foto: Molatta
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  • "Fidena... ist auch mal kacke..." Ein neues Erscheinungsbild hat sich die Fidena mit Hilfe der Bochumer Agentur "Oktober" gegeben - ein Gedicht, aus dem man nach Belieben einen Ausschnitt wählen kann, prägt das optische Erscheinungsbild.
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Figurentheaterfestival blickt nach Asien - 27 Gruppen aus 11 Nationen zeigen, wie facettenreich Figurentheater sein kann

Die Fidena hatte bei ihrer 50. Auflage die Grenzen des zeitgenössischen Figurentheaters ausgelotet und sich vielfach im experimentellen Grenzbereich zur bildenden Kunst bewegt. In diesem Jahr geht Festivalchefin Annette Dabs einen Schritt zurück und legt einen inhaltlichen Schwerpunkt auf die Ursprünge des Figurentheaters.

"Man muss wissen, wo man herkommt", macht sie deutlich, dass das diesjährige Programm keineswegs ein Rückschritt hin zum konventionelleren "Puppentheater" sei – im Gegenteil. Die Wiege des modernen, zeitgenössischen Figurentheaters, so Dabs, liege in Asien. Und so gibt es diesmal bei der Fidena verschiedene traditionelle Theaterformen zu entdecken, die in dieser Form in Europa bislang kaum zu sehen waren und eine Folie liefern, um jedes zeitgenössische Figurentheater zu sehen. So spannt das Festival einen inhaltlichen Bogen von den weltweit ältesten Figurentheatertraditionen – wie dem indischen Handpuppenspiel (am 4. und 5. Mai in der Zeche 1) – bis zum avantgardistischen Materialtheater Westeuropas.
Neun Tage lang, vom 4. bis zum 12. Mai, macht die Fidena Bochum zum Mittelpunkt der Figurentheaterwelt. Und das ist durchaus wörtlich zu begreifen, schließlich reisen die eingeladenen Künstler aus Japan, Vietnam, Indonesien, Indien, Israel, Russland, dem Libanon, Tschechien, Belgien und natürlich auch aus verschiedenen Städten Deutschlands ins Ruhrgebiet.

Auch Vorstellungen für die ganze Familie

Zwar ist das 1958 begründete Figurentheaterfestival das traditionsreichste in der Riege der Bochumer Festivals, doch ist es längst keine rein Bochumer Veranstaltung mehr. In diesem Jahr treibt die Fidena ihre Regionalisierung weiter voran: Neben Herne und Essen ist Hattingen in diesem Jahr erstmals Spielort der Fidena. "Das war eigentlich längst überfällig", gibt die Hattinger Kulturdezernentin Beate Schiffer zu und freut sich, dass gleich zum Hattinger Fidena-Debüt eine der spektakulärsten Produktionen des diesjährigen Programms dort zu sehen ist: Das Saigon-Wasserpuppen-Theater ist am 7. und 8. Mai in der Gebläsehalle der Henrichshütte zu Gast. Es ist eines von Vietnams Kulturschätzen und blickt auf eine tausend Jahre alte Tradition zurück. Die Wasserflächen der Reisfelder lieferten ihm einst die Bühne.
Dass diese außergewöhnliche Darbietung, die die in ihrer Heimat in den 1980er Jahren schon so gut wie ausgestorben war, ausgerechnet in den Überresten der fast schon ausgestorbenen Stahl-industrie zu sehen ist, hat auch rein praktische Gründe: "Wir mussten erst mal einen Ort finden, der 35.000 Kubikmeter Wasser tragen würde", sagt Annette Dabs schmunzelnd. Das Gastspiel ist ein logistisches Großprojekt: Schon jetzt sind die Container mit den Requisiten, Instrumenten und Kostümen auf dem Seeweg aus Vietnam Richtung Hamburg unterwegs. 18 Künstler – Figurenspieler ebenso wie Musiker – werden sich auf den Weg nach Deutschland machen. "Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Kunststiftung des Bundes könnte unser Asien-Schwerpunkt nicht finanziert werden", so die Festival-Leiterin.
Das Wasserpuppen-Theater ist zudem – wie viele andere Inszenierungen im Festivalprogramm auch – eine Aufführung, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet ist. Dieser Aspekt liegt Annette Dabs stets am Herzen. "Unser Kinderprogramm ist mit genauso viel Anspruch gemacht wie das Programm für Erwachsene", betont sie. Neben expliziten Kinderstücken gibt es eine Vielzahl von Produktionen, die sich an ein erwachsenes wie jugendliches Publikum gleichmaßen richten.

Eigenproduktion "Moondog" zur Eröffnung

Erstmals in ihrer fast 60-jährigen Geschichte wird die Fidena in diesem Jahr selbst Produzent. Jedoch will Annette Dabs noch nicht zu viel über die Uraufführung verraten, die das Festival am 4. Mai in den Kammerspielen eröffnen wird. Gewiss ist: Es handelt sich um eine – nicht nur musikalische – Hommage an den Komponisten Louis Thomas Hardin alias "Moondog", der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Dabs selbst führt Regie und hat mit dem Musiker und Moondog-Schüler Stefan Lakatos sowie der bildenden Künstlerin Stefanie Oberhoff als Ausstatterin zwei Partner gefunden, mit denen sie das Projekt stemmt. Und auch das technische Team des Schauspielhauses hat einen nicht geringen Anteil am Gelingen des Projektes. "Ich ziehe meinen Hut vor ihnen", sagt Annette Dabs. "Die Mitarbeiter aus allen Werkstattbereichen haben direkt ihre Zusage gegeben, obwohl sie gar nicht wussten, was auf sie zukommt." So entsteht derzeit im Malersaal des Schauspielhauses ein Objekt, das im Zentrum dieses Moondog-Abends stehen wird. Um was es sich dabei handelt, wollen Annette Dabs und Stefanie Oberhoff nicht verraten. Nur so viel: "So etwas hat es noch nie gegeben!"

DIE FIDENA IN ZAHLEN UND FAKTEN:

Die 51. Auflage des Figurentheaterfestivals Fidena findet vom 4. bis 12. Mai statt.
 Neben Bochum sind Herne, Essen und erstmals Hattingen als Spielorte mit dabei.
 Insgesamt sind 30 Produktionen in 48 Vorstellungen an zehn Spielorten zu sehen.
 Darüber hinaus sind Vorstellungen in Flüchtlingsunterkünften geplant.
 Unter den Produktionen finden sich sieben deutsche Erstaufführungen und eine Uraufführung.
 In Bochum sind die Kammerspiele, das Prinz-Regent-Theater und die Zeche 1 sowie das Theater und die Kunsthallen Rottstr5 Spielorte.
 Ein Festival-Zentrum wird in den Rottstr5-Kunsthallen eingerichtet. Dort treffen sich Akteure und Zuschauer und es gibt an allen Festivaltagen ab 22 Uhr ein eigenes Rahmenprogramm.
 Die 200 Mitwirkenden kommen in diesem Jahr aus 11 Ländern ins Ruhrgebiet.
Karten können unter Tel.: 0234/47720 oder 0234/47729 sowie unter karten@fidena.de reserviert werden.
 Karten für die Vorstellungen im Schauspielhaus gibt es unter Tel.: 0234/3333-5555 oder www.schauspielhausbochum.de.
 Alle Informationen rund ums Festival finden sich unter www.fidena.de.

Die Fidena hat in diesem Jahr auch einen Videopreis für Besucher ins Leben gerufen - alle Infos dazu finden Sie hier:
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Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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